Langsam aber sicher sollen Elektrofahrzeuge die heute üblichen Autos mit Benzin- und Dieselmotoren ablösen. Sauberer und umweltfreundlicher soll der Straßenverkehr dadurch werden. Doch mancherorts kann die Suche nach einer Möglichkeit, das Fahrzeug aufzuladen, zum Problem werden. Wie sieht es damit im Landkreis Haßberge aus?
In Haßfurt gibt es mittlerweile eine beachtliche Zahl an E-Tankstellen, wie Bürgermeister Günther Werner und Stadtwerks-Chef Norbert Zösch erzählen: In der Altstadttiefgarage, auf den Firmenparkplätzen von Rewe, Edeka und Euronics, auf dem Parkplatz des Freizeitzentrums, am Bahnhof, am Gebäude des Stadtwerks, auf dem Parkplatz des Jugendtreffs "Dragon" sowie am Marktplatz können E-Mobil-Fahrer "tanken". Am Marktplatz gibt es auch die Gelegenheit, E-Bikes aufzuladen. "Im Verhältnis zur Größe der Stadt ist das schon sehr viel", meint der Bürgermeister.
Und damit sei das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht, denn ein weiterer Ausbau ist in den nächsten Jahren vorgesehen: Beim Sparkassen-Automaten am Admira-Center steht bereits eine Säule, die bald in Betrieb gehen soll, in der Tiefgarage sollen ebenfalls weitere Säulen dazukommen und vor dem Edeka-Markt soll bald eine Schnellladestation entstehen.
Ladezeiten für die Akkus werden geringer
Denn auch die Zeit, die Fahrer von Elektrofahrzeugen brauchen, um ihre Akkus aufzuladen, ist ein entscheidender Faktor. Während der Tank eines Benzin- oder Dieselfahrzeugs an einer Tankstelle in kurzer Zeit wieder gefüllt ist, dauert es bei einem E-Auto je nach Bauart des Fahrzeugs und der Ladestation deutlich länger, bis der Akku wieder geladen ist. Ladestationen, an denen die Aufladung schneller geht, sollen die Praxistauglichkeit der E-Autos weiter verbessern.
"Man ist kein Versuchsfahrer mehr", sagt Energieberater Günter Lieberth vom Umweltbildungszentrum (UBiZ) in Oberschleichach. Die Technik sei ausgereift, wer sich ein Elektroauto kauft, könne sich auf funktionierende Technik verlassen. Das System, nach dem Ladestationen für E-Autos aufgestellt werden, ist ganz anders aufgebaut als die Verteilung herkömmlicher Tankstellen. So finden sich Stromtankstellen vor allem auf den Parkplätzen von Orten, an denen sich Menschen eine gewisse Zeit lang aufhalten; beispielsweise vor Geschäften oder Schwimmbädern. So setzen E-Auto-Fahrer vor allem auf "Gelegenheitsladungen", wie es Lieberth nennt: Statt wie mit einem Benziner an die Tankstelle zu fahren, weil man tanken muss, kann ein E-Mobil-Fahrer sein Auto aufladen, während er ein Geschäft besucht, in dem er sowieso einkaufen wollte.
Probleme mit Falschparkern
Bei der hohen Anzahl an Ladesäulen im Stadtgebiet sieht Stadtwerksleiter Zösch noch keine Engpässe. Eines der wenigen Probleme sei, dass noch immer viel zu oft normale Autos verbotenerweise auf den Parkplätzen vor einer E-Tankstelle stehen und diese somit blockieren. Glücklicherweise sei es mittlerweile möglich, das durch die Parküberwachung zu ahnden.
Auch in Zeil gibt es seit einigen Jahren eine Ladestation am Altstadtparkplatz. "Die wird auch sehr gut angenommen", berichtet Günter Bier, der Leiter der Zeiler Stadtwerke. "Wir beabsichtigen, noch was zu suchen", sagt er über die Suche nach möglichen weiteren Standorten. Noch sei aber nicht entschieden, wo eine mögliche weitere Zeiler E-Tankstelle stehen könnte. Bürgermeister Thomas Stadelmann spricht dabei als möglichen Standort unter anderem die Baugebiete an der Ortsausfahrt Richtung Haßfurt an, wo derzeit neue Gewerbe- und Wohnflächen entstehen.
Energieberater Lieberth ist voll des Lobes für das Stadtwerk Haßfurt sowie für die Stadtwerke Zeil und die Überlandzentrale Mainfranken. Die drei Energieversorger zeigten großen Einsatz für die Elektromobilität und dank ihnen sei die Mainachse mit einem engen Netz an Ladestationen "sehr gut aufgestellt". Gerade Haßfurt bezeichnet Lieberth als "beispielhaft". Vor allem sei mit dem Ausbau eines Netzes an Ladestationen begonnen worden, als es noch keine Fördermittel dafür gab.
"Sorgenkind" nördlich der Mainachse
Lieberth spricht hier von der "alten Henne-Ei-Diskussion": E-Tankstellen werden erst gebaut, wenn es viele Menschen mit E-Autos gibt, so dass ein Bedarf besteht – doch solange es die Tankstellen nicht gibt, kauft niemand die entsprechenden Fahrzeuge. Die Energieversorger der Mainachse hätten dagegen richtig gehandelt: "Sie haben von Anfang an gesagt: Wir müssen die Infrastruktur schaffen." Lieberths "Sorgenkind" sind hingegen die Gegenden nördlich der Mainachse. "Da gibt es noch sehr viele weiße Flächen."
Königsbergs Bürgermeister Claus Bittenbrünn begründet, warum es in seiner Stadt noch keine Ladestationen für Elektroautos gibt: "Wir lehnen es nicht generell ab, aber es hat sich noch nicht ergeben", sagt er. So habe es ein Angebot des Stromversorgers E.on gegeben, "das hätten wir aber selbst teuer bezahlen müssen". Gerade bei der angespannten Finanzlage der Kommune sei für solche Ausgaben wenig Spielraum. Außerdem sehe er momentan noch das Problem, dass viel Strom durch das Verbrennen von Kohle erzeugt werde und somit auch nicht besonders umweltfreundlich sei. Tatsächlich denke die Stadt aber darüber nach, bei der Anschaffung eines neuen städtischen Fahrzeugs zu einem Elektroauto zu greifen.
Damit stehen die Königsberger nicht alleine da: Auch andere Kommunen im Landkreis haben schon Elektroautos als städtische Fahrzeuge angeschafft, was unter anderem die Bürgermeister von Haßfurt, Zeil und Hofheim für ihre Städte bestätigen. In Hofheim sei dafür aber bisher keine Ladestation nötig gewesen, berichtet Bürgermeister Wolfgang Borst. Denn all diese Autos lassen sich über Hausanschlüsse mit der normalen Steckdosenspannung von 230 Volt laden. Das dauert zwar lange, doch die Autos fahren keine weiten Strecken und sind über Nacht ohnehin abgestellt. Dennoch sollen im Laufe dieses Jahres an zwei Standorten in Hofheim Strom-Tankstellen entstehen: Am neu entstehenden Parkplatz am Lendershäuser Tor und am Hallenbad.
Mit der App zur Ladestation
In der Innenstadt möchte Borst dagegen vorerst keine Ladestation, um nicht die ohnehin spärlichen Parkplätze zu blockieren. Die Betonung in diesem Satz liegt allerdings auf "vorerst", denn die Stadt habe bereits für eine Zeit vorgesorgt, in der immer mehr Autos mit Verbrennungsmotor durch Elektroautos abgelöst werden, berichtet der Bürgermeister. Die Verkabelung sei bereits vorhanden, um dann recht schnell Ladestationen installieren zu können.
Doch wie finden E-Auto-Fahrer eigentlich Ladestationen? Immerhin sind diese wesentlich kleiner und unauffälliger, als die großen, unübersehbaren Tankstellen für Benzin und Diesel. "Die haben mittlerweile alle eine App", sagt der Haßfurter Bürgermeister Günther Werner. Über diese können sich die Autofahrer anzeigen lassen, wo in der Umgebung Ladestellen sind und sogar, ob diese gerade frei sind; zumindest, falls sie nicht von einem Falschparker blockiert werden. Günter Lieberth betont allerdings, dass diese Apps derzeit noch von Privatleuten mit Informationen "gefüttert" werden, weshalb sie nie ganz vollständig seien. Sein Wunsch wäre ein offizielles Verzeichnis der Ladestationen.