
Geistvoller und schwungvoller kann ein neues Jahr kaum beginnen. Die drei traditionellen Neujahrskonzerte des beliebten Bamberger Streichquartetts im bis auf den letzten Platz besetzten Spiegelsaal des Schlosses Oberschwappach sind immer von einer besonderen Stimmung geprägt, die Musiker und Besucher von Beginn an gleichermaßen erfasst. Von der „Wiener Klassik zum Wiener Walzer – Musikalische Hochsprache und musikalischer Dialekt“ titelte wieder das Programm und die Darbietungen erfüllten voll die Erwartungen der vielen aus der ganzen Region angereisten Zuhörer.
Ein apollinisches Schönheitsideal, eingebettet in eine stringente und geistreiche Form, sind Wesensmerkmale der Wiener Klassik. Als zwei der bedeutendsten Vertreter dieser Epoche gelten Wolfgang Amadeus Mozart und Joseph Haydn.
Spritzig und temperamentvoll
Mit Mozarts Quartett F-Dur KV 138 begrüßte das Ensemble eingangs seine Musikfreunde zum Jahreswechsel. Dem Rat seines Vaters Leopold folgend schrieb der junge Mozart im Jahr 1771 eigens für den neuen, kritischen Fürstbischof Hieronymus von Colloredo in Salzburg drei Werke, die auch als „Salzburger Sinfonien“ bekannt wurden. Diese ganz im Stil der italienischen Musik entworfene „moderne“ Gestaltung gefiel dem strengen Dienstherrn und brachte dem jungen Komponisten 1772 eine Anstellung als Konzertmeister. Spritzig und temperamentvoll eröffnet ein „singendes Allegro“. Ein kantables und empfindsames Andante folgt und ein witziges, wirbelndes Presto rundet schließlich das Wer ab, das die Musikkritiker aufhorchen lässt.
Fast 30 Jahre später schrieb Joseph Haydn seine letzten Quartette. Das Werk op. 77 Nr. 1 in G-Dur Hob. III:81 aus dem Jahr 1799 wurde zum musikalischen Testament des genialen Meisters. Der 67-Jährige zeigt hier noch einmal seine große Kunst. In vereinfachter Struktur, prägnanter Rhythmik mit einem heiteren, tänzerischen Motiv schon im ersten Satz, und einer tief empfundenen Melodik öffnet sich dieses Meisterwerk. Das Adagio wird weit ausgesungen, ein Menuett im Presto nimmt die Klangenergie von Beethoven voraus und ein kontrapunktisch, klangreiches, virtuoses Finale machen das von den Musikern brillant und werkgetreu gestaltete Werk zu einem der schönsten seiner Gattung.
Ergänzt durch den Ersten Solobassisten der „Bamberger“, Georg Kekeisen, spielte das Ensemble mit Raul Teo Arias, Andreas Lucke, Lois Landsverk und Karlheinz Busch nach der Pause mit freudvoller Lockerheit beschwingte, leichte Wiener Tanzmusik. Schnelle und witzige Polkas von Joseph Strauß („Leichtes Blut“) und Carl Michael Ziehrer („Loslassen“), eine ruhigere Polka française von Johann Strauß, wobei die Musiker begeistert mitsangen („Bacchus-Polka“), ein Galopp von Joseph Lanner („Regatta-Galopp“) und eine melancholische Walzerfolge von Schubert (Valses nobles op. 77) führten schließlich zum großen Konzertwalzer op. 167 „Die Romantiker“ von Joseph Lanner.
Überzeugende Darbietung
Das Bamberger Streichquartett überzeugte und begeisterte wieder, sowohl im klassischen Teil als auch bei der Wiener Tanzmusik des Biedermeiers. Eine hervorragende Klangkultur aus Seide und ein perfektes Zusammenspiel mit unfehlbarer Intonation zeichnen dieses anerkannte Meisterensemble aus.
Der Leiter Karlheinz Busch moderierte gut gelaunt und mit kenntnisreichen Bemerkungen zu den einzelnen Werken. Er lobte das Engagement des Organisators Julian Roth. In seiner Begrüßung äußerte er als Neujahrswunsch, dass sich diese wunderbare Tradition der Konzerte noch lange fortsetzen möge.