Wer denkt jetzt schon an Wildbienen, wenn es draußen kalt und vielleicht bald verschneit ist? Auf jeden Fall ist es Naturpädagogin Andrea Zech vom IfBi in Ebern (Institut für Biodiversitätsinformation), die ab Januar Jugendliche im Alter von zehn bis 15 Jahren zu einem Kurs einlädt, in dem man sich Gedanken über den Schutz von Wildbienen macht und mit allem, was damit in Verbindung steht, wie Blühflächen und Nistgelegenheiten.
Noch haben es die Wildbienen trotz des Winters draußen gemütlich, denn der Wildbienennachwuchs schlummert jetzt faul in seinem Nest. Das Leben der alleinlebenden Wildbiene geht im Spätherbst zu Ende, aber für den Nachwuchs ist gesorgt. In Pflanzenstängeln, Erdlöchern, Totholz oder auch in Nisthilfen haben die Wildbienen rechtzeitig ihre Brutzellen angelegt und gut mit Nektar und Pollen versorgt. Auch die Larven haben sich satt gefressen. Einige Arten sind aber schon Ende Februar und März unterwegs und benötigen den Eiweißpollen. Deswegen müsse man auch sehr schnell mit Blühflächen loslegen.
Der Kurs beginnt am Freitag, 11. Januar, in Knetzgau und am Freitag, 18. Januar, in Ebern, jeweils von 15 bis 17 Uhr und wird im Abstand von zwei Wochen fortgeführt. In diesem ersten Kurs gibt es eine Einführung, um was es geht, was ein Wildbienenpicknick ist und was los wäre, wenn wir keine Wildbienen mehr hätten. Wildbienen seien nämlich fleißige Helfer, die besonders wichtig für uns Menschen seien und deswegen dringend unseren Schutz bräuchten. Sie produzierten zwar keinen Honig, seien aber wichtige Bestäuber.
„Ein Drittel unserer Nahrungsmittel wächst nur, wenn sie von Bienen bestäubt werden. Doch ihr Leben wird immer schwieriger. Sie finden immer weniger Nahrung und Lebensraum, weil weniger blüht, wir zu viel düngen, aufräumen, überbauen und Insektengifte einsetzen,“ meint Andrea Zech und lenkt den Blick auf die Gärten, wo man ebenfalls Wildbienen das Leben schwer mache. „Rasen ohne Blumen, Zäune ohne Hecken? Das ist keine Wildbienenleckerei.“
Naturpädagogin Andrea Zech hat als Ziel vor Augen, dass die Kinder von Anfang an möglichst selbstständig arbeiten und selbst überlegen, wie man etwas organisieren kann. Wo bekomme ich Flächen zum Anlegen her und wie lege ich sie an? Diese Blühflächen wolle man innerorts angehen und dazu Gespräche mit beiden Bürgermeistern führen. „Selbstverständlich habe ich dazu schon bei den Bürgermeistern vorgefühlt. Beide haben ihre Hilfe zugesagt, und dass wir auch mit den Kindern kommen dürfen.“ In jeder Ortschaft sei vorgesehen, dreimal zehn Quadratmeter anzusäen und mit einem Schild zu versehen.
Der Kurs solle vor allem auch die Lust darauf wecken, selbst etwas zu tun, und wenn es nur ein Quadratmeter wäre. „Dabei erlernen sie auch Kompetenzen, wie man selbst etwas auf die Beine stellt. Ihre Anregungen sollen sie ebenso der Bevölkerung vorstellen und am Schluss soll auch ein Leitfaden entstehen.“
Dadurch würden die Jugendlichen, so Andrea Zech, zu ausgebildeten Wildbienenhelfern und Experten, und sie würden sogar wissenschaftliche Untersuchungen mit Biologen durchführen und mit dem Binokular arbeiten. Sicher würden die Jugendlichen dann auch staunen über den „Vorher-Nachher-Effekt“, wenn man die Flächen vor und nach der Anlage von Blühflächen miteinander vergleiche. Außerdem baue man auch Insektennisthilfen und lege Insektennistplätze an.
Andrea Zech sieht diesen Kurs und dieses Pilotprojekt zur einen Hälfte im Wildbienenschutz und zur anderen Hälfte in der Kompetenzentwicklung für die Kinder, die dadurch stark gemacht werden und erfahren, dass man selbst etwas tun kann und gemeinsam auch stark sei. So werde auch die Selbstständigkeit gestärkt, die einen persönlich weiterbringe.
Das Projekt werde weitergeführt in einer „Multiplikatorenschulung für Lehrer“ in zwei Teilen. Teil I ist am Montag, 25. Februar, in Ebern, mit der Einführung ins Thema „Wildbienen“. Dabei werde auch der Inhalt der verleihbaren Wildbienenkiste vorgestellt mit einem Handout für ein „bienenfreies Frühstück“, Infos und Arbeitsblätter zum Kennenlernen und Bestimmen der gängigsten Wildbienenarten, Muster-Nisthilfen zum Nachbauen, Anleitung über die Anlage und Pflege von Blühflächen und zwei Binokulare mit Alkoholproben (Wespe, Honigbiene, Hummel und andere Wildbienen).
Wildbienen hautnah bestimmen
Teil II läuft am Montag, 27. Mai, in Ebern ab. Hier erleben die Teilnehmer live die Interaktion zwischen Bienen und Blüten während einer geführten Exkursion am ehemaligen Standortübungsplatz. Dazu gehöre es auch, Wildbienen hautnah mit dem Binokular zu bestimmen. Als Zielgruppe dafür nannte Klaus Mandery Lehrer, Jugendgruppenleiter und weitere Interessierte.
Das alles soll auch auf Schulklassen- und Jugendgruppenführungen ausgeweitet werden mit der Zielgruppe 4. bis 10. Klasse. Im Bienen- und Schmetterlingsgarten und auf den umliegenden Wiesen des Standortübungsplatzes erstrecke sich nämlich ein einzigartiger, artenreicher Lebensraum für die heimischen Wildbienen. Deswegen könnten die Schüler sehr intensiv die Blütenvielfalt und die zahlreichen Wildbienenarten, ihre faszinierenden Nestbauweisen, kuriosen Verhaltensweisen und Vorlieben kennenlernen.
Naturpädagogin Zech zeigte sich bei der Vorstellung „neugierig und gespannt, wie die Kinder sich während des Kurses entwickeln und dabei ihre Ideen mit einbringen“. Sie leite seit sechs Jahren eine BN-Kindergruppe, „die eher spielerisch tätig ist“. Beim neuen Projekt gehe es aber wirklich um Naturschutz, mit dem etwas bewegt werden soll. Das wollen auch die Kinder, die ja ernst genommen werden möchten. „Die Potenziale sind bei den Kindern auf jeden Fall da.“
Mandery zeigte sich von diesem Projekt überzeugt und wies darauf hin, dass man als IfBi auch beim BN und BUND mitarbeite. So habe man aktuell einen „Antrag zum Insektensterben“ gestellt. Auf der einen Seite versuche man, im Kleinen auf die Thematik hinzuweisen, und zum anderen wolle man mithelfen, das Anliegen nach oben zu tragen.
Informationen und Anmeldung: per E-Mail an zech@ifbi.net; Tel. (0 95 31) 9 44 64 33 oder Tel. (01 78) 9 74 89 82.