Kommen Sie mit? Oder muss ich mitkommen?“, fragte der Kabarettist Werner Finck in den dunklen Zeiten des Dritten Reichs die Gestapobeamten, die in seiner Vorstellung mitschrieben. Ein anderes Zitat des im Jahr 1978 verstorbenen „Meisters der unvollendeten Sätze“ ist schon Allgemeingut geworden: „Lächeln ist die eleganteste Art, seinen Gegnern die Zähne zu zeigen.“
Wie oft haben wir in den vergangenen Wochen ein solches Zähnezeigen beobachten können. Da treffen sich in Brüssel die europäischen Staatenlenkerinnen und -lenker, um mit der britischen Premierministerin über den Brexit zu diskutieren, und man zeigt einander „lächelnd“ die Zähne, um einen freundlichen Umgang in unfreundlicher Situation vorzutäuschen. Von Freundschaft und Freude übereinander ist trotz aller „Lächelversuche“ nicht viel zu merken. Vielmehr bestimmt das Streben nach Überlegenheit die Situation. In der Verhaltensforschung wurden vor vielen Jahren Beobachtungen mit Schimpansen angestellt und die Forscher kamen zu dem Schluss, dass die Primaten in Auseinandersetzungen dann die Zähne zeigen, wenn sie sich unterwerfen – und dies wird dann als Lächeln missverstanden.
Es lohnt sich also, genauer hinzuschauen. Ob ein Mensch sich wirklich freut, ob einer dem anderen wirklich zugetan ist, das zeigen nicht die Zähne, hier lohnt sich ein Blick in die Augen. Bei echter Freude oder Zuneigung leuchten die Augen eines Menschen wie „von Innen“ und die alte Weisheit, dass die Augen der Spiegel der Seele seien, wird zur Wahrheit. Zwei verliebte Menschen schauen sich schließlich in die Augen, um die Gefühle des anderen zu ergründen und nicht auf die Zähne. Und wer erinnert sich nicht an die leuchtenden Augen der Kinder, die voll fröhlicher Erwartung vor der Türe des Weihnachtszimmers in ihrem Elternhaus standen und dabei hofften, dass ein nicht zu geringer Anteil ihrer weihnachtlichen Wünsche in Erfüllung geht.
„Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch! Der Herr ist nahe!“, schreibt der Apostel Paulus im 4. Kapitel des Briefes an die Philipper. Er ermuntert damit nicht nur zur Freude und zu einem echten und unverfälschten Lächeln, er nennt auch einen guten Grund für die Freude, die Menschen wirklich erreichen kann und das Leben hell und freundlich machen will. Es geht nicht um die Erfüllung aller materiellen Wünsche, es geht nicht um Macht und Einfluss; leuchtende Augen und ein befreites Lächeln zeichnen sich in unserer Seele und in unserem Gesicht ab, wenn wir wissen, das Gott uns nahe ist, uns leitet und begleitet.
Gerade in der Zeit des Advents, des Wartens auf die Wiederkunft Christi und so kurz vor dem Weihnachtsfest, an dem wir uns erinnern, dass der allmächtige Gott als kleines und hilfloses Kind zu uns Menschen gekommen ist, können wir mit einer leuchtenden Seele einander ehrlich und liebevoll anlächeln. Sei es, weil wir uns ein Wort von Franz Kamphaus, des früheren katholischen Bischofs von Limburg zu Herzen nehmen, „Mach‘s wie Gott und werde Mensch“, oder weil wir mit Paulus jubeln können, „Freuet euch, der Herr ist nahe!“ Foto: Peter Litvai