Fürstbischof Adam Friedrich von Seinsheim (1708-1779) spielte leidenschaftlich gern Billard. Und wer sich noch heute davon überzeugen will, sollte einen Besuch der Neuen Residenz am Domplatz nicht versäumen. Denn in den fürstbischöflichen Wohnräumen steht der Original-Billardtisch des Bamberger und Würzburger geistlichen und weltlichen Herrn des Territoriums – samt der benutzten Queues, mit denen er die Billardkugeln bewegte.
Sebastian Karnatz, Kurator und Museumsreferent der Neuen Residenz, wusste dieses Detail aus der Geschichte des Prachtbaus launig den geladenen Gästen zu erzählen, die er jetzt durch die Räume führte. Anlass war der kleine Festakt im Kaisersaal, mit dem die Neue Residenz nach umfassenden Restaurierungs- und Instandsetzungsmaßnahmen wiedereröffnet wurde. Das Appartement des Fürstbischofs war seit 2016 zur Sanierung für Besucher geschlossen.
„Insgesamt hat der Freistaat rund 13,6 Millionen Euro in die beiden jetzt abgeschlossenen Bauabschnitte investiert“, bilanzierte der bayerische Finanz- und Heimatminister Albert Füracker in seiner Ansprache. Das sei die bislang größte Investition in den Erhalt in der rund 400-jährigen Geschichte der Residenz, einem "Meisterwerk des fränkischen Barock“ und „ein Wahrzeichen der Stadt Bamberg mit geschichtsträchtigen Räumen“. Die Neue Residenz sei über 200 Jahre von 1700 bis 1919 ein Mittelpunkt der fränkischen und bayerischen Politik gewesen: „Dieses kulturelle Erbe gilt es, für künftige Generationen zu bewahren und zu erhalten“, betonte Füracker.
Neues Wandbild als besonderer Blickfang
Der Minister, in dessen Ressort die Bayerische Schlösserverwaltung inkludiert ist, nannte Einzelheiten der Instandsetzungsarbeiten. So sei unter anderem die 6000 Quadratmeter große Dachfläche mit altdeutscher Schiefereindeckung aufwendig saniert worden. Auch die 5500 Quadratmeter umfassenden Fassaden zeigten sich nach dem Neuanstrich wieder in historischer Farbigkeit. Füracker verwies auf das neue Wandbild als besonderen Blickfang, das auf Basis historischer Befunde an der Fassade des weithin bekannten Rosengartens geschaffen worden sei. In den fürstbischöflichen Wohnräumen wurden alle Oberflächen aufwendig restauriert, die Räume nach historischem Vorbild neu möbliert und mit modernster Lichttechnik ausgestattet. Der Kaisersaal, den der in Tirol geborene Maler Melchior Steidl zwischen 1707 und 1709 mit 16 überlebensgroßen Kaiserbildnissen sowie mit Allegorien der vier antiken Weltreiche und des „Guten Regiments“ freskierte, erstrahlt wieder in seinem vollen farbenfrohen Glanz.„6000 Stunden akribische Feinarbeit“ haben nach den Worten Fürackers dafür gesorgt. Allein das Deckengemälde umfasse 640 Quadratmeter.
Der Redner verwies darauf, dass die Neue Residenz zusammen mit dem Dom und anderen bedeutenden baulichen Zeugnissen aus einem Jahrtausend Bamberger Geschichte zu einer der großartigsten Platzanlagen Deutschlands gehöre. Sie sei Teil des UNESCO-Weltkulturerbes „Altstadt Bamberg“ und sei größtes profane Einzeldenkmal der Stadt. Im Gegensatz zu anderen Residenzen in Aschaffenburg, Würzburg oder München sei die Bamberger von Kriegszerstörungen verschont geblieben. So seien die Raumdekorationen aus über drei Jahrhunderten nahezu vollständig erhalten.
Minister Füracker durchschnitt das rote Band
Beim Rundgang über hochflorigem roten Teppich, der das Intarsienparkett vor Fußtritten schützt, erklärte Kurator Karnatz so manches Highlight in dem fürstbischöflichen Appartement. Tapisserien, reicher Stuck an den Decken, funkelnde Lüster, Fayencen und Porzellan, Original-Thron oder –schreibtisch, das Schlafzimmer von Königin Amalie in den König-Otto-Räumen und mehr vereinigen sich zu einem einzigartigen Ensemble. Dieses wird ergänzt durch wertvolle altdeutsche und barocke Gemälde in der Bayerischen Staatsgalerie sowie die Staatsbibliothek mit ihrem Weltdokumentenerbe, die ebenfalls in die Neue Residenz einladen.
Da war es folgerichtig, dass vor der Besichtigung erst einmal von Minister Füracker das rote Band vor der Eingangstür zum Appartement symbolisch durchschnitten wurde. Als Bamberger Vertreterin im bayerischen Kabinett assistierte Gesundheitsministerin Melanie Huml. Sie hatte zuvor hervorgehoben, dass der Freistaat „in Vergangenheit und Zukunft investiert, und zwar nicht nur in Südbayern, sondern auch in Nordbayern“.
Die Neue Residenz mit ihren am Domplatz gelegenen beiden Barockflügeln entstand 1697 bis 1703 unter Fürstbischof Lothar Franz von Schönborn nach Plänen von Leonhard Dientzenhofer. Vorausgegangen war 1604 bis 1612 die Erbauung der beiden rückwärtigen, den Innenhof mit Arkadengängen umschließenden Renaissanceflügel. Bis 1802 diente die Residenz als Sitz der Bamberger Fürstbischöfe. Ab 1803 war sie königliche Residenz.
Ganz abgeschlossen ist die Generalsanierung allerdings noch nicht. Ein dritter Bauabschnitt steht aus, da die Innenausstattung der Kurfürstenzimmer hergerichtet werden muss.
Die Neue Residenz ist täglich von 9 bis 18 Uhr für Besucher geöffnet.