Milch, Milch und nochmal Milch. Ein gut sortierter Lebensmittelmarkt hat viele Regalreihen voll mit diversen Milchangeboten. Sie unterscheiden sich vor allem durch den Fettgehalt und im Preis. Es spielt eine Rolle, ob es sich um ein Bioprodukt handelt und ob die Milch aus der Region kommt. Im Trend liegt auch Milch, die streng genommen gar keine ist, da sie nicht von einer Kuh kommt – zum Beispiel Hafer-, Soja-, Reis- oder Mandelmilch.
Noch kaum bekannt ist allerdings die Unterscheidung nach Eiweißprotein. Denn es gibt die sogenannte A1- und A2-Milch. In der A2-Milch hat das Protein Beta-Kasein, das in der Kuhmilch enthalten ist, eine andere Struktur als in der gewöhnlichen A1-Milch. Bei der A2-Milch soll es sich um eine unveränderte Variante der natürlichen Vollmilch handeln, die deutlich besser verträglich ist.
Einer, der sich bestens damit auskennt, ist Biobauer Klaus Dietz aus Bundorf. „Im Laufe der Evolution ist bei Rindern eine Punktmutation aufgetreten, die sogenannte A1 Variante“, erklärt er.
Das Eiweiß unterscheidet sich je nach Rasse der Rinder, mit einem Gentest kann es bestimmt werden. Dietz bewirtschaftet mit seiner Frau Christiane einen Betrieb mit 70 Milchkühen. Jede produziert rund 7000 Liter Milch im Jahr. Und drei Viertel dieser Milch ist bereits A2-Milch.
Wer Milch nicht gut verträgt, reagiert vor allem mit Verdauungsproblemen. Menschen mit einer Unverträglichkeit vertragen das Milcheiweiß bis zu einer individuellen Toleranzgrenze. Doch dann reagiert der Körper, und zwar mit Blähungen, Krämpfen und Durchfall. Daneben gibt es noch die Milchzuckerunverträglichkeit (Laktoseintoleranz). Sie tritt bei rund 20 Prozent der erwachsenen Bevölkerung auf und ist durch eine genetisch bedingte Beeinträchtigung der Produktion des Enzyms Laktase verursacht, die den Milchzucker im Körper abbaut. Obwohl die Symptome der Laktoseintoleranz einer Milcheiweißunverträglichkeit ähnlich sind, sind die Ursachen doch grundverschieden.
„Meine Familie und ich haben keine Probleme, aber wir kennen etliche Menschen, die auf die A2-Milch schwören“, erzählt der Biobauer. Diese seien sich sicher, dass sie nach dem Konsum der A2-Milch keine negativen Effekte mehr verspüren.
Genau solche Bekannten hätten ihn überhaupt vor einigen Jahren auf den Gedanken gebracht, sich der A2-Milch anzunehmen, auch wenn sich bis dato keine Molkerei im Umland gefunden hat, die speziell auch die A2-Milch im Sortiment hat. „Bei uns werden A1 und A2 einfach zusammengeschüttet“, erklärt Dietz. Einzig eine holländische Molkerei ist ihm bekannt, die A2-Milch über einen gro-
ßen Bioladen in unserer Region vertreibt. Aber man bekommt sie auch in Bundorf bei der Familie Dietz. Allerdings muss man sie im Vorfeld bestellen – denn sonst macht sich die A2-Milch gemischt mit der A1-Milch auf den Weg zur Molkerei. In den kommenden Jahren will Dietz komplett auf die A2-Milch umstellen. Züchterisch ist das eine Herkulesaufgabe, die sich nicht von heute auf morgen bewältigen lässt und viel Geld kostet, erklärt Dietz.
Derzeit wird die Milch in Deutschland noch kaum vermarktet. Wahrscheinlich wolle man hier warten, bis wissenschaftlich belegte Fakten zur vorliegen, vermutet Dietz. Denn bereits seit einigen Jahren werde die A2-Milch in Bezug auf das Thema Milchunverträglichkeit diskutiert.
Auf dem Nikolausmarkt am heutigen Samstag in Haßfurt können die Besucher die reine A2-Milch vom Biohof der Familie Dietz probieren und sich dabei selbst vom Geschmack und der Bekömmlichkeit der Biomilch überzeugen. Inzwischen hat sich nämlich sogar schon ein A2-Milch-Fanclub gebildet.