Der ehemalige Standortübungsplatz in Ebern gilt als ein Platz der biologischen Vielfalt und bisher konnten weit über 7000 Arten erfasst werden. Das Institut für Biodiversitätsinformation (IfBi) arbeitet derzeit an verschiedenen Projekten und stellt in den nächsten Wochen unter dem Motto „rettet Rosi“ die Lebenserhaltung der Säume und die Vielfalt rund um die Dickfühlerweichwanze in den Mittelpunkt zahlreicher Veranstaltungen.
Das IfBi, dessen Leiter Klaus Mandery aus Ebern ist, fördert Wissenschaft und Forschung auf den Gebieten der Biodiversität, verbessert das Wissen über die Arten- und Lebensraumvielfalt auf jeder geografischen Ebene und gibt dieses Wissen weiter. Dabei erstrecken sich die Projekte des IfBi über ganz Bayern und sind in der Naturschutzforschung und der Agrarlandschaftsforschung angesiedelt. Im Institut in der Eberner Kaserne arbeiten Biologen, Geoökologen oder Bundesfreiwillige an verschiedenen Projekten rund um das Thema Insekten.
Kooperation mit der Uni Würzburg
Zu den Projekten im FFH-Gebiet des ehemaligen Übungsplatzes gehört das Projekt „Rettet Rosi“ mit der Art- und Lebenserhaltung der Säume und Vielfalt rund um die Essigrosen-Dickfühlerwanze, das in Kooperation mit der Uni Würzburg durchgeführt wird. Das Projekt läuft im zweiten Jahr und startet bald mit einem großen Projektteil durch: der Umweltbildung. Dafür hat man ein umfassendes Programm zusammengestellt und die Organisatoren hoffen, dass alle Outdoor-Veranstaltungen stattfinden dürfen.
In den Veranstaltungen soll das Wissen rund um Rosi und ihren Lebensraum vermittelt werden. Wer ist dabei Rosi? Weltweit gibt es etwa 40 000 Wanzen und in Europa leben circa 3000. Eine davon ist die Essigrosen-Dickfühlerwanze, die in Deutschland als ausgestorben galt, bis man sie ausgerechnet auf dem ehemaligen Standortübungsplatz in Ebern entdeckte und ihr Entdecker war Dr. Klaus Mandery.
Entdeckung war ein Zufall
Klaus Mandery spricht bei seiner Entdeckung auch von einem Zufall, denn diese Wanze ist nur einen halben Zentimeter groß und so scheu und selten, dass die meisten Menschen sie nie zu Gesicht bekommen. Sie hat rote, dunkle Fühler an ihrem plumpen, schwarzen Körper, der etwas weiß überpudert ist. Das Besondere ist zudem, dass sie im FFH-Gebiet des ehemaligen Truppenübungsplatzes ihr bisher einziges bekanntes Vorkommen in Mitteleuropa hat. Und angewiesen ist sie auf die Essigrose, die dank der extensiven Pflege des Truppenübungsplatzes dort an Säumen vorkommt.
An 20 Essigrosen-Beständen konnten im Sommere 2020 mindestens 471 Exemplare der winzigen Wanze nachgewiesen werden und Projektmanagerin Carolin Sommer und Biologin Tarja Richter bezeichnen dies als ein erstes wichtiges und erfreuliches Projektergebnis.
Pflegeplan für den Saum entwickeln
Ihr Lebensraum ist der Saum und sie gilt als eine Art des wärmeliebenden Saumes. Aber die so spezifisch an ihren Lebensraum angepasste Wanze ist bisher kaum erforscht und es fehlen Informationen über ihre Lebensweise und ihre Beziehung zu ihrer Umwelt. Um die Art zu schützen und zu fördern, sind daher im Projekt wissenschaftliche Arbeiten in Form von Bachelorarbeiten und eine Doktorarbeit vorgesehen.
Auf Basis der gewonnen Erkenntnisse über Rosis Lebensraumansprüche soll ein Pflegeplan für den Saum entwickelt werden, von dem auch andere im Saum lebende Arten profitieren können. In einem zweiten Teil des Projekts sollen verschiedene Umweltbildungsangebote Bewusstsein für den ökologischen Wert des „Lebensraum Saum“ schaffen.