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HASSBERGKREIS
Wie ein Rubin – voller Feuer
Die Partnerschaft ist bunt und lebendig: Die Schüler der Grundschule Haßfurt überraschten mit einem französischem Lied, beim dem am Schluss die Farben der beiden Nationalflaggen zum Vorschein kamen.
Foto: Günther Geiling | Die Partnerschaft ist bunt und lebendig: Die Schüler der Grundschule Haßfurt überraschten mit einem französischem Lied, beim dem am Schluss die Farben der beiden Nationalflaggen zum Vorschein kamen.
Von unserem Mitarbeiter Günther Geiling
 |  aktualisiert: 15.12.2020 15:24 Uhr

Der Landkreis Haßberge und der District du Tricastin in Südfrankreich haben das 40-jährige Bestehen ihrer Partnerschaft am Wochenende mit einem Festakt im Landratsamt sowie einem deutsch-französischen Abend in der Stadthalle von Eltmann gefeiert. „Mit unserer Partnerschaft haben wir zwischen dem Landkreis Haßberge und dem Tricastin ein Licht angezündet. Wichtig ist, dass jetzt die Jugend dieses Licht weiter trägt in eine Zukunft, in der Weltoffenheit und Toleranz im Vordergrund stehen“, forderte der Partnerschaftsbeauftragte Kurt Sieber.

Mit einer Delegation von über 30 Frauen und Männern waren die französischen Gäste zum Jubiläum in den Landkreis gekommen. Landrat Wilhelm Schneider hieß die Kommunalpolitiker aus Pierrelatte, der Eltmanner Partnerstadt St. Paul-Trois-Chateaux und der Königsberger Partnerstadt Donzere willkommen. „Wir feiern heute unsere Rubin-Hochzeit. Der Rubin, der auch der Edelstein der Liebe genannt wird, steht für eine unerschütterliche und voller Feuer gebliebene Beziehung genauso wie die zwischen dem Landkreis Haßberge und dem südfranzösischen Distrikt Tricastin im Departement Drome“, freute sich Schneider.

Auslöser der Partnerschaft sei der im Jahre 1963 zwischen Konrad Adenauer und Charles de Gaulle geschlossene Élysée-Vertrag gewesen, der die künftige Zusammenarbeit von Frankreich und Deutschland regeln sollte. Die Partnerschaft sei aber auch das Lebenswerk einzelner Persönlichkeiten, die mit starkem Willen und ohne Vorbehalte aufeinander zugegangen seien. Genau vor 40 Jahren, am 15. November 1974, sei dann die Partnerschaftsurkunde in Haßfurt unterzeichnet worden. „Es sind zwar immer noch 1000 Kilometer von den Haßbergen ins Tricastin, meinte der Landrat, doch entscheidend sei die menschliche Nähe, die Verständnis und Herzlichkeit auf beiden Seiten bewirkt habe. „Wir können mit Stolz sagen, dass diese Partnerschaft auch nach 40 Jahren noch umfassend gelebt wird.“

Der Landrat dankte besonders Kurt Sieber, der sich von Anfang an um die Partnerschaft kümmerte. Auch die Mitglieder des „Freundeskreises Haßberge-Tricastin“ lebten mit Leib und Seele diese Partnerschaft. „40 Jahre ist eine lange Zeit, aber für uns noch lange nicht lang genug“, meinte Schneider. Er sprach die Hoffnung aus, dass diese Freundschaft noch in den nächsten Generationen so lebendig wie heute weiter wirke.

Viele Erinnerungen rief dann Kurt Sieber mit seiner Bildpräsentation wach. Er stellte heraus, dass sich mit der Unterzeichnung der Urkunde eine politische Vision erfüllt habe. Dahinter seien Leute gestanden wie ein „frankophiler Landrat Walter Keller“, ein Schulamtsdirektor Georg Krebs, der schon enge Verbindungen zum „Europäischen Freundschaftskreis“ St. Jalle pflegte, sowie auch Gertrud Oppelt und Ingrid Fächer.

Es habe aber auch Bedenkenträger gegeben, weil der District 1000 Kilometer entfernt liegt und eine Busfahrt damals zwei Tage dauerte. Mit einer schriftlichen Vollmacht des Landrates ausgestattet, habe sich Kreisjugendpfleger Armin Kudella 1968 auf den Weg gemacht. Dieser sei dort auf einen Menschen getroffen, der in der Folgezeit unbeschreiblich viel für die Partnerschaft getan habe: Ohne Tom Gabriel Bodinier hätte man niemals so erfolgreich wirken können. 1969 habe schon der 1. Schüleraustausch zwischen dem Gymnasium in Haßfurt und dem Lycée in Pierrelatte stattgefunden.

„Musik ist die Sprache, die jeder versteht“ hätten sich die Mitglieder des Blasorchesters Sand und später die „Urlesbacher“ aus Aidhausen gedacht und Kontakte nach Frankreih aufgenommen. Es hätten dann nur noch jene gefehlt, die gegeneinander in den Krieg hatten ziehen mussten. Den Vertretern der Verbände der Heimkehrer (VdH) und der Kriegsopfer (VdK) sowie auf der anderen Seite von „Ancients Combattants“ sei es dann aber ein Anliegen geworden, sich die Hand zur Versöhnung und zur Partnerschaft zu reichen.

Kurt Sieber erinnerte weiter an die vielen Begegnungen zwischen Schülern, der Berufsschule, dem Hotel- und Gaststättenverband oder auf sportlicher Ebene – bis hin zum großen Freundschaftslauf in diesem Jahr. Feste Bestandteile seien alljährlich der „deutsch-französische Tag“ am Gymnasium, der Stand mit regionalen Produkten beim Straßenfest in Haßfurt oder das Frühfranzösisch an den Grundschulen.

Der damalige Bürgermeister von Pierrelatte Dr. Jean Mouton sagte, wenn er auf sein langes Leben zurückschaue, dann gebe es nur wenig, auf das man so stolz sein könne wie auf diese Partnerschaft. Zu ihr habe das Glück gehört, auf die geeigneten Persönlichkeiten zu treffen. Noch wichtiger sei es gewesen, die Bevölkerung auf diese Verbindung vorzubereiten, damit sie auf Akzeptanz stoße. Dies sei vor allem durch den Schüleraustausch der Fall gewesen. Inzwischen ist Moutons Tochter Marie-Pierre Bürgermeisterin von Pierrelatte, auch sie sei eine begeisterte Anhängerin der Partnerschaft, freute sich der Vater.

Honorarkonsul Dr. Matthias Everding erklärte, Haßberge und Tricastin hätten einen langen gemeinsamen Weg hinter sich. Gleichwohl reichten eine politische Entscheidung oder ein Vertrag nicht aus, „sondern es braucht Menschen, die eine Idee aufgreifen und gemeinsame Erlebnisse organisieren. So danke ich allen, die sich hierbei engagiert haben.“

Mit einer „Fanfare“ von Kilian Höhn hatte das Blasorchester Sand den musikalischen Auftakt der Feierlichkeiten gemacht, bevor dann die Mädchen und Buben der Grundschule Haßfurt mit einer Überraschung aufwarteten. Sie beschäftigen sich im Unterricht mit „Französisch an Grundschulen“ und sangen deswegen auch in dieser Sprache ein kleines Lied, in dem die Farben im Vordergrund standen. Und am Ende ihres Liedbeitrages stellten die Schüler damit die Farben und Flaggen der beiden Nationen dar. Zum Schluss des Festaktes erklangen die beiden Nationalhymnen.

Die Ehrengäste (von links): der ehemalige Landtagsabgeordnete Heiner Schneier, Partnerschaftsbeauftragter Kurt Sieber, Dr. Jean Mouton, Landrat Wilhelm Schneider und Honorarkonsul Dr. Matthias Everding.
| Die Ehrengäste (von links): der ehemalige Landtagsabgeordnete Heiner Schneier, Partnerschaftsbeauftragter Kurt Sieber, Dr. Jean Mouton, Landrat Wilhelm Schneider und Honorarkonsul Dr. Matthias Everding.
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