Was haben Borkenkäfer und Corona gemeinsam? Beide sind da, mit beiden muss man leben, wobei der Waldschädling "Buchdrucker", so der Name eines Borkenkäfers, schon länger seine zerstörerische Wirkung in den Fichtenwäldern entfaltet. Eines ist wichtig: Sobald der Befall von Fichtenstämmen mit diesem Schädling erkannt wird, gilt es, die betroffenen Bäume sofort aufzuarbeiten.
Die Waldbesitzer müssen mit diesem Schädling leben, aber sie können auch einiges tun, um die Schäden durch den Borkenkäfer möglichst gering zu halten. Dabei ist es eminent wichtig, möglichst frühzeitig zu erkennen, dass der Waldschädling sein Unwesen treibt. Forstamtsrat Wolfgang Meiners vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AfELF) vom Forstrevier Maroldsweisach ist an einem sonnig heißen Tag mit seinem Kollegen, den Forstanwärter Jan Bergmann, im Gemeindewald Ermershausen unterwegs. Es ist idealer Tag, der das Treiben des Borkenkäfers begünstigt.
Ein Jahr lang fast ausschließlich mit dem Schädling befasst
Diese beiden Forstleute sind, wie alle ihre Kollegen und Kolleginnen landauf landab, mit dem Borkenkäferbefall in ihren Revieren beschäftigt. Forstanwärter Jan Bergmann, ein ausgewiesener Fachmann für den Borkenkäfer, der sich fast ein Jahr ausschließlich mit diesem Schädling befasst hat, runzelt seine Stirn und sagt: "Es ist wie ein Kampf gegen Windmühlen." "Die anhaltende Sommerhitze begünstigt die Entwicklung der Fichtenborkenkäfer in ganz Bayern", sagt auch der Leiter des Forstbetriebes Bad Königshofen, Heiko Stölzner.
Der Befall ist in diesem Jahr "schrotschussartig" über die Wälder verteilt, sind sich die Forstleute einig. "Im Forstbetrieb Bad Königshofen verzeichnen wir momentan eine drastische Ausdehnung des Befalls. Aus kleinen verteilten Borkenkäferlöchern entstehen in kürzester Zeit große Nester mit erheblichen Schadholzmengen. Die derzeit festgestellte und aufzuarbeitende Borkenkäfermenge liegt bei etwa 5000 Festmetern", sagt Stölzner. Auch Wolfgang Meiners und Jan Bergmann wissen, dass die anhaltende Sommerhitze die Entwicklung der Fichtenborkenkäfer enorm beschleunigt.
Sie halten ein aktuelles Faltblatt der Bayerischen Landesanstalt für Wald- und Forstwirtschaft in Händen, auf dem Handlungsempfehlungen für Waldbesitzer gegeben werden. "Bis Mitte Ende Juni hat die erste Generation der Borkenkäfer ihre erste Brutanlage abgeschlossen und schwärmt nun erneut aus, um weitere Bruten anzulegen", erläutert Wolfgang Meiners. Jan Bergmann ist an eine Fichte herangetreten, die für den Laien einen gesunden Eindruck macht, in der Krone ist sie auch noch grün. Der erfahrene Förster allerdings hat sogenanntes Bohrmehl entdeckt, welches von oben herunter gerieselt war, ein deutliches Zeichen für ihn, dass sich unter der Rinde was tut.
Fraßbild in der Rinde unterscheidet sich je nach Entwicklungsstand
Er entdeckt ein winziges Bohrloch und löst an dieser Stelle mit einem Beil einen Streifen Rinde vom Fichtenstamm. Er wendet diesen Streifen nach außen und zum Vorschein kommt das deutliche Fraßbild des Borkenkäfers, welches sich nach Entwicklungsstand des Käfers unterscheidet, ja, man sieht sogar einige Larven des Schädlings. "Hier hat bereits die zweite Generation Borkenkäfer begonnen", sagt Bergmann. Wolfgang Meiners ergänzt: "Daran sieht man, dass es höchste Zeit ist, dem Schädling ein deutliches Augenmerk zu widmen, weil die flächenmäßige Anlage des Buchdruckers wahrscheinlich ist."
Was ist zu tun? Als Handlungsempfehlung wird der Rat gegeben, dass sich die Waldbauern wöchentlich ihre gefährdeten Fichtenbestände anschauen und einen Befall umgehend aufarbeiten. Den Ausflug der Elternkäfer und der jetzt bald heranreifenden Jungkäfer der zweiten Generation gelte es unbedingt zu verhindern. Vor allem in Spinnweben sind bereits kleine Bohrmengen gut zu erkennen, auch auf Blättern. Bergmann zeigt auf einen Baumstock, auf dem grüne und braune Nadeln heruntergerieselt sind. Das seien untrügliche Zeichen, dass der Buchdrucker am Werk ist. Der Fichtenstamm wehrt sich auch gegen den Schädling. "Wenn sich der Käfer in die Rinde einbohrt, versucht der Baum durch verstärkten Harzfluss die Käfer abzuwehren", erläutert Meiners.
Mit Harz verklebtes Bohrmehl sicheres Zeichen für frischen Befall
Weiter oben am Stamm schimmern Harztropfen wie kleine Perlen, auch dieses Bild ist an der Fichte zu sehen, schaut man aufmerksam hin. Mit Harz verklebtes Bohrmehl sei ein sicheres Zeichen für einen frischen Befall und da sollte man unter die Rinde schauen. Als ein Specht zu hören ist, der sich an einem Stamm zu schaffen macht, horchen die Förster auf. Dieser "Waldpolizist", wie er auch genannt wird, sucht an befallenen Bäumen nach Larven und Käfern des Buchdruckers, auch ein Zeichen, dass ich unter der Rinde was tue.
Es sei immer ratsam, so man einen befallenen Baum erkannt hat, in dessen Umfeld sich weitere Fichten anzuschauen, um frühzeitig reagieren zu können. Befallenes Holz sollte mindestens 500 Meter außerhalb des Nadelholzbestandes zwischengelagert werden, bevor es abgefahren wird. Erfolgreich bekämpft werden kann der Borkenkäfer nur, wenn die befallenen Fichten rasch gefunden, das Holz schnell aufgearbeitet und zügig aus dem Wald transportiert wird. Zwischen dem Entdecken eines befallenen Baumes und dem Abtransport aus dem Wald dürfen nur noch wenige Tage liegen.
Der Leiter der Bayerischen Staatsforsten in Bad Königshofen, Heiko Stölzner, weißt auf eine Borkenkäfer-App hin, die für Smartphones entwickelt wurde. "Im Borkenkäfer-Management verwenden wir die "BoKä-App", welche eigentlich ZE-Insekt heißt. Mit dieser können in Echtzeit befallene Bäume aufgenommen und in digitalen Karten markiert werden. So sind alle miteinander vernetzt und damit immer auf dem gleichen Kenntnisstand, vom Förster über den Waldarbeiter bis zum Forstbetrieb. Jeder im Außendienst befindliche Mitarbeiter der BayStF hat diese App und kann damit arbeiten. Auch alle unsere Unternehmer (Harvester/Forwarder) werden damit ausgestattet und verwenden diese App. Damit können wir zielgerichtet, effektiv und schnell den Borkenkäfer bekämpfen", sagt der Forstbetriebsleiter.
Geschwindigkeit sei alles. Sobald der Käfer fliegt, ticke die Uhr. Bei den derzeitigen Temperaturen verbleiben vom Befall bis zur vollständigen Entwicklung nur fünf bis sechs Wochen. In dieser Zeit müsse der Befall entdeckt, markiert, aufgearbeitet, gerückt und aus dem Wald verbracht sein, damit die Bekämpfung auch erfolgreich ist.