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Landkreis Haßberge
Wort zum Wochenende: Aber da muss man erst dahinterkommen
Gotthart Preiser
 |  aktualisiert: 29.03.2021 10:29 Uhr

Zum Glück ist meist eine Bedienungsanleitung dabei, wenn am Heiligen Abend wieder ein hochmodernes Geschenk unter dem Christbaum liegt und man liest, dass man zuerst programmieren oder die Einzelteile zusammenbauen muss. Eigentlich ist alles ganz einfach, weil genau beschrieben. „Normalerweise ist die Startzeit gleich der PDC- oder VPS-Zeit. Wenn eine abweichende PDC- oder VPS-Zeit angegeben ist, müssen Sie die PDC- oder VPS-Zeit minutengenau eingeben.“ Ach ja, genau, aber da muss man erst dahinterkommen. Auch wenn beim ersten Versuch anstelle des Tatort der Musikantenstadel aufgezeichnet wurde oder man die verkehrt eingeleimten Holzdübel wieder herausbohren muss, irgendwann klappt es. Aber da muss man erst dahinterkommen.

Wie so oft im Leben. Wenn die fröhliche Nachbarin plötzlich so schweigsam ist und so traurig schaut. Es ist nicht schlechte Laune oder Unhöflichkeit, sondern Sorge um ihr Jüngstes. Auch dass der Grund für das Ausbleiben der bisher so treuen Weihnachtsgrüße kein Desinteresse, sondern eine schlimme Corona-Diagnose ist. Aber da muss man erst dahinterkommen.

Bewundernswert wie Gott Jahrmilliarden lang mit Hilfe der von ihm geschaffenen Naturgesetze daran geformt hat, eine hochmoderne Welt für eine intelligente Menschheit bereitzustellen. Wunderbare technische, physikalische, chemische, medizinische Voraussetzungen für ein intelligentes Leben in Wohlstand, Frieden und ausgleichender Gerechtigkeit für die acht Milliarden Menschen. Aber dann statt intelligentem Gebrauchs und gerechter Verteilung so viel Missgunst, Egoismus, Machtstrukturen, stures Querdenken. Menschen gönnen sich immer wieder das Gute nicht und machen einander das Leben schwer.    

Da schickt Gott mitten in die unbarmherzige Steuerpolitik des Kaisers Augustus ein neugeborenes Menschenkind, das zeigen soll, wie Menschsein eigentlich gemeint ist.

Nicht damit die Menschen an Weihnachten einmal etwas mehr Romantik in ihrem harten Alltag vorfinden, etwas Stimmungsvolles mitten in der Kälte des Winters und der Corona-Bedrohung, sondern ein Beispiel eines in Wort und Tat gelingenden Lebens. Ganz still legt Gott sein Geschenk der Menschheit auf den Gabentisch. So wie dieses Kind und mit diesem Kind Jesus dürft ihr leben und sollt ihr leben. Wie ein Kind trotz aller Einschränkungen in das Leben vertrauend und zugleich als selbstbewusster Mensch mit klaren Vorstellungen von einem lebenswerten Leben, nicht frei von Zweifeln und Ängsten und doch voller Gottvertrauen. Und wenn ihr euch darauf einlasst, wird dieser damals Geborene euch mitnehmen in ein gelingendes Leben und über dieses Leben hinaus.

Eine verrückte Idee, aber von Gott selber: ein lebendiges Kind als Gebrauchsanweisung für ein gelingendes Leben. Aber da muss man erst dahinterkommen.

Der Autor: Gotthart Preiser ist Regionalbischof a.D.

 
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