Seit Oktober 1999 tut das erste Windrad am Bretzenstein seinen Dienst. Das zweite wurde zwei Jahre später in Betrieb genommen. „Wir sind sehr zufrieden“, zieht Johann Lorenz Prell, einer der Geschäftsführer der Windenergie Bretzenstein GmbH, Bilanz. Seine Gesellschaft konnte dieses Jahr eine Rendite von sechs Prozent auszahlen.
Schon neun Jahre dreht das erste Rad seine Flügel und Prell hat die Entscheidung nie bereut, mit vielen anderen Geld in die Anlage gesteckt zu haben. „Das Windrad ist kaum störanfällig und auch die Prognosen der Windstärken haben sich erfüllt“, sagt er. Ob er etwas anders machen würde? Ja, er würde versuchen, das Windrad noch zehn Meter höher zu bauen. Dies würde nochmals zehn Prozent mehr an Energieausbeute bringen. Einen großen technischen Fortschritt der heutigen Windräder gegenüber dem ersten Windrad am Bretzenstein könne er nicht feststellen. Die Technik sei ausgereift, die Zeit der großen Innovationssprünge sei vorbei.
Für Prell steht fest, dass es auch in den Haßbergen genügend Wind gibt, um ein Windrad volkswirtschaftlich sinnvoll zu betreiben. „Sicher, an der Küste weht der Wind noch schärfer, aber auch hier ist er gut genug“, sagt er und belegt dies mit Zahlen. Seine GmbH erhält eine staatliche Förderung von rund neun Cent pro Kilowattstunde. Seiner Meinung nach könnte der Strom aus der Windkraft hier zu Kosten von sechs Cent pro Kilowattstunde produziert werden.
Auf dem internationalen Strommarkt wird die Kilowattstunde für zirka vier Cent gehandelt. Prell ist aber überzeugt, dass es dabei nicht bleiben wird. Es ist zu erwarten, dass aufgrund knapper werdender Rohstoffe Energie aus fossilen Trägern teurer wird – ganz zu Schweigen von den Auswirkungen auf das Klima, die mit der CO2-Belastung einhergeht. „Die Energieversorger verkaufen den Strom für über 20 Cent für die Kilowattstunde“, sagt Prell. Da gäbe es seines Erachtens noch genügend Luft, so dass für ihn die Windenergie schon jetzt auch ohne staatliche Förderung die Marktschwelle erreicht hat.
Von Handwerker enttäuscht
Enttäuscht ist Prell von Landrat Rudolf Handwerker, den er persönlich dafür verantwortlich macht, dass der Antrag auf ein drittes Windrad am Bretzenstein gescheitert ist. Der Antrag wurde 2005 abgelehnt. Das dritte Rad sei nicht naturverträglich, war die Begründung (Lesen Sie untenstehendes Interview). Dafür liefert es aber saubere Energie, so Prell.
Enttäuscht ist auch Albrecht Schmitt. Auch er fühlt sich ausgebremst mit seinem Plan, im Bundorfer Gemeindeteil Neuses ein Windrad zu errichten. „Dabei ist der Standort ideal“, meint er, aber er habe schließlich vor dem Widerstand kapituliert, der ihm entgegengeschlagen ist.
Ausschlaggebend für seinen Entschluss, das Windrad nicht zu bauen, seien seiner Meinung nach „unsinnige Gutachten“ gewesen. Unter anderem sei von ihm verlangt worden zu klären, ob das Windrad den Schwarzstorch beeinträchtigt, der dort gesichtet wurde. Die Gutachten hätten zusammen über 10 000 Euro gekostet. Schmitt sieht in den Gutachten einzig und allein den Sinn, das Projekt zu Fall zu bringen. Das sei gelungen. „Denn das Geld wollte ich nicht aufbringen, weil im Anschluss die Entscheidung über den Bau immer noch im Ermessen des Landratsamtes liegt“, sagt Schmitt. Daher sei ihm das Risiko zu groß gewesen. „Das Windrad war politisch nicht erwünscht“, folgert er.
Widerstand hat es auch gegen die beiden Windräder zwischen Buch und Waldsachsen gegeben, die das Büro Engineering GmbH in Iphofen (Lkr. Kitzingen) plant und die im Jahr 2010 gebaut werden sollen. „Um die Genehmigung zu bekommen, ist schon eine gewisse Routine hilfreich“, sagt Wilhelm Hellenschmidt vom Planungsbüro, das schon viele Windräder gebaut hat. „Die Windräder sind bestellt, 2010 sollen sie sich drehen.“
Gerne würde Hellenschmidt mit dem Bau sofort loslegen, aber es gäbe Wartezeiten von bis zu einem Jahr bei der Lieferung der Rotoren. Derzeit boomt der Markt, meint er. Auch er ist überzeugt, dass die Windräder bald die Marktreife erreichen und keine staatliche Förderung mehr bedürfen. Im Gegenteil. Sie würden seiner Meinung nach sogar helfen, den Strompreis stabil zu halten.
Demnächst werden in Buch die Vorarbeiten beginnen. Das Kabel zur Einspeisung ins Haßfurter Stadtwerk-Netz soll noch in diesem Jahr von Buch nach Wülflingen verlegt werden.
Im Blickpunkt
Windenergie International gehört Deutschland vor Spanien, den USA und Indien zu den größten Nutzern von Windenergie zur Erzeugung von elektrischem Strom. In Deutschland stehen in den nördlichen Bundesländern die meisten Windräder. Spitzenreiter ist Niedersachsen gefolgt von Schleswig-Holstein.