Erst der Tiefschlag, dann die Wiederbelebung. So könnte man die Ereignisse der letzten Tage rund um das Zeiler Möbelwerk auf einen kurzen Nenner bringen. Der Zeiler Küchenhersteller hat Insolvenz beim Bamberger Amtsgericht angemeldet. Inzwischen wurde die Belegschaft, die am Standort Zeil des zur La-Cour-Gruppe gehörenden Unternehmens aus rund 200 Mitarbeitern besteht, von der Geschäftsleitung über die derzeitige Schieflage informiert. Dabei überwog die Zuversicht: „Ich bin optimistisch, dass wir das hinkriegen“, verlautbarte nach der Betriebsversammlung Werner Hörnschemeyer, Geschäftsführer Technik und Personal der La-Cour-Gruppe.
Er bestätigte auch die von Johannes la Cour gegenüber der Presse abgegebene Erklärung, dass „ein immer schwierigeres Wettbewerbsumfeld mit stetig steigendem Kostendruck“ für die jetzige Situation verantwortlich sei. Mit ein Hauptgrund für die Lage des Zeiler Möbelwerks sei der Umstand, dass sich einige Großaufträge im laufenden Geschäftsbetrieb verschoben hätten. Hörnschemeyer berichtete, dass rund 1100 bestellte Küchen in gewisser Weise in der Warteschlange stünden. Und damit ein Auftragsvolumen in Höhe von rund vier Millionen Euro. „So etwas haben wir noch nicht erlebt“, so der Geschäftsführer. Grund für die „Warteschleife“ sei der Umstand, dass die Häuser, in die die Küchen eingebaut werden sollen, noch nicht fertiggestellt werden konnten: „Wenn die Rohbauten nicht fertig sind, lassen die die Küchen nicht kommen.“
Diese Umsätze von vier Millionen Euro fehlen nun im laufenden Geschäftsbetrieb. Deshalb habe man bei den Planungen im Februar feststellen müssen, dass die geringe Auslastung nicht mehr finanzierbar gewesen sei. Die Folge war der Insolvenzantrag. Auch die beiden „Schwesterfirmen“ Zeyko und Nolff aus der La-Cour-Gruppe mussten Insolvenz anmelden. Der Geschäftsbetrieb gehe aber „ganz normal weiter, die Produktion läuft“, so Hörnschemeyer. Und die in der Warteschleife geparkten 1100 Küchen bedeuten ja auch, dass in den Monaten Juni und Juli mit so viel Arbeit gerechnet werden könne, dass wohl eine Urlaubssperre notwendig werde. Doch dies sollte derzeit das geringste Problem für die Belegschaft darstellen, die inzwischen auch ihre Bereitschaft signalisiert hat, die schwere Situation mit bewältigen zu wollen.
Auch Betriebsrat Peter Pottler zeigte sich vorsichtig optimistisch: „Ich denke, dass es weitergeht. Wir haben einen guten Ruf und gute Produkte. Der Insolvenzverwalter hat uns Hoffnung gemacht.“ Offen sei allerdings die Antwort auf die Frage, mit wie vielen Arbeitnehmern zu welchen Konditionen weiterproduziert werde. Pottler berichtet, die Arbeitnehmer hätten die Nachricht zwar gefasst aufgenommen, aber „alle sind gedrückt, weil unsere Zukunft in der Schwebe hängt“. Natürlich hoffe jeder, seinen Arbeitsplatz behalten zu können. Viele der Beschäftigten sind schon lange in dem Betrieb tätig und mussten bereits vor 21 Jahren so eine Situation durchmachen. Inzwischen befänden sie sich jedoch in einem für den Arbeitsmarkt ungünstigen Alter. Auf der anderen Seite kann sich dieses Dienstalter aber für den Fortbestand des Betriebes durchaus günstig auswirken.
Insolvenzverwalter Hubert Ampferl aus Nürnberg prüft derzeit das Unternehmen und sieht seinen eigenen Angaben zufolge gute Chancen, zusammen mit der Geschäftsleitung bis Anfang Mai eine Sanierungslösung zu erarbeiten, um dadurch „die Geschäftsbetriebe als Ganzes und damit die Arbeitsplätze zu erhalten“.
Allerdings, so der Insolvenzverwalter, habe das Unternehmen schon seit einiger Zeit immer wieder mit Problemen kämpfen müssen. Johannes la Cour habe laut Ampferl den Betrieb seit Jahren gestützt, weil er sich der Marke „allmilmö“ eng verbunden fühle. Dies habe auch la Cours „bewegende Rede“, so Ampferl, auf der Betriebsversammlung zum Ausdruck gebracht. Der Rechtsanwalt lobte gleichzeitig das hohe technische Knowhow der Mitarbeiter und die Innovativität des Unternehmens, die den Betrieb sowohl für strategische als auch für Finanzinvestoren äußerst attraktiv machten.
Das angestrebte Ziel, möglichst viele Arbeitsplätze zu erhalten, sei nur in einem funktionierenden Betrieb möglich, so der Insolvenzverwalter. Die Löhne und Gehälter sind für die Monate Februar, März und April gesichert. Die Vorfinanzierung habe die Arbeitsagentur bereits mit beeindruckender Schnelligkeit zugesagt, so Ampferl, der das Gespräch mit Kunden, Banken und Lieferanten suchen wird, um den Geschäftsbetrieb zu stabilisieren. Zum Thema Investorensuche konnte der Insolvenzverwalter mitteilen, dass sich bereits „eine Handvoll Interessenten“ gemeldet habe: „Strategische Investoren, Interessenten aus der Branche.“
Zeils Bürgermeister Thomas Stadelmann vereinbarte inzwischen ein Treffen mit dem La-Cour-Geschäftsführer, an dem auch Landrat Wilhelm Schneider teilnehmen will. Alles müsse versucht werden, „dass es hier weitergeht, dass der Standort Zeil erhalten bleibt“.