Rebecca Hönig kommt gehörig ins Schwitzen. Und das nicht nur wegen der hochsommerlichen Temperaturen an diesem Freitagvormittag. Die Inhaberin des Trainingszentrums "Stabile" in Trossenfurt führt ihren "Skillcourt" vor. Der ist erst seit Juli in Betrieb und bietet eine völlig neue Art, "Körper und Geist gemeinsam zu trainieren", erklärt Hönig.
"Spielerische Bewegung für die körperliche Altersvorsorge" umschreibt der Hersteller das, was den Benutzer den Schweiß aus den Poren treibt. Dabei übernimmt ein Computer die Funktion des Trainers, gibt über den Bildschirm verschiedene Aufgaben vor. Dabei geht es um Geschwindigkeit, Verständnis und Reaktionsvermögen. "Gespielt" wird mit den Füßen. Der Computer gibt Anweisungen, möglichst schnell auf verschiedene markierte Felder im etwa drei mal drei Meter großen "Spielfeld" zu laufen, ein Laser registriert die Berührung der jeweiligen Punkte und schickt den "Spieler" gleich zum nächsten. Je nach Programm dauern die einzelnen Aufgaben ein bis zwei Minuten, ein kompletter Durchgang im Skillcourt ist nach fünf bis acht Minuten absolviert.
Spaßfaktor
Klingt anstrengend, und ist es auch. "Aber es ist natürlich auch ein gewisser Spaßfaktor dabei", erklärt Hönig, weshalb das Ganze auch unter "Computerspiel" angesiedelt wird. Die verschiedensten Übungen hat der Computer im Programm, das in vier Rubriken eingeteilt ist: Intelligenz, Schnelligkeit, Sehen und Wissen. Letzteres beinhaltet ein Fremdsprachentraining, indem deutsche Begriffe wiederum mit den Füßen in Englisch, Spanisch oder Französisch "übersetzt" werden müssen.
Kindgerecht ist hingegen das "Memory-Spiel". Das ist ähnlich aufgebaut wie das bekannte Karten-Legespiel, die Kinder – oder auch ältere Spieler – müssen sich bestimmte Symbole merken, die dann wieder vom Computer den Feldern auf dem Boden zugeordnet werden. Ein Tritt ins richtige Feld bringt Punkte. Dabei geht es allerdings weniger darum, den Highscore zu knacken. Ziel ist vielmehr, die eigene Leistungsfähigkeit zu steigern – sowohl körperlich als auch geistig, zum Beispiel in Sachen Konzentrationsfähigkeit.
Gut 50 000 Euro hat Rebecca Hönig investiert, um den Skillcourt anzubieten. Der Hersteller, ein Entwickler für Computerspiele aus Schweinfurt, hat das Projekt "zusammen mit Ärzten, Wissenschaftlern Physiotherapeuten und Trainern entwickelt", weiß die 37-Jährige. Die einzelnen Programme lassen sich im Schwierigkeitsgrad individuell anpassen, sind also sowohl für den sportlich fitten 25-Jährigen als auch für einen trägen Rentner geeignet - und auch für körperlich beeinträchtigte Kinder und Schlaganfall-Patienten. Selbst zur Demenz-Prävention sei das Computerspiel durchaus geeignet.
Ergänzung zum klassischen Training
"Der Skillcourt ergänzt das klassische Training an den Fitness-Geräten, trainiert eben nicht nur die Muskeln, sondern auch den Geist", schwört Hönig, selbst ausgebildete Fitnesstrainerin, auf die Doppel-Wirkung der Hightec-Anschaffung. Und das sehen im Grunde auch Experten - wenn auch mit Einschränkungen - so. "Vom Grundsatz ist es eine schöne Idee, weil es spielerische Elemente hat und den Zeitgeist des ,Computerspiels' erfasst, was viele Personen anspricht. Insgesamt sind darin Prinzipien umgesetzt, die lange bekannt sind, jedoch aktuell sehr stark zum Beispiel als Neuroathletik vermarktet werden. Allgemein ist aber jedes Training nur so gut, wie es angeleitet und durchgeführt wird", sagt Nadja Himmelseher von der "Akademie für ganzheitliche Neuro-Orthopädie (Ganeo)", einem Zusammenschluss mehrerer Physiotherapeuten.
"Jeder, der mit dem Skillcourt arbeitet, wird schnell merken, dass so ein Doppel-Training ungemeine Vorteile bringt", glaubt Rebecca Hönig allerdings, dass von dieser Trainingsform auf jeden Fall auch das Gedächtnis profitiert. "In Zeiten, in denen man den eigenen Kopf immer weniger benutzt, man sich noch nicht einmal mehr eine Telefonnummer merken muss, weil das vom Handy übernommen wird, ist ein Gehirntraining umso wichtiger." Und wer es eben ein wenig sportlich liebt, ist im Skillcourt besser aufgehoben als vor einem Kreuzworträtsel.