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Wonfurt
Wonfurt: Beim Ehrenabend der Gemeinde erlebten zwei Bürger eine faustdicke Überraschung
Denn: Bürgermeister Holger Baunacher ernannte Rudolf Weidenbacher und Raimung Vogt zu Ehrenbürgern. Mit ausführlicher Begründung.
Auf 'Rudolfs Ruhebank' machten es sich die beiden frischgebackenen Ehrenbürger bequem: Linkgs Rudolf Weidenbacher, rechts Raimund Vogt. 
Foto: Christian Licha | Auf "Rudolfs Ruhebank" machten es sich die beiden frischgebackenen Ehrenbürger bequem: Linkgs Rudolf Weidenbacher, rechts Raimund Vogt. 
Christian Licha
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:29 Uhr

Gespickt mit Überraschungen war der Ehrenabend der Gemeinde Wonfurt am Mittwoch im Pfarrsaal. Mit dem langjährigen Gemeinderat und Bürgermeisterstellvertreter Rudolf Weidenbacher und dem Dorfhistoriker Raimund Vogt wurden zwei verdiente Persönlichkeiten für ihre Lebenswerke mit der Ehrenbürgerwürde ausgezeichnet. Dabei setzten Bürgermeister Holger Baunacher und die Gemeinderäte alles daran, dass das Vorhaben bis zuletzt geheim blieb. Rudolf Weidenbacher und Raimund Vogt hatten eine Einladung zum Ehrenabend erhalten, aber beide gingen von einer "normalen" Ehrung aus.

Dementsprechend waren beide Würdenträger sichtlich gerührt und zeigten ihre Emotionen mit Freudentränen. "Wir haben überhaupt nicht damit gerechnet, Ehrenbürger zu werden", sagten beide übereinstimmend.

Rudolf Weidenbacher: 45 Jahre lang Gemeinderat und Ratgeber

Rudolf Weidenbacher war stolze 45 Jahre Mitglied des Gemeinderates und lange Jahre auch Bürgermeister-Stellvertreter. Unter insgesamt drei Bürgermeistern, nämlich Rudolf Werner, Dieter Zehendner und Holger Baunacher, engagierte sich der heute 81-Jährige. "Viele Jahrzehnte hast du dich für unsere Gemeinde aufgeopfert und hast neben deiner umfangreichen beruflichen Tätigkeit viel Zeit dafür investiert. Dabei darf man nicht nur den Gemeinderat sehen, sondern auch deine Bereitschaft, unseren Bürgern und Vereinen beiseite zu stehen und dein fachliches Wissen einzubringen", sagte Bürgermeister Holger Baunacher über den Bautechniker und Betonbaumeister. Er bezeichnete ihn als "sein persönlichen Ratgeber, Meinungsgeber und Stimmungsparameter". 

16 Mädchen und Jungen des Wonfurter Kindergartens sangen den neuen Ehrenbürgern zusammen mit ihrer Erzieherin Elena Knittel ein Ständchen.
Foto: Christian Licha | 16 Mädchen und Jungen des Wonfurter Kindergartens sangen den neuen Ehrenbürgern zusammen mit ihrer Erzieherin Elena Knittel ein Ständchen.

In der jüngeren Vergangenheit wirkte Weidenbacher zum Beispiel im Fall Loacker, der Entstehung des Baugebietes Sandacker oder der Erweiterung des Kindergartens und des Bauhofes mit. Auch in viele Vereine brachte er seinen großen Erfahrungsschatz mit ein. Und so soll es auch zukünftig bleiben, wenn es nach Rudolf Weidenbacher geht: "Ich sehe die Ehrenbürgerschaft als gewisse Verpflichtung an und werde auch in Zukunft, sofern ich gewünscht bin, für die Allgemeinheit und alle Bürger zur Verfügung stehen und tätig sein".

Raimund Vogt: Seit den 80-er Jahren Dorfchronist

"Ich kann es noch gar nicht richtig fassen, dass ich in den großen Kreis der Wonfurter Ehrenbürger aufgenommen wurde", sagt Raimund Vogt, der sich nach seinen Worten damit schon fast etwas überfordert fühlt. Aber darauf angesprochen, wer im letzten Jahrhundert Ehrenbürger in Wonfurt war, sprudelte es sofort aus dem 90-Jährigen heraus: "Baronin Emmi von Seckendorff, der Musiker Michael Hertinger, Pfarrer Dr. Josef Steinmüller und Bürgermeister Andreas Vollmuth, der von 1952 bis 1974 gewirkt hat, sind Ehrenbürger, die mir spontan einfallen".

Sichtlich überrascht war Rudolf Weidenbacher (links), als er von Bürgermeister Holger Baunacher zum Ehrenbürger der Gemeinde Wonfurt ernannt wurde.
Foto: Christian Licha | Sichtlich überrascht war Rudolf Weidenbacher (links), als er von Bürgermeister Holger Baunacher zum Ehrenbürger der Gemeinde Wonfurt ernannt wurde.

Seit den 1980-er Jahren hat Raimund Vogt im Staatsarchiv in Würzburg und auch im Wonfurter Gemeindearchiv ungezählte Stunden verbracht, um die Geschichte seiner Heimatgemeinde aufzuarbeiten und zusammengefasst schriftlich für die Nachwelt zu erhalten. Übrigens war es Rudolf Weidenbacher, der Vogt seinerzeit das erste Mal die Türen zum Archivraum im Rathaus öffnete.

Auch der Dorfhistoriker Raimund Vogt (rechts) wurde für sein Lebenswerk mit der Ehrenbürgerwürde ausgezeichnet.
Foto: Christian Licha | Auch der Dorfhistoriker Raimund Vogt (rechts) wurde für sein Lebenswerk mit der Ehrenbürgerwürde ausgezeichnet.

Den Ehrenabend bereicherte der Dorfhistoriker mit einer lustige Anekdote dazu. Als er wieder einmal im Rathaus seine Nachforschungen betrieb, war zur gleichen Zeit eine Gruppe Frauen im Nebenzimmer bei einem Malkurs. Als diese fertig waren, bemerkten sie nicht, dass Raimung Vogt noch anwesend war und schlossen die Rathaustür ab. "Ich habe schon gedacht, ich muss im Rathaus übernachten", schmunzelte Vogt, der sich aber seinerzeit aus der Lage befreien konnte. "Mir gelang die Flucht nach außen durch das Fenster der Damen-Toilette, weil dieses am niedrigsten war", so der ehemalige Landwirt im Hauptberuf.

Eine musikalische Einlage gab auch der Gesangsverein Eintracht Wonfurt unter Leitung seines Dirigenten Martin Willun zum Besten.
Foto: Christian Licha | Eine musikalische Einlage gab auch der Gesangsverein Eintracht Wonfurt unter Leitung seines Dirigenten Martin Willun zum Besten.

Die unbezahlbare Arbeit von Raimund Vogt, wie es Bürgermeister Holger Baunacher in seiner Laudatio bezeichnete, spiegelt sich in etlichen Werken nieder. So hat Vogt beispielsweise zur 1100 Jahr-Feier in Wonfurt im Jahr ein Buch und eine Broschüre verfasst, das Leben jüdischer Mitbürger in Schriftform festgehalten oder die Vergangenheit von Herrschern und Persönlichkeiten beleuchtet. Darüber hinaus verfügt er über Sammlungen zu den Van der Beek’s sowie den Materle und Grenzsteinen im Gemeindegebiet.

"Wir haben überhaupt nicht damit gerechnet, Ehrenbürger zu werden."
Rudolf Weidenbacher und Raimund Vogt

Eine Ruhebank als Geschenk

Was schenkt man Ehrenbürgern zu ihrer Ernennung, die stets selbstlos für die Allgemeinheit gewirkt haben? Vor dieser Frage stand Bürgermeister Holger Baunacher und der Gemeinderat. Aber auch hier  waren zwei wirkliche Überraschungen angesagt. Nicht einen üblichen Präsentkorb, nein, gleich eine ganze Holzbank beschafften die Gemeinderäte und die Gemeinde Wonfurt zusammen für Rudolf Weidenbacher. "Rudolfs Ruhebank" ist in der Mitte auf einem kleinen Schild angebracht. Und darunter eine Innschrift zur Erinnerung an die Verleihung der Ehrenbürgerwürde.

Weidenbacher zeigt sich sicher, dass er daheim einen passenden Platz für seine persönliche Ruhebank findet. Aber wie es Weidenbachers Art ist, bezog er auch gleich die Bevölkerung mit ein: "In meinem Testament werde ich die Ruhebank mit aufführen und verfügen, dass sie nach meinem Tode an einem öffentlichen Platz aufgestellt wird, damit sie jedermann benutzen kann".

Gesammelten Werke werden digitalisiert

Raimund Vogt freute sich nicht weniger über sein persönliches Geschenk. Bürgermeister Baunacher versprach ihm eine Digitalisierung und ein Buch mit seinen gesammelten Werken, das sogar über einer ISBN-Nummer verfügt. Dass es in der Kürze der Zeit nicht möglich war, das Vorhaben bis zum Ehrenabend zu realisieren, hat den Vorteil, dass Raimund Vogt nun selbst dabei mitwirken kann und seine persönlichen Vorstellungen zum Beispiel über die Kapitelgestaltung mit einfließen lassen kann.

Ein kleiner Ausschnitt aus den unzähligen Werken, die Raimund Vogt in den vergangenen vier Jahrzehnten über die Geschichte der Gemeinde Wonfurt zusammengetragen hat.
Foto: Christian Licha | Ein kleiner Ausschnitt aus den unzähligen Werken, die Raimund Vogt in den vergangenen vier Jahrzehnten über die Geschichte der Gemeinde Wonfurt zusammengetragen hat.

In seinen Schlussworten erinnerte Bürgermeister Holger Baunacher daran, dass alles nur miteinander geht: "Ich wünsche uns allen wieder etwas mehr Wertschätzung und wieder etwas mehr respektvollen Umgang miteinander, dass man wieder mehr Vertrauen in sich und andere Menschen hat. Wenn man wieder mehr Wir- und Uns-Gefühl bekommt, kann man doch gemeinsam wesentlich mehr erreichen und das Leben seines Gegenübers bereichern".

Den Ehrenabend untermalten die Mädchen und Jungen des Wonfurter Kindergartens sowie der Gesamgsverein Eintracht Wonfurt mit einigen musikalischen Darbietungen.

 
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