Der „Tag des deutschen Bieres“, der alljährlich am 23. April stattfindet, steht in diesem Jahr unter dem unguten Stern von Corona. Vor der Pandemie war die Brauwelt noch in Ordnung. Während die Brauereien an diesem Tag zu besonderen Veranstaltungen einluden, setzt die Krise nun schon seit über einem Jahr vor allem den kleineren Brauereien zu, die besonders unter der Schließung der Gastwirtschaften und der Absage vieler Feste und Familienfeiern leiden. Diese Redaktion fragte Braumeister aus der Region zu ihrer Lage.
Mit dem „Tag des deutschen Bieres“ am 23. April wird nun schon seit 1994 von den heimischen Bierbrauern der Erlass des bayerischen Reinheitsgebotes aus dem Jahre 1516 gefeiert. Damit wurde vor 505 Jahren festgeschrieben, dass zum Brauen nur wenige natürliche Zutaten verwendet dürfen, nämlich nur Wasser, Malz, Hopfen und Hefe.
In Bayern wollten die beiden Herzöge Wilhelm IV. und Ludwig X. damit das manchmal wüste Treiben beim Bierbrauen beenden. Durch den Zusatz von Kräutern, Ruß für Dunkelbier oder von Kreidemehl versuchten die Menschen damals, sauer gewordenes Bier wieder genießbar zu machen. Nach über 500 Jahren gilt das Reinheitsgebot heute als eine der ältesten Lebensmittelverordnungen der Welt und ist aktuell wie nie. Der Erlass aus dem Jahre 1516 ist inzwischen zu einem weltweiten Inbegriff für die Qualität von bayerischem beziehungsweise deutschem Bier geworden.
Überbrückungshilfen nur für kurze Zeit
Die Coronakrise und vor allem die Lockdowns setzen die Brauereien bis heute mächtig unter Druck. Der Umsatz ist eingebrochen, es musste Bier wegen des Ablaufdatums vernichtet werden. Manche Brauerei steht unverschuldet vor dem Aus oder hat schon aufgegeben. Nicht jeder profitierte von den Überbrückungshilfen. Die Besitzer blicken seit Monaten mit wenigen Unterbrechungen in leere Brauereigaststätten. Sie versuchen teilweise, sich mit „Essen to go“ oder „Bier to go“ über Wasser zu halten, oft ist das aber kaum mehr ist als der berühmte Tropfen auf den heißen Stein.
Gunther Hartleb von der Brauerei „Zum grünen Baum“ in Maroldsweisach lädt so in seine Brauerei zum „Bier to go“ ein. Da geht es nicht um das Abholen von Bier in Kästen, wo viele kleine Brauereien auch gegen die Dumpingpreise der Großkonzerne ankämpfen müssen. Die Brauerei Hartleb hat in ihrem Brauhaus nämlich keine Flaschenbierabfüllung, sondern ist bekannt für ihr uriges, unfiltriertes Landbier. Nach dem Brauvorgang mit einer langen Gärung und einer erneuten fünfwöchigen Lagerung ist das Bier gut gereift für den Ausschank in der eigenen Braugaststätte oder für den Verkauf außer Haus. „Da es ja kein Flaschenbier gibt, holen die Leute ihren Trunk in Biersiphons oder mehrlitrigen Flaschen und Krügen sowie allen möglichen Gefäßen, die man sich gar nicht vorstellen kann“, sagt Hartleb.
Alternativen arbeiten gerade so kostendeckend
Nachdem aber die Gastwirtschaft geschlossen werden musste, die größeren Familienfeste und große Geburtstage ausfallen, ist der Umsatz an Fassbier total eingebrochen. „Wir haben nur noch ein Viertel des früheren Bierumsatzes. Der Gesamtumsatz ist noch geringer.“ Damit spricht er an, dass der "Grüne Baum" zumindest am Wochenende mit „Essen to go“ ein Angebot macht, so dass gerade noch die Unkosten gedeckt werden.
Für den November und Dezember habe er Finanzhilfen bekommen, aber im neuen Jahr nicht mehr. Licht in diesem düsteren Tunnel sieht er nur in der Impfung, zu der er selbst in dieser Woche angemeldet ist. Im Hinblick auf eine mögliche Öffnung des Biergartens in absehbarer Zeit sollte man den Gastwirten aber nicht zumuten, dass sie für Schnelltests verantwortlich seien oder die Gäste darauf gar kontrollieren sollen, sagt er.
Braumeister Michael Raab von der gleichnamigen Brauerei in Hofheim meint mit Blick zurück: „Es hat sich eigentlich seit einem Jahr nicht viel geändert. Die Situation ist die gleiche. Auch habe ich nichts von Hilfen gemerkt.“ Er betreibt keine Braugaststätte, sondern konzentriert sich auf das Bierbrauen und die Herstellung von eigener Limonade. Seine Ware geht in den freien Verkauf, dereinst bediente er viele Feste der Vereine.
Die meisten Verein haben ihre Feste schon abgesagt
„Beim Fassbier geht so gut wie gar nichts. Es ist nicht abzusehen, wie es weitergeht. Die fehlende Perspektive ist eigentlich das Schlimme. Das gilt besonders im Hinblick auf Feste und Veranstaltungen. Die Vereine haben ihre Termine schon bis Juli abgesagt, weil sie selbst Angst vor Veranstaltungen haben und nicht planen können. Gleiches gilt für uns, auch wir können nicht planen.“
Froh und stolz ist Michael Raab aber auf seine treue Stammkundschaft, die sich bei ihm mit Getränken eindeckt und nicht größere Märkte aufsucht. Deswegen sei der Verkauf in dieser Sparte sogar angestiegen. Bei seinem Blick in die Zukunft kommt es auch zu Kritik der Bewältigung der Krise und der Verantwortlichen, die zumindest die Impfungen vorantreiben sollten. Darin bestehe seine einzige Hoffnung.
„Eigentlich könnte unser Biergarten schon seit vier Wochen geöffnet sein, denn wir haben von April bis Oktober Saisonbetrieb. Der Ausschank im Freien ist trotz Corona im Jahr 2020 relativ gut verlaufen und uns ist kein Fall bekannt, dass es hier zu einer Ansteckung gekommen ist, zumal auch unsere Gäste die Hygienebestimmungen gut eingehalten und wir sie auch kontrolliert haben“, betont Braumeister Daniel Schmitt von der „Sonnenbräu“ in Mürsbach, deren Biergarten ein Anziehungspunkt weit über die Grenzen des Ortes hinaus ist und Gäste aus den Landkreisen Haßberge, Bamberg und Coburg anlockt.
Das Malz hat die unterschiedlichsten Geschmäcker
Im Familienbetrieb von Gastronom Ralf Schmitt ist auch Sohn Daniel tätig, der mit seinen 23 Jahren Braumeister und Biersommelier ist und mit Stolz auf seinen „Bierkalender“ zeigt ist, mit dem es jeden Monat neue Biere zu kosten gibt. Dabei hat für ihn aber das Reinheitsgebot höchste Bedeutung, „weil sich das so gehört. Aber es gibt ja zwischen 80 bis 100 Malzsorten und je nach Mälzerei auch unterschiedliche Geschmäcke bis zu einer Kaffeenote oder Karamalz. Dies nutze ich für meine Craft-Biere.“
Daniel Schmitt baut in unmittelbarer Nachbarschaft zur Brauerei eigenen Hopfen an. Den kann man dann schmecken in der „Hopfenzupfersud“. Zu einem weiteren Geschmacksunterschied komme es bei ihm durch den „grünen Hopfen“, der innerhalb von 24 Stunden nach der Ernte ohne Trocknung verarbeitet werden muss.
Bei so vielen neuen Ideen zum Bier, aber auch Festhalten am Traditionstrunk, haben Schmitts den Lockdown genutzt, ihre Lagerkapazität auszubauen und haben fleißig investiert. Ihre große Stammkundschaft wollte auch auf ihr Bier nicht verzichten. Ihren Gesternsaft füllen sie nur in der Ein-Liter-Bügelverschlussflasche ab, die gerne im Sixpack mit dem „Essen to go“ mitgenommen werde. Beliebt seien zudem die Partyfässer mit einer Füllmenge von fünf Litern aufwärts. Noch lieber verkaufen sie ihr Bier aber im Biergarten und hoffen, dass die Außengastronomie endlich wieder öffnen darf.