Liebe Leserinnen und Leser, die Weihnachtsfesttage sind vorüber, das neue Jahr hat begonnen und wir sind schon wieder im ganz normalen Alltag. Und dennoch sind diese Tage um Weihnachten und dem Jahreswechsel nicht ganz normal – diese Tage berühren uns immer wieder aufs Neue. Gerade Weihnachten steht in den Herzen vieler voller Gegensätze. Das habe ich auch dieses Mal in den unterschiedlichsten Begegnungen in den Krankenhäusern, auf Palliativstationen oder im Altenheim erlebt.
Unser Leben lebt eben von den Gegensätzen. Doch was nehmen wir mit hinein in unseren Alltag, was schenkt uns Zuversicht? Für mich ist das Weihnachtsgeschehen von der Geburt Jesu eine hoffnungsvolle Botschaft, die mich gerade in diesem kontrastreichen Alltag unendlich trägt. Wenn Gott als kleines Kind zur Welt kommt, dann möchte er besonders jene Herzen erreichen, in denen Dunkelheit herrscht und die voller Fragen und Zweifeln sind. Er kommt also zu jenen, die nicht wissen, wie ihr Leben weitergeht, wie lange sie nach einer Krebsdiagnose noch leben werden und ob sie jemals wieder eine Arbeitsstelle bekommen.
Dieser Gott, der als Mensch zur Welt kam, kann die Dunkelheiten und Fragen unserer Zeit nicht wegnehmen, aber er stellt sich ihnen zur Verfügung, er geht mit ihnen alle Wege mit dieser festen Zusage, dass er gerade die Traurigen und Verzweifelten nicht allein lässt. Und das ist Segen in Vollendung, nachdem wir uns gerade in diesen Tagen unendlich sehnen.
Schließlich stehen wir am Beginn eines neuen Jahres. Was wird es wohl bringen? Gerade deshalb tut es so gut, wenn man sich und dem Anderen ein gesegnetes neues Jahr wünscht. Ich verbringe seit 23 Jahren mit vielen Mitchristen und Weggefährten die Silvesternacht in der Kirche, um ganz bewusst mit Gottes Segen in ein neues Jahr zu gehen. Diese tiefgründige Nähe, dieser wohltuende Geist und diese innere Berührung lässt mich getrost meinen Lebensweg weitergehen, auch wenn ich weiß, dass es auch dieses Jahr ein Weg mit vielen Höhen und Tiefen sein wird.
Segen zu leben und Segen weiterzuschenken ist unendlich wichtig. Nahezu jeden Tag segne ich vom Neugeborenen bis zum sterbenden Menschen in den unterschiedlichsten Situationen. Und jeder ist dankbar für dieses wertvolle und unbezahlbare Geschenk. Vielleicht entdecken wir gerade in diesen Tagen wieder die Heilkraft und die tiefe Bedeutung des Segens. Denn jemanden zu segnen und ihn dadurch tief in der Seele zu berühren, ist ein wichtiger und großartiger Akt der Nächstenliebe, aber auch eine große Chance, Beziehungen zu pflegen oder gar neu zu beleben.
Ich wünsche Ihnen von ganzem Herzen einen guten Weg in den Alltag, und dass wir nicht nur in das Jahr 2024 nach Christus, sondern in ein neues Jahr mit Christus gehen. Gottes Segen begleite Sie jeden Tag aufs Neue! Friede auf Erden!
Der Autor Manfred Griebel ist Diakon und Krankenhausseelsorger in der Pfarrei St. Kilian Haßfurt.