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Ebern
Wie "Rosi" aus Ebern Berühmtheit erlangt
Das ist die neue Berühmtheit von Ebern, die Essigrosen-Dickfühlerweichwanze.
Foto: Harald Ostrow | Das ist die neue Berühmtheit von Ebern, die Essigrosen-Dickfühlerweichwanze.
Günther Geiling
 |  aktualisiert: 10.04.2021 02:15 Uhr

Der ehemalige Standortübungsplatz in Ebern gilt als ein Platz der biologischen Vielfalt und bisher konnten weit über 7000 Arten erfasst werden. Das Institut für Biodiversitätsinformation (IfBi) arbeitet derzeit an verschiedenen Projekten und stellt in den nächsten Wochen unter dem Motto „rettet Rosi“ die Lebenserhaltung der Säume und die Vielfalt rund um die Dickfühlerweichwanze in den Mittelpunkt zahlreicher Veranstaltungen.

Der Vorsitzende des Instituts für Biodiversitätsinformation, Klaus Mandery, ist der Entdecker der kleinen Wanze.
Foto: Günther Geiling | Der Vorsitzende des Instituts für Biodiversitätsinformation, Klaus Mandery, ist der Entdecker der kleinen Wanze.

Das IfBi, dessen Leiter Klaus Mandery aus Ebern ist, fördert Wissenschaft und Forschung auf den Gebieten der Biodiversität, verbessert das Wissen über die Arten- und Lebensraumvielfalt auf jeder geografischen Ebene und gibt dieses Wissen weiter. Dabei erstrecken sich die Projekte des IfBi über ganz Bayern und sind in der Naturschutzforschung und der Agrarlandschaftsforschung angesiedelt. Im Institut in der Eberner Kaserne arbeiten Biologen, Geoökologen oder Bundesfreiwillige an verschiedenen Projekten rund um das Thema Insekten.

Kooperation mit der Uni Würzburg

Zu den Projekten im FFH-Gebiet des ehemaligen Übungsplatzes gehört das Projekt „Rettet Rosi“ mit der Art- und Lebenserhaltung der Säume und Vielfalt rund um die Essigrosen-Dickfühlerwanze, das in Kooperation mit der Uni Würzburg durchgeführt wird. Das Projekt läuft im zweiten Jahr und startet bald mit einem großen Projektteil durch: der Umweltbildung. Dafür hat man ein umfassendes Programm zusammengestellt und die Organisatoren hoffen, dass alle Outdoor-Veranstaltungen stattfinden dürfen.

In den Veranstaltungen soll das Wissen rund um Rosi und ihren Lebensraum vermittelt werden. Wer ist dabei Rosi? Weltweit gibt es etwa 40 000 Wanzen und in Europa leben circa 3000. Eine davon ist die Essigrosen-Dickfühlerwanze, die in Deutschland als ausgestorben galt, bis man sie ausgerechnet auf dem ehemaligen Standortübungsplatz in Ebern entdeckte und ihr Entdecker war Dr. Klaus Mandery.

Entdeckung war ein Zufall

Klaus Mandery spricht bei seiner Entdeckung auch von einem Zufall, denn diese Wanze ist nur einen halben Zentimeter groß und so scheu und selten, dass die meisten Menschen sie nie zu Gesicht bekommen. Sie hat rote, dunkle Fühler an ihrem plumpen, schwarzen Körper, der etwas weiß überpudert ist. Das Besondere ist zudem, dass sie im FFH-Gebiet des ehemaligen Truppenübungsplatzes ihr bisher einziges bekanntes Vorkommen in Mitteleuropa hat. Und angewiesen ist sie auf die Essigrose, die dank der extensiven Pflege des Truppenübungsplatzes dort an Säumen vorkommt.

Auf diese Essigrose ist die kleine Wanze angewiesen.
Foto: Klaus Mandery | Auf diese Essigrose ist die kleine Wanze angewiesen.

An 20 Essigrosen-Beständen konnten im Sommere 2020 mindestens 471 Exemplare der winzigen Wanze nachgewiesen werden und Projektmanagerin Carolin Sommer und Biologin Tarja Richter bezeichnen dies als ein erstes wichtiges und erfreuliches Projektergebnis.

Pflegeplan für den Saum entwickeln

Ihr Lebensraum ist der Saum und sie gilt als eine Art des wärmeliebenden Saumes. Aber die so spezifisch an ihren Lebensraum angepasste Wanze ist bisher kaum erforscht und es fehlen Informationen über ihre Lebensweise und ihre Beziehung zu ihrer Umwelt. Um die Art zu schützen und zu fördern, sind daher im Projekt wissenschaftliche Arbeiten in Form von Bachelorarbeiten und eine Doktorarbeit vorgesehen.

Auf Basis der gewonnen Erkenntnisse über Rosis Lebensraumansprüche soll ein Pflegeplan für den Saum entwickelt werden, von dem auch andere im Saum lebende Arten profitieren können. In einem zweiten Teil des Projekts sollen verschiedene Umweltbildungsangebote Bewusstsein für den ökologischen Wert des „Lebensraum Saum“ schaffen.

Veranstaltungsangebote

Samstag, 17. April, 17 bis 18.30 Uhr: Online-Vortrag zum „Projekt Rosi“: Was konnten wir bisher über Rosi herausfinden? Mit welchen Tieren teilt sich Rosi den Lebensraum Saum? Wie könnte eine Pflege des Saums aussehen? (Angemeldete Personen bekommen den Link zum Vortrag per E-Mail.)
Freitag, 21. Mai, Samstag, 12. Juni, und Freitag, 2. Juli: „Im Bann der Nacht – Nachtfalter-Exkursionen“, jeweils 21.30 bis 23.30 Uhr: Wir möchten nachtaktive Mitbewohner im Saum vorstellen. Mit Licht und duftenden Futterplätzen wollen wir Falter und andere Insekten anlocken und mehr über ihr Leben in der Dunkelheit erfahren. (Mitzubringen: Mund-Nasen-Bedeckung, Taschenlampe, lange Hosen, Mücken- und Zeckenschutz sowie Verpflegung. Kinder nur in Begleitung der Eltern; Exkursionen fallen bei Regen aus.)
Samstag, 29. Mai, 10 bis 12 Uhr: „Rosen-Wanderung“: Vergessen und verkannt: Während der Essigrosen-Blüte gehen wir auf Entdeckungstour im Saum und schauen uns diesen interessanten Lebensraum näher an.
Samstag, 24. Juli, 10 bis 12 Uhr: "Dem Saum auf der Spur“ – Exkursion für junge Menschen (elf bis 15 Jahre): Entdeckt mit uns den Saum! Denn nicht nur unsere schüchterne Wanze Rosi lebt hier, auch viele weitere Insekten, Pflanzen, Kriechtiere und Säugetiere kann man im Saum finden.
Samstag, 9. Oktober, 10 bis 12 Uhr: Pflegeaktion „Rettet Rosi“: Rosis Lebensraum, der Saum, will gepflegt werden. Wir treffen uns für eine gemeinsame Aktion und entfernen gezielt störende Vegetation.
Anmeldungen: richter@ifbi.net. Treffpunkt: IfBi, Geschwister-Scholl-Str. 6 (Alte Kaserne) in Ebern. Maximale Teilnehmerzahl jeweils 15 Personen, eine Ausnahme bildet der Online-Vortrag. Die Teilnahme ist kostenlos.
Quelle: gg
 
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