Im Mittelpunkt der Jahreshauptversammlung des CSU-Ortsverbandes im Sportheim stand ein Vortrag des Kreisrats, Frauenarztes und Leitenden Notarztes, Dr. Peter Jung, über die Haus- und Fachärztliche Versorgung im Landkreis Haßberge. Daneben wurde auch eine neue Vorstandschaft für die nächsten zwei Jahre gewählt.
„Mir wird ganz angst und bange, wenn ich sehe, dass das Betriebskostendefizit der Haßberg-Kliniken in diesem Jahr auf voraussichtlich 2,9 Millionen Euro ansteigt. Denn wenn der Landkreis die Häuser finanziell nicht mehr halten kann, wird er schnell auf die Kommunen zukommen“, sagte der Ortsverbandsvorsitzende Wolfgang Thein zu Beginn. „In diesem Fall wird die große Politik gefragt sein, um die medizinische Grundversorgung zu unterstützen und ich hoffe, dass uns die CSU nicht im Stich lässt.“
Zum Thema Haßberg-Kliniken äußerte sich Dr. Jung nur soweit, als er der Budgetierung einen Teil der Schuld an den Miseren in den Krankenhäusern gab. Gerade die Grundversorgung, die die drei Häuser im Landkreis anböten, sei schlecht refinanziert. „Wir arbeiten an der Dezimierung des Defizits“, sagte er und verwies als Obmann der Notarztgruppe Haßfurt darauf, dass die Notärzte versuchten, so viele Patienten wie möglich, in die Haßberg-Kliniken einzuliefern. Er betonte auch, dass es viel Potenzial gebe und die Akutgeriatrie in Haßfurt notwendig sei und hervorragend arbeite. „Wir haben in Haßfurt zu dem eine gute Innere Medizin, Allgemein- und Unfallchirurgie sowie Geburtshilfe“, erklärte er.
In seinem Vortrag ging er auf die Probleme der niedergelassenen Vertragsärzte ein, die vielen Reglementierungen unterworfen seien. Das Bundesministerium für Gesundheit betreibe eine Politik zum Schaden für die Ärzte und Patienten, bedauerte der Referent. Auch das kommende Versorgungs-Stärkungs-Gesetz verschlechtere die Situation weiter. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung lasse nur einen Hausarzt auf 1671 Einwohner zu und beispielsweise nur einen Frauenarzt auf 6042 Einwohner oder einen Augenarzt für 20 664 Einwohner. „Das ist Sozialismus pur“, so Dr. Jung.
Werde ein gewisser Überversorgungsgrad erreicht, könne ein Sitz, wenn der entsprechende Arzt in den Ruhestand trete, einfach eingezogen werden. Dr. Jung monierte die Überregulierung, die ständige Regressgefahr, das Sachleistungsprinzip, die Budgetierung, das fehlende Streikrecht für Ärzte, die sinkenden Erlöse, die Haftung für alle ärztlich veranlassten Leistungen, die Konkurrenz durch fremdfinanzierte und/oder kommunale Medizinische Versorgungszentren und die Öffnung der Kliniken für die ambulante Versorgung.
Auch, dass es keine festen Preise für die ärztlichen Leistungen gebe, prangerte er an. Für die niedergelassenen Ärzte spreche nicht nur die Unabhängigkeit, sondern auch die persönlichere Betreuung, die bessere Vertrautheit mit dem Befinden der Patienten, die effizientere Arbeit und die freie Dienstgestaltung. Auch würden sie keinen Dienst nach Vorschrift erledigen, sondern solange arbeiten, bis der letzte Patient gegangen sei. „Um die Ärzte aufs Land zu bringen, müssten aber die Budgetierung abgeschafft, feste und angemessene Preise bezahlt, die Regresse abgeschafft und die Bürokratie abgebaut werden“, so Dr. Jung. „Zudem müssten gezielt Studenten und Assistenzärzte aus der Region angesprochen werden, die den Mehrwert des Lebens auf dem Land kennen und schätzen, und die Zusammenarbeit mit den Kliniken verbessert werden.“
Des weiteren ging der Arzt, der auch Kreisvorsitzender des gesundheitspolitischen Arbeitskreises ist, auch auf den Bereitschaftsdienst und den Notarztdienst ein und kritisierte die geplante Schaffung einer zentralen Bereitschaftsdienstpraxis am Kreiskrankenhaus Haßfurt für den gesamten Landkreis. Nachdem er zahlreiche Fragen beantwortet hatte, wurde er von Wolfgang Thein mit einem Präsent verabschiedet.
Der Vorsitzende ging anschießend auf die Veranstaltungen in den letzten beiden Jahren ein, zu denen auch das 50-jährige Bestehen des Ortsverbandes im letzten Jahr zählte, und bezifferte den Mitgliederstand auf 28 Personen. Da Staatssekretär Gerhard Eck dem Ortsverband eine Fahrt in den Bayerischen Landtag nach München spendiert hat, soll dieser Ausflug im Herbst angeboten werden.
Nach dem positiven Bericht des Schatzmeisters Ottmar Werner erfolgten die Neuwahlen. Einstimmig gewählt wurden Vorsitzender Wolfgang Thein, 2. Vorsitzender Manfred Wolff, Schatzmeister Ottmar Werner, Schriftführer Frank Tempel, die Kassenprüfer Dominic Reichert und Thomas Henneberger, die Beisitzer Erich Öchsner, Günter Schädler, Christian Schramm und Roland Henneberger sowie die Delegierten für die Kreisvertreterversammlung Wolfgang Thein, Manfred Wolff und Erich Öchsner.
Am Ende stimmte die Versammlung der Aufnahme von Daniel Polreich aus Wonfurt vom JU-Regionalverband „Oberes Maintal“ zu, damit dieser die JU vor Ort vertreten kann.