Hochkarätig hat das erste Haßfurter Literaturfestival begonnen: Nach dem bekannten Kinderbuchautor Paul Maar betrat am Freitagabend mit Klaus-Peter Wolf einer der erfolgreichsten deutschen Autoren die Bühne in der Stadthalle. „Es ist eine Sensation, dass er nach Haßfurt gekommen ist“, erklärte Wolfgang Heyder vom Veranstaltungsservice Bamberg, der zusammen mit der Stadt Haßfurt das Festival organisiert hat.
Denn Klaus-Peter Wolf hat nicht nur zehn Millionen Bücher verkauft und rund 60 Drehbücher, unter anderem für den Tatort, verfasst. Er landete mit seinen letzten vier Ostfriesenkrimis stets auf Platz eins der Spiegel-Bestsellerliste. So verwundert es nicht, dass sich viele Krimifans die Lesung nicht entgehen lassen wollten.
So berichtete Dietmar Brech aus Haßfurt, der alle Bücher „verschlungen“ hat, dass er die Spannung der Romane und die Charaktere besonders toll findet. „Ich war noch nie bei einer Lesung, aber der heutige Abend war sehr witzig und kurzweilig und hat mir sehr gut gefallen.“ Daneben gab es weitere Neulinge, wie Hedi Kraft aus Ebelsbach. „Ich kenne keines seiner Bücher, doch ich habe mir jetzt den ersten Band ,Ostfriesenkiller‘ gekauft und signieren lassen“, erzählte sie.
„Die Lesung war unheimlich gut, weil Klaus-Peter Wolf Einblicke in seine Arbeit gewährt hat und aufgezeigt hat, wie seine Figuren entstehen und wie er sie selbst lebt. Dass er den Abend auch mit einer guten Portion Humor gewürzt hat, seine schauspielerischen Fähigkeiten offenbart hat und seine Frau Bettina Göschl mit ihren Neffen Konstantin und Maximilian Raab die passende Musik beigesteuert haben, war sensationell.“
In der Tat wurde der Autor von seinen alten und neuen Fans für seine lockere, humorvolle und souveräne Art des Erzählens gefeiert. Er räumte gleich mit dem Vorurteil auf, dass es ein furchtbarer Druck sei, jedes Jahr einen Bestseller zu schreiben. „Nö, es ist ein großes Glück, die Krönung eines langen, nicht immer einfachen Schriftstellerlebens“, sagte er. „Denn es gab auch Zeiten, da ich meine Miete nicht bezahlen konnte.“
Außerdem produziere er keine Bestseller. „Ich bin ganz in den Figuren, ich sehe die Welt aus ihrer Sicht. Ich lese nur, was mein Füller schreibt, und wünsche mir, dass er nicht aufhört, wo es doch gerade so spannend ist“, sagte er lächelnd. Schöne Orte reizten ihn, dort eine Leiche hineinzulegen. „Ich finde, Haßfurt hat auch eine Leiche verdient“, betonte er und verwies darauf, dass sein nächster Serienkiller aus Bamberg, der Heimat seiner Frau, stamme.
Da Bettina Göschl sich als Kinderliedermacherin einen Namen gemacht hat, wurde sie nach seinen Lesungen immer wieder mal gebeten, ein paar Lieder vorzutragen. So hatte sie irgendwann angefangen, eigene Krimilieder zu schreiben und bei den Lesungen mit ihrer Band „Die Komplizen“ zu singen.
„Daraus entstand eine CD mit ihren Krimiliedern und historischen Krimiliedern“, erklärte Wolf stolz. „So etwas hat es vorher noch nie gegeben!“ So kam das Publikum in den Genuss, einige der Lieder von Bettina Göschl zu hören, wobei ihre Neffen Konstantin und Maximilian Raab sie an Klavier und Gitarre begleiteten.
Wolf plauderte zur großen Freude der Zuhörer gut zwei Stunden aus seinem Arbeitsleben, schilderte, wie er in seinen Romanen aus real existierenden Personen literarische Figuren macht, und wie er selbst in ihnen versinkt und ihre Gewohnheiten annimmt. „Wenn ich in Ubbo Heide bin, will ich schwarzen Tee mit einem Pfefferminzblatt, wenn ich in Rupert bin, will ich ein Drei-Gänge-Menü mit Pommes, Currywurst und Bier, und wenn ich in Frank Weller bin, esse ich gedünsteten Fisch“, verriet er. „Und meine Frau sagt, wenn ich in Ann Kathrin Klaasen bin, habe ich sogar einen anderen Gang!“ Passend dazu präsentierte Göschl auch ihren Song „Wenn mein Mann einen neuen Krimi schreibt, ist er eine ganz andere Person“.
Rasend schnell verging die Zeit, in der der Autor aus „Ostfriesentod“ las, von der ersten Verfilmung seines Krimis „Ostfriesenkiller“ durch das ZDF sprach, und von den Führungen zu den Schauplätzen seiner Verbrechen oder von Übersetzungsschwierigkeiten des Wörtchens „Kluntje“ ins Französische oder Polnische erzählte.
Das begeisterte Publikum erfuhr am Ende auch, dass der neue Roman „Totenstille im Watt“ bereits am 22. Juni erscheinen wird und als erster Roman ganz aus der Sicht des Serienkillers geschrieben wurde. „Es hat so viel Spaß gemacht, das Buch zu schreiben, dass es auf jeden Fall einen zweiten Band geben wird und der Serienkiller nach Franken zurückkehrt“, kündete Wolf an.
Mit den Worten „Es war ein toller Abend hier in Haßfurt, ich denke, wir kommen wieder“, verabschiedeten er, seine Frau und die beiden Musiker sich nach dem langen Schlussapplaus. „Wenn Sie jetzt durch dunkle Gassen nach Hause gehen, passen Sie auf sich auf. Denn ich habe ja nur Sie – meine Fans“, fügte Wolf schmunzelnd an.