
Vor kurzem fand die "Woche der Demenz" statt, welche die Gesellschaft auf die Situation der Menschen mit Demenz aufmerksam machen soll. Nun wandte sich die Universität Erlangen-Nürnberg mit dem Forschungsprojekt "digiDem Bayern" an die Verwaltungsgemeinschaft Ebelsbach, um ein wissenschaftlich geprüftes und anonymes Screening der Gedächtnisleistung anzubieten. Das Interesse unter den Bürgerinnen und Bürgern war groß. 17 Frauen und Männer beteiligten sich daran und weitere ließen sich auf einer Warteliste eintragen.
"Je früher eine Demenz erkannt wird, desto früher lernen Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen mit den Krankheitssymptomen umzugehen und desto früher können Behandlungs- und Unterstützungsmöglichkeiten in die Wege geleitet werden", meinte Prof. Dr. med. Peter Kolominsky-Rabas in einem Aufruf über die VG Ebelsbach. Der Neurologe ist einer der Projektleiter von digiDem Bayern und wies darauf hin, dass ein wissenschaftlicher Kurztest (Screening) zeige, ob eine weiterführende ärztlich Abklärung ratsam ist. Allein in Bayern leben derzeit 270.000 Menschen mit Demenz und es wird mit einem Anstieg bis 2040 auf 380.000 Menschen gerechnet, eine Herausforderung für das Gesundheitssystem.
Wo hört die Altersvergesslichkeit auf und wo fängt Demenz an?
Projektassistentin Ottilie Ochs unterstrich die Bedeutung des Forschungsprojekts, das auch abklären soll "wo hört die Altersvergesslichkeit auf und wo fängt Demenz an? Wo konkret dieser Punkt erreicht ist, kann man noch nicht sagen." Die Befragung der Patienten soll nach Möglichkeit im halbjährigen Turnus wiederholt werden. Dies vor allem deswegen, um zu sehen, wie der Patient abbaue und welche Hilfe er in Anspruch genommen hat. Aber eines scheint unumstößlich "wenn der Kunde oder die Kundin zu spät kommt, geht es in der Regel rapide abwärts."
Fest steht, dass zu wenig Demenzerkrankungen diagnostiziert werden. Einer deutschen Studie zufolge leben 60 Prozent der an der Demenz Erkrankten ohne eine gesicherte Diagnose. Gleichzeitig wird die Demenz-Diagnose meist sehr spät und häufig erst bei fortgeschrittener Symptomatik festgestellt. "Oft gibt es auch einen falschen Stolz, sich nichts anmerken zu lassen." Die Erkrankung beginne auch schleichend, meist mit Gedächtnis- und Orientierungsproblemen.
Das digitale Demenzregister zählt mittlerweile 1500 Studienteilnehmer aus ganz Bayern. Sein Ziel ist es, mit Hilfe der gewonnen Erkenntnisse die Lebensbedingungen der Betroffenen zu verbessern und Unterstützungsangebote bereitzustellen. Im Juli 2022 wurde in Thüngersheim das erste Demenz-Bevölkerungsscreening in Deutschland durchgeführt. Dabei können Personen ihre Gedächtnisleistung kostenlos überprüfen lassen. Ein solches Screening fand nun auch in der VG Ebelsbach statt und wird von Apothekerin Antje-Kristin Kießling in der "Rosen-Apotheke" weitergeführt.
Apothekerin hat selbst einen Lehrgang besucht, um Auskunft geben zu können
Auch sie wird immer wieder auf dieses Thema angesprochen und habe deswegen selbst einen Lehrgang besucht, um hier fachkundige Auskunft geben und auch einen entsprechenden Test durchführen zu können. "Ich bin bestrebt ein Netzwerk aufzubauen, auch für die Angehörigen, für die es zuerst und oft am schwierigsten ist. Aber wir stecken hier noch in den Kinderschuhen."
Sie stehe da auch vor schwierigen Fragen, wie und ob man Kunden ansprechen sollte, gerade wenn man mitbekommt, dass dieser abbaue. "Man könnte ja auch keinen beleidigen oder kränken und aufgrund der Schweigepflicht darf ich ohne Einwilligung des Kunden nicht auf Angehörige oder den Arzt zugehen."
Durch das kostenlose Screening-Angebot sollen sich alle Personen ab 60 angesprochen fühlen. "Die Apotheke könnte hier eine niedrigere Schwelle sein, als gleich in einer Gedächtnissprechstunden oder zum Arzt zu gehen", meinte Apothekerin Kießling. Der Test ersetze keine ärztliche Diagnose, biete aber erste Anhaltspunkte, ob ein Arztbesuch ratsam ist. Des Weiteren werden Tipps und Anregungen für eine vorbeugende Lebensführung gegeben.