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KREIS HAßBERGE
Wie kann ich die Welt ein kleines bisschen besser machen?
In Buch waren die selbst ernannten „Bewegungslegasteniker” am Werk. Um das Streichen des Buswartehäuschens kümmerten sich (von links) Sofia, Juliane, Hanna und Xenia.
Foto: Ralf Naumann | In Buch waren die selbst ernannten „Bewegungslegasteniker” am Werk. Um das Streichen des Buswartehäuschens kümmerten sich (von links) Sofia, Juliane, Hanna und Xenia.
Ralf Naumann
 |  aktualisiert: 29.03.2021 10:43 Uhr

„Die Idee, über einen abgegrenzten Zeitraum etwas zu schaffen, die Gemeinschaft, der Tatendrang, die Kreativität und ein Teil von einer bundesweiten Aktion zu sein, begeistert uns sehr. Deshalb war es sehr schnell für uns klar, dass wir in diesem Jahr dabeisein wollen.“ Julia Dinkel kommt ins Schwärmen, wenn sie auf die „72-Stunden-Aktion“ angesprochen wird.

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Dass sich die Pfarrgemeinderatsvorsitzende aus Pfarrweisach an der großen Sozialaktion des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) beteiligt, war deshalb keine Frage. Im Einsatz war die 36-jährige Sozialpädagogin freilich nicht alleine. Zusammen mit ihrer vier Jahre jüngeren Schwester Carolin trug sie die Verantwortung für eine 15-köpfige Kinder- und Jugendgruppe aus Kraisdorf, Lohr und Pfarrweisach und für das Projekt „Aufpeppen des Freibades in Kraisdorf“. Konkret sollten sie an drei Tagen zusammen mit dem Förderverein eine „Chillecke einrichten“ sowie „Spielzeug bauen“. So lautete jedenfalls der Auftrag, den sie bei der großen Eröffnung am Donnerstagabend in Knetzgau erhielten. Die bunt zusammengewürfelte Gruppe mit Mädchen und Jungen hatte laut Dinkel „Lust dazu, in 72 Stunden etwas Gutes zu tun und was zu bewegen“.

Auch in Sand wurde geschaufelt, gepflastert und fest mit angepackt. „Dort, wo Hilfe benötigt wird“, so Frank Winkler (34). Und das war in diesem Fall auf der Grünfläche neben dem Allwetterplatz, wo der Jugendleiter der Freiwilligen Feuerwehr zusammen mit mehr als 30 fleißigen Nachwuchs-Rothelmen einen Barfußweg gestaltete und errichtete. Nicht irgendeinen: er sollte die Form eines Bocksbeutels haben und dann für die Schulen, Kindergärten und die gesamte Bevölkerung nutzbar sein. Begeisterung und Einsatzwille der jungen Teilnehmer waren förmlich zu spüren. Winkler hält derartige Einsätze nach wie vor für sehr sinnvoll: „Ich finde die Aktion einfach super. Es stärkt den Gruppenzusammenhalt und man kann gemeinsam viel erreichen.“ Ein Motivationsproblem für die benötigten Helfer hatte er nicht. „Alle Jugendlichen waren sofort von dieser Aktion überzeugt.“ Natürlich auch von Eltern und anderen Erwachsenen bis 45 Jahren, „die genauso ihre Erfahrungen und Ideen einbringen“.

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Ihre „72-Stunden-Premiere“ hatten dagegen knapp 50 Ministranten aus sechs Ortschaften der Pfarreiengemeinschaft Aidhausen/Riedbach. „Nach einiger Erklärung ließen sich unsere Minis schnell begeistern und sind jetzt voller Tatendrang“, freute sich Stefanie Geyer. Mit zehn weiteren Ministranten-Verantwortlichen sowie in Zusammenarbeit mit der politischen Gemeinde und vielen ehrenamtlichen Helfern aus den Ortschaften kümmerte sich die 21-Jährige um die Organisation und hatte natürlich alle Hände voll zu tun – in erster Linie am Friedhof in Kleinmünster.

„Unser Ziel ist es, einen Teil des Zauns fertigzustellen und noch weitere Arbeiten im näheren Umfeld zu erledigen“, sagte sie und fügte einen weiteren wichtigen Aspekt der Aktion hinzu: „Hierbei sollen die Ministranten der Pfarreiengemeinschaft näher zusammenwachsen.“ Man habe sich für dieses Bauprojekt entschlossen, um „gemeinsam etwas zu erreichen“. Zudem liege der Friedhof in der Gemeinde und biete vor allem genügend Platz zum Arbeiten für die neun bis 16 Jahre alten Mädchen und Jungen. „Ich finde solche Aktionen für die Gruppen selbst wie auch für die Allgemeinheit sehr wichtig“, meinte Stefanie Geyer. „Oft werden gerade Jugendliche in Gemeinden nicht als vollwertiges Mitglied wahrgenommen.“ Die 72-Stunden-Aktion biete „die Möglichkeit, dass auch diese Gruppe ihr Können zeigen kann“. Zudem bringe sie sich in das Leben ein, „ohne für alles selbst verantwortlich zu sein“. Während die selbsternannten Bucher „Bewegungslegasteniker“ (Leitung Kerstin Mantel) den Dorfplatz und die Bushaltestelle aufpeppten, das Gemeindewappen restaurierten, Heckenpflege betrieben und mehr Sitzgelegenheiten schufen, bereiteten in Gädheim und Ottendorf über 70 „Hobby-Handwerker“ unter der Leitung von Bürgermeister Peter Kraus einen Spielnachmittag für Senioren vor und verschönerten mit Projekten die Ortschaft wie einem Zaun an der Kirche und am Spielplatz, einer Terrasse im Hof der alten Schule oder angemalten Hydranten.

Dank der „Mini-Firm-Worker“ (Rosalie Hartmann) stehen im Wonfurter Pfarrzentrum neue Bänke, die Kinder- und Jugendfeuerwehr in Steinsfeld (Mathias Henneberger) tauschte in ihrer Ortschaft unter anderem den Sand am Spielplatz aus und sammelte in die Umwelt geworfenen Müll ein. Die „Macher-Kids“, die Haßfurter Kommunionkinder (Leitung Bernadette Schega-Schmitt), bauten am Spielplatz „Im Sauerländig“ mehrere Insektenhotels sowie Blumensamenbomben und sammelten Unrat in der Umgebung. Die Auszubildenden der Sparkasse Schweinfurt/Haßberge (Luisa Deuerling) organisierten einen „Digitalen Tag“ für Senioren (ein Thema war unter anderem Onlinebanking) und strichen das Bistro im Mehrgenerationenhaus. Zu guter Letzt pflasterte die Knetzgauer Pilgerjugend (Cornelia Vogt) im Schlossgarten in Oberschwappach ein Labyrinth. Fachkräftemangel war dank der überaus gelungenen „72-Stunden-Aktion“ im Haßbergkreis zumindest für drei Tage kein Thema.

Kein Wunder, dass die Verantwortlichen des Koordinationskreises sowie des BDKJ-Dekanatsvorstandes voll des Lobes waren. „Durch euch ist diese Aktion einfach überwältigend geworden“, bedankte sich Sherry Zipperer stellvertretend für ihre Mitstreiter. „Sehr zufrieden mit der Resonanz“ zeigte sich auch Regionaljugendseelsorger Matthias Vetter. „Ich finde es prima, dass sich so viele Gruppen für die gute Sache engagiert und viele kreative Projekte umgesetzt haben“, bedankte er sich und fügte hinzu: „Die Energie, mit der die Gruppen die Aufgaben angegangen sind, steckt einfach an.“ Nach ein paar Tagen werde schon überlegt, wie und vor allem wann es erneut möglich ist, „die Welt ein kleines bisschen besser zu machen“.

Teamwork bei den „Macher-Kids” in Haßfurt. Achtlos weggeworfenen Müll sammelten (von links) Nele, Elias, Luise und Zoe mit ihren Betreuerinnen Ramona Achtziger und Barbara Maruschke (rechts).
Foto: Ralf Naumann | Teamwork bei den „Macher-Kids” in Haßfurt. Achtlos weggeworfenen Müll sammelten (von links) Nele, Elias, Luise und Zoe mit ihren Betreuerinnen Ramona Achtziger und Barbara Maruschke (rechts).
Fleißig am Streichen waren im Gädheimer Wertstoffhof für einen neuen Zaun an der Kirche und am Spielplatz (von links) Mariella, Leni, Annabell, Johanna und Rosalie.
Foto: Ralf Naumann | Fleißig am Streichen waren im Gädheimer Wertstoffhof für einen neuen Zaun an der Kirche und am Spielplatz (von links) Mariella, Leni, Annabell, Johanna und Rosalie.
Mit der Unterstützung eines Baggers waren die Sander Nachwuchsrothelme bei der Arbeit. Ihr Ziel: Errichtung eines Barfußpfades in der Form eines Bocksbeutels.
Foto: Ralf Naumann | Mit der Unterstützung eines Baggers waren die Sander Nachwuchsrothelme bei der Arbeit. Ihr Ziel: Errichtung eines Barfußpfades in der Form eines Bocksbeutels.
Mit dem Rüttler kam Alexander Liebl vor der alten Schule in Gädheim ins Schwitzen.
Foto: Naumann | Mit dem Rüttler kam Alexander Liebl vor der alten Schule in Gädheim ins Schwitzen.
 
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