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Haßfurt
Wort zum Wochenende: Den Realitäten ins Gesicht schauen
Anne Salzbrenner.
Foto: Martina Enzmann | Anne Salzbrenner.
Anne Salzbrenner
 |  aktualisiert: 07.09.2024 02:30 Uhr

Nächste Woche ist die lange Sommerpause zu Ende, das neue Schuljahr beginnt. Ich hoffe aufrichtig, dass alle wieder dazu zurückkehren, was zu tun ist und sich nicht mehr durch zu viel Zeit, noch mehr in den Wahnsinn, in Panik und Hektik treiben lassen.

Es wäre gut, wenn wir als Einzelmenschen und als Gesellschaft im Urlaub so viel Kraft getankt hätten, dass wir den Realitäten ins Gesicht schauen, ohne in Panik zu verfallen. Es wird uns nichts bringen, den Fragen nach Schuld nachzujagen, oder gar weiter Sündenböcke zu benennen.

So wie unsere Schüler ins neue Jahr starten müssen, ohne an den Noten des vergangenen Schuljahres festzuhalten, so müssen wir als Erwachsene das Leben anpacken. Es wäre gefährlich, wenn wir uns weiterhin von Sorgen und Ängsten dirigieren ließen. Sicher kann uns das, was in unserer Welt geschieht, Angst machen. Die Wahlergebnisse von Thüringen und Sachsen sind zum Fürchten. Terroranschläge, wie der von Solingen und wie so mancher vorher, verunsichern. Das Wachsen von radikalen Gruppen, die populistischen Reden, welche den Menschen aus dem ängstlichen Herzen sprechen, oder auch die Gnaden- und Herzlosigkeit, die vielen als nötig erscheint, ist fürchterlich.

Im Besonderen macht es mir Angst, dass uns diese Sorgen in die Irre führen. Ich finde gerade als Christin deshalb den Wochenspruch für die kommende Woche so wichtig: „Alle Sorgen werft auf ihn, denn er sorgt für euch“  Gerne wird dieser Satz belächelt, denn mancher meint darin Passivität zu lesen, doch das Gegenteil ist der Fall. Erst wenn ich meine Sorgen ablege, kann ich wieder vernünftig über die Situation nachdenken.

Als Christen sind wir gerufen, unsere Ängste und Sorgen, nicht zum Diktator unseres Lebens werden zu lassen. Wir dürfen sie Gott in die Hände legen. Wir dürfen ihm vertrauen, auf ihn hoffen und seine Liebe, die allen Menschen gilt, zur Messlatte unseres Lebens machen. Das allein befreit uns, vor Verschwörungstheorien, Unmenschlichkeit und panischen Reaktionen. Es öffnet unser Denken und gibt Weite, über unseren Tellerrand hinauszuschauen. Terroranschläge sind nicht abschiebbar, Kriege sind keine Lösung und Rechtsextremismus in Deutschland leider traurige Wahrheit. Es geht darum, dass wir uns neu orientieren in dieser Welt, die sich verändert, und nicht stehen bleibt.

Als Christen sind wir dazu im Besonderen gerufen, weil wir unsere Sorgen abgeben können. Wir können Gott vertrauen, weil er größer ist als unser Verstand. Wenn wir Christen aus dieser Hoffnung leben, können wir beginnen, mit Herz und Verstand Lösungen zu einem menschenwürdigen Leben für Deutschland und die Welt zu entwickeln. Einem Leben, das vielleicht anders ist als heute – als vor 30 Jahren –, aber ein Leben, das gut ist.

Anne Salzbrenner

Die Autorin ist Dekanin im evangelische-lutherischen Dekanat Rügheim.

 
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