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KLEINMÜNSTER
WK 88: Windkraftgegner feiern Steffen Vogel
Heftig umstritten: der geplante Windpark im Vorbehaltsgebiet WK 88 bei Kleinmünster.
Foto: Foto/Montage: GUT Hassberge | Heftig umstritten: der geplante Windpark im Vorbehaltsgebiet WK 88 bei Kleinmünster.
Von unserem Mitarbeiter Manfred Wagner
 |  aktualisiert: 22.06.2022 09:25 Uhr

Über mehrere Stunden hinweg verhielt er sich mucksmäuschenstill und schwieg eisern, aber dann platzte es aus ihm heraus – und wurde damit er zum umjubelten Redner des Abends – jedenfalls für die Windkraftkritiker. Mit seinem Bekenntnis: „Wir müssen Politik mit und nicht gegen die Bürger machen“ sprang der CSU-Landtagsabgeordnete Steffen Vogel den Gegnern des geplanten Windparks bei Kleinmünster bei. Bei ihnen erntete er dafür frenetischen Beifall, fast wie ein Volkstribun.

Die Veranstaltung zeigte, dass das Dauerthema „WK 88“ nichts von seiner Brisanz eingebüßt hat. Der weihnachtlich geschmückte Gemeindesaal in dem Riedbacher Ortsteil war bis zum letzten Platz gefüllt. Neben zahlreichen Dorfbewohnern waren etliche Kommunalpolitiker, darunter Hofheims Stadtoberhaupt Wolfgang Borst und Riedbachs Rathauschefin Birgit Bayer, gekommen. Auch aus den anderen Riedbacher Ortsteilen wie Mechenried, Kleinsteinach oder Humprechtshausen waren Interessierte da.

Zum wiederholten Male präsentierten die Planer mit dem Ingenieur Gunter Häckner, warum der geplante Windpark als „regionaler Baustein der Energiewende“ unverzichtbar sei. Und ebenso bekannt waren die Argumente, die Reinhold Scheuring von der Bürgerinitiative „Gegen WK 88“ gegen das Projekt ins Feld führte. Von beiden Seiten wurden den Zuhörern viele Zahlen rund um die Energieversorgung im Allgemeinen und die Windkraft im Besonderen um die Ohren gehauen.

Chaotisches Ende

Anfangs lief alles in geordneten und friedlichen Bahnen, die beiden Lager hörten sich an, was die jeweils andere Seite ausführte, ohne gleich dazwischenzufahren. So richtig interessant wurde es erst, als nach rund eineinhalb Stunden die Diskussion begann. Als Moderator sollte eigentlich der Haßfurter Mike Singer die Fäden in der Hand halten. Davon konnte schließlich keine Rede mehr sein, denn die Veranstaltung endete nach vier Stunden fast schon chaotisch.

Ersten Zündstoff gab es, als der Haßfurter Ex-Kreisrat Rainer Marquardt darauf hinwies, dass Scheuring im nahen Kernkraftwerk Grafenrheinfeld als Technischer Leiter fungiert. Sein Engagement gegen das WK 88, habe überhaupt nichts mit seiner beruflichen Tätigkeit zu tun, sondern beruhe auf seiner Liebe zu Heimat und Natur, echauffierte sich Scheuring.

Öl ins Feuer

Weiteres Öl ins Feuer goss dann Rechtsanwalt Willy Marquardt, als er von einer „rücksichtslosen Planung und einem verantwortungslosen Handeln“ der GUT-Verantwortlichen sprach. Er geißelte die Tatsache, dass eine erhebliche Summe an öffentlichen Geldern für die Planungskosten „verpulvert“ worden sei. GUT-Geschäftsführer Wilfried Neubauer dagegen sprach von „verhältnismäßig günstigen“ 300 000 bis 400 000 Euro, die für die Vorarbeiten bislang benötigt worden seien.

Es folgte ein Schlagabtausch, aber immer wieder verstand es Neubauer, die Fragen zur Wirtschaftlichkeit sowie zu den komplizierten Vorgängen rund um Technik und Genehmigung plausibel zu beantworten. Ganz aktuell, informierte er, gebe es ein neues Schall- und Schattengutachten, das die Unbedenklichkeit der Anlage nochmals belege. Hofheims Bürgermeister Borst sprang ihm zur Seite und unterstrich, dass die wirtschaftliche Seite höchste Priorität genieße.

Abschluss und Höhepunkt zugleich war dann der Auftritt des CSU-Landtagsabgeordneten. Der argumentierte auf völlig neuer Ebene und viele Anwesende hatten das Gefühl, dass es dem Politiker gelungen war, gleichsam den gordischen Knoten zu zerschlagen. „Ob das Projekt wirtschaftlich ist oder nicht, ob es naturverträglich ist oder nicht, ob es gesundheitsschädlich ist oder nicht – das sind für mich nicht die Kernfragen. Entscheidend ist vielmehr, ob die unmittelbar vor Ort lebenden Menschen die Maßnahme wollen oder nicht“, betonte Vogel unter dem stürmischen Applaus der Windkraftgegner.

Die Windenergieplaner hörten mit versteinerten Gesichtern, wie sich der Abgeordnete offensiv hinter seinen Ministerpräsidenten stellte. Seehofer vertritt bekanntlich die 10-H-Lösung, wonach der Mindestabstand zur Wohnbebauung das Zehnfache der Höhe des Windrades betragen müsse. Was für Neubauer lediglich eine politische Willensbekundung und kein Gesetz ist, hält Vogel für genau den richtigen Weg.

Korridorlösung

Wenn der Abstand zwar über dem gesetzlichen Mindestabstand von 800 Metern, aber unter „10 H“ liege, so der Parlamentarier, greife die sogenannte „Korridorlösung“. Und die sehe vor, dass dann entscheidend sei, was die Bürger vor Ort wollen. Insbesondere der zuständigen Standortkommune falle dann eine Schlüsselrolle zu. Mit Blick auf unterschiedliche Meinungsbilder in den Riedbach-Dörfern warnte er vor knappen Mehrheitsentscheidungen, die zu einem jahrzehntelangen Riss innerhalb der Gemeinde führen könnten.

Für die Bürgerinitiative war Vogel damit der glänzende Held des Abends.

 
Heftig umstritten: der geplante Windpark im Vorbehaltsgebiet WK 88 bei Kleinmünster.
Foto: Foto/Montage: GUT Hassberge | Heftig umstritten: der geplante Windpark im Vorbehaltsgebiet WK 88 bei Kleinmünster.
Steffen Vogel
Foto: ArchivA. Wohlfahrt | Steffen Vogel
 
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    Ich bin Einwohner von Kleinmünster, besorgter Einwohner, Steffen Vogel hat uns allen die wir hier um unser schönes Stückchen Heimat kämpfen, was eigentlich in dem Fall jeder normal denkende Bürger tun sollte, einfach aus der Seele gesprochen!!!!!! Man hätte es nicht besser formulieren können.********drauf welchen politischen Hintergrund er hat. Er hat einfach nur recht.
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    Endlich mal ein Politiker, der sich nicht von der Windkraftlobby einlullen läßt. Sollen sich doch die ganzen Planer und Befürworter selbst ein Windkraftrad in ihren Vorgarten stellen, aber die wohnen ja weit genug weg. Weiter so Steffen....
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    ... was war das eigentlich für eine Veranstaltung, wer war der Veranstalter und warum war Mike Singer (!) der Moderator ... Das sind Kerninfos für einen guten Zeitungsbericht.
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    Toll wie leicht manche Leute zu beeindrucken sind. Hoffentlich läßt Herr Vogel seinen großen Worten auch Taten folgen. Es ist schon ein starkes Stück, einmal zu erscheinen, keine Ahnung von der eigentlichen Problematik zu haben und dann den Mund so voll zu nehmen. Wie gesagt hoffentlich ist Herr Vogel auch in der Zukunft vor Ort in Kleinmünster.
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    Kommen Sie aus Kleinmünster oder beschimpfen Sie nur aus lauter Freude Menschen, die anderer Meinung sind. Das schaut ja nicht gerade nach Objektivität aus.....
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