Vor 27 Jahren begann in Haßfurt eine Zusammenarbeit, die bis heute erfolgreich anhält: Im Jahr 1992 veröffentlichte der Mundartautor Wilhelm Wolpert sein erstes Buch "Liebes Christkindla", das Titelbild dazu malte die Künstlerin Helmi Scheuering. Seitdem hat sie alle Bücher des Haßfurter Autors illustiert - auch sein neuestes, das Wolpert am Montag der Öffentlichkeit vorstellen will.
"Ob die Helmi Figuren machen muss, oder Landschaften, oder Schlösser; sie ist immer gut", sagt Wilhelm Wolpert. Insgesamt 19 Bücher hat er mittlerweile geschrieben. Für alle hat Helmi Scheuering die Titelbilder gemalt, bei zweien gibt es noch weitere Zeichnungen im Inneren.
77 Jahre ist Scheuering alt. Geboren wurde sie in Haßfurt, wo sie auch heute noch lebt. Ihre Begeisterung für die Malerei wurde allerdings in Volkach geweckt. Dort besuchte sie das Internat der Franziskanerinnen. An dieser Schule hatte sie eine Zeichenlehrerin, die das künstlerische Potenzial aus der jungen Schülerin herauskitzelte. "Die hat mich eigentlich erweckt", sagt Scheuering. Einige Jahre später fragte der Haßfurter Faschingsverein "Die Elf Weisen Hasen" bei ihr an, ob sie bei der Gestaltung der Programmhefte helfen könne. Das müsse wohl so um 1970 gewesen sein, wann genau weiß die Malerin aber nicht mehr. Danach kamen immer mehr Aufträge dazu, ihre Bekanntheit wuchs. "Es hat immer irgendwie getröpfelt", sagt sie über die Auftragslage.
Eine lustige Episode ihres Künstlerlebens war eine Ausstellung des privaten Künstlerkreises Schweinfurt: Dieser wollte Werke seiner Mitglieder in der Haßfurter Stadthalle ausstellen, suchte dafür aber noch einen Künstler aus Haßfurt. Dahinter steckte vor allem der Wunsch, Geld zu sparen, denn die Schweinfurter wussten: Wenn unter den vielen Ausstellern wenigstens ein Haßfurter wäre, würde die Miete der Stadthalle wesentlich günstiger. Helmi Scheuering wollte diese Lücke zuerst nicht füllen, sprang dann aber doch ein und konnte die Ausstellung auch für sich selbst als Erfolg verbuchen.
Eine künstlerische Ausbildung hat die Haßfurterin nie gemacht. Dennoch hat sie sich in verschiedene Kunstformen hineingearbeitet, von realistisch aussehenden Stadtansichten bis zu abstrakter Malerei. Auch schöne Schriften gehören zu ihren Fähigkeiten. So hat sie auch schon einige Arbeiten für die Stadt Haßfurt ausgeführt: Grußkarten und Geburtstagswünsche der Stadt hat sie gestaltet, Bilder gemalt, die bei offiziellen Terminen verschenkt wurden, ebenso wie Urkunden gestaltet und über lange Jahre die Einträge ins Goldene Buch der Stadt gemacht. Lachend sagt sie: "Es sieht alles nach Helmi aus, wenn man das Buch durchschaut."
"Wir haben ähnliche Vorstellungen"
Zur Zusammenarbeit mit Wilhelm Wolpert sagt die Malerin: "Wir haben schon ähnliche Vorstellungen." Genaue Vorgaben, eine bestimmte Szene aus einer bestimmten Geschichte zu malen, mache der Autor ihr nicht. Vielmehr laufe es nach dem Motto: "Such dir was schönes raus." In manchen Fällen ergebe sich das von alleine. So sei zum Beispiel bei dem Buch "Haut ab! Des iss unner Feuer!" kein anderes Titelbild infrage gekommen, als ein Feuerwehrmann, der mit einer Hand einen Schlauch hält und mit der anderen eine abweisende Geste macht. In anderen Fällen haben sich die Malerin und er Autor abgesprochen oder auch über verschiedene Möglichkeiten diskutiert.
Doch sind die Titelbilder eigentlich wichtig für den Verkauf der Bücher? Oder würden sich Wolperts Geschichten und Gedichte auch mit schlechteren Bilder oder gar mit einem einfarbigen Einband genauso gut verkaufen? "Die Bilder bringen auch Anreize", zeigt sich Wilhelm Wolpert überzeugt, dass Helmi Scheuering auch einen wichtigen Beitrag zum Verkauf seiner Bücher leistet. Als Beispiel erzählt er von einem Buchhändler in Marktbreit, bei dem sich sein Buch "A fränkischa Fraa" besonders gut verkaufte. Auf dem Titelbild ist eine Frau zu sehen, die ihren Mann in einem Handwagen zieht. Dass das Buch gerade in Marktbreit zu einem solchen Verkaufsschlager wurde, liege vor allem am Titelbild, das viele Menschen im Ort an ein dort lebendes Paar erinnert habe.
Stadttürme mit freundlichen Gesichtern
In seinem neuen Buch "Obsts gläbst oder net" beschäftigt sich Wolpert mit ein paar Eigenheiten seiner Heimat. Warum hat der Jesus am Sailershäuser Kruzifix zwei linke Füße? Und wie kamen Orte wie das Seufzertal und der Fröschturm eigentlich zu ihren eigentümlichen Namen? Der Autor erzählt in seiner humorvollen Art Geschichten, die eine mögliche Antwort auf diese Fragen geben könnten. Die Anforderung an Helmi Scheuerings Titelbild war damit klar: "Es muss um Haßfurt gehen und freundlich sein." Das Ergebnis: Drei Stadttürme mit Gesichtern. Links und Rechts die beiden großen Türme in der Hauptstraße, die auf den kleinen, verschmitzt lächelnden Fröschturm in der Mitte herunterblicken.
Auch im Inneren des Buches gibt es diesmal ein paar Bilder. Keine großen Kunstwerke, wie Helmi Scheuering sagt, sondern ein paar kleine Tuschezeichnungen, die sie schnell zu Papier gebracht habe. Die Idee dazu kam von der Druckerei "Haßfurter Medienpartner". Auch zu diesen Bildern habe Wolpert der Malerin lediglich gesagt, dass "so ungefähr acht Stück" benötigt würden - welche Szenen sie illustrieren wollte, wählte sie selbst aus.
Offiziell vorgestellt wird "Obsts gläbst oder net" am Montag, 8. April, um 19.30 Uhr im katholischen Pfarrsaal in Haßfurt. Auf die Frage, ob auch sie bei der Lesung zur Buchvorstellung dabei sein wird, deutet Helmi Scheuering auf Wilhelm Wolpert und sagt: "Ja, er hat mich wieder eingeladen."
Karten für die Lesung gibt es bei Lederwaren Schweinfest in der Haßfurter Hauptstraße, Tel.: (09521) 3528. Der Erlös aus dem Kartenverkauf geht an den Verein "Haßfurt hilft".