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Wie das Zeiler Kino die Corona-Krise überleben will
Gutscheinverkauf und eine "virtuelle Vorstellung": Kinobetreiber Bruno Schneyer hat einige Ideen, wie er sein Geschäft durch eine schwierige Zeit bringen kann.
'Kinogänger leben länger' lautet das Motto von Kinobetreiber Bruno Schneyer (links) und seinem Mitarbeiter Rainer Winkel. Damit wollen sie auch in der Corona-Krise durchhalten.
Foto: Rute T. Yohanes | "Kinogänger leben länger" lautet das Motto von Kinobetreiber Bruno Schneyer (links) und seinem Mitarbeiter Rainer Winkel. Damit wollen sie auch in der Corona-Krise durchhalten.
Peter Schmieder
 |  aktualisiert: 29.03.2021 10:34 Uhr

Für viele Menschen im Landkreis Haßberge ist es eine liebgewonnene Tradition: Am Karsamstag geht's nach Zeil ins Kino, um den Monty-Python-Klassiker "Das Leben des Brian" anzuschauen. Doch in diesem Jahr ist alles anders, denn an Filmvorführungen im Kino ist in Zeiten von Corona nicht zu denken. Kino-Betreiber Bruno Schneyer hat sich dennoch etwas ausgedacht, wie die Kino-Freunde den Film-Klassiker aus dem Jahr 1979 genießen können. Außerdem hat er mit dieser Redaktion darüber gesprochen, wie er die Zeit überbrückt, in der er das "Capitol Theater" nicht öffnen darf.

Zumindest passiert etwas

"Wir fühlen uns gut unterstützt", lobt Schneyer die staatlichen Hilfen, die Unternehmer über die schwierige Zeit retten sollen. Am 1. April hatte er die Mittel beantragt, bereits am 7. kam der erste Zahlungseingang. Weitere Hilfen, speziell für Kinos, hat die bayerische Digitalisierungsministerin Judith Gerlach in Aussicht gestellt, ebenso wie der Film-Fernseh-Fonds Bayern. "Da sieht man zumindest: Es passiert was", sagt Bruno Schneyer. "Ob das alles in Gänze bis zu Ende gedacht ist, weiß man nicht." Außerdem sagt Schneyer, auch wenn er als Kinobetreiber gut unterstützt werde, gebe es bei den staatlichen Hilfen noch zu viele Lücken, so dass nicht jedes Gewerbe so gut dastehe.

Insgesamt lobt Schneyer allerdings das bayerische Vorgehen: "Respekt für das schnelle Handeln", sagt er. Dass Ministerpräsident Markus Söder nun ein "Vorpreschen" vorgeworfen wird, bezeichnet der Kinobetreiber als "Kinderkram", die schnelle Reaktion sei richtig gewesen.

Pech für Filme, die schon angelaufen waren

Leid tut es Bruno Schneyer um ein paar Filme, die noch kurz vor den Ausgangsbeschränkungen in den Kinos anliefen. Einige wie beispielsweise das neue James-Bond-Abenteuer konnten noch rechtzeitig gestoppt werden, für andere war es zu spät. Zwei Streifen, denen er ein großes Potenzial zugetraut hätte, sind die "Känguru-Chroniken" nach den bekannten Geschichten von Marc-Uwe Kling und die Literaturverfilmung "Narziss und Goldmund" nach Hermann Hesse. "Denen hätte man ein großes Publikum gewünscht."

Ein Verlierer der Corona-Krise: Der Film 'Die Känguru Chroniken' lief an, kurz bevor die Kinos schließen mussten.
Foto: X-Verleih | Ein Verlierer der Corona-Krise: Der Film "Die Känguru Chroniken" lief an, kurz bevor die Kinos schließen mussten.

Für beide Filme gibt es nun Möglichkeiten, sie online anzuschauen. Denn darauf, dass sie ihren Kinoerfolg dann eben verspätet einfahren, wenn die Krise vorbei ist, vertrauen die Filmverleihe nicht mehr. Immerhin werden dann bereits andere Filme in den Startlöchern stehen. Bruno Schneyer kündigt allerdings an, nach der Krise die Filme noch einmal ins Programm zu nehmen, die jetzt hätten laufen sollen. "Wir werden damit wiedereröffnen. Wir wissen, dass wir unsere Gäste zu Ende bedienen müssen."

Gutscheine sollen den Läden helfen

Vielerorts war in den letzten Tagen und Wochen auch die Aufforderung zu hören, kleinen Unternehmen durch den Kauf von Gutscheinen zu helfen. So würde bei den Betreibern schon jetzt Geld reinkommen, das sie zur Deckung ihrer laufenden Kosten verwenden können, und das Geld wäre für den Kunden letztlich nicht verloren. Bereits jetzt sind zahlreiche Bürger dieser Aufforderung gefolgt und so konnte auch Bruno Schneyer in den letzten Tagen einiges an Kino-Gutscheinen verkaufen.

Einer, der gleich im großen Stil Gutscheine geordert hat, ist der Knetzgauer Bürgermeister Stefan Paulus. Die Idee dahinter: Seine Gemeinde kauft jetzt größere Mengen an Gutscheinen und unterstützt damit kleine Läden im eigenen Ort sowie in den Nachbarkommunen. Dass auch Schneyers Kino dabei sein sollte, war für Paulus selbstverständlich, auch wenn es nicht in Knetzgau ist: "Es ist immerhin das einzige Kino im Landkreis." Die Gutscheine will die Gemeinde dann verschenken, beispielsweise an Mitarbeiter von Pflegeeinrichtungen, die derzeit einen besonders schweren Job haben, oder an Bürger, denen der Bürgermeister in nächster Zeit gratuliert.

Autokino? Nicht in Bayern!

Außerdem hatte Schneyer mit einem Gedanken gespielt, der es vielleicht möglich gemacht hätte, auch während der Corona-Krise Kinofilme zu zeigen: In manchen anderen Gegenden in Deutschland haben die Ausgangsbeschränkungen bereits zu einer Renaissance der Autokinos geführt, immerhin können die Besucher hier in einem geschützten, von den anderen abgetrennten Raum sitzen, während sie den Film genießen. Warum also nicht auf einem derzeit ungenutzten Firmenparkplatz im Landkreis für die Zeit der Pandemie ein temporäres Autokino einrichten?

Stefan Paulus brachte diese Idee auf Schneyers Bitte hin in eine Besprechung mit den anderen Bürgermeistern und dem Landrat ein, kam allerdings mit schlechten Nachrichten zurück: Was in anderen deutschen Bundesländern möglich ist, scheitert in Bayern an den härteren Regeln für Autofahrten während der Zeit der Ausgangsbeschränkungen. Gestattet sind nur unbedingt nötige Autofahrten, beispielsweise zum Einkaufen oder zur Arbeit. Die Anfahrt zu einer Freizeitaktivität wäre daher tabu, womit die Idee, ein Autokino aufzubauen, gestorben sein dürfte.

Samstag, 23 Uhr: Bitte mitsingen!

Doch der Kinobetreiber hat noch mehr Ideen, beispielsweise, wenn über eine Exit-Strategie aus den Ausgangsbeschränkungen diskutiert wird. Sein Vorschlag, wie Kinovorstellungen in Zeiten, in denen das soziale Leben langsam wieder anläuft: Wenn er bei den 105 Sitzplätzen, die sein Kino bietet, den Kartenverkauf auf 50 beschränkt, könnte jeder zweite Platz frei bleiben, die Besucher könnten also den geforderten Mindestabstand einhalten.

Es ist eine Tradition im Zeiler Kino, dass am Karsamstag der Film 'Das Leben des Brian' aus dem Jahr 1979 gezeigt wird. In diesem Jahr setzt Kinobetreiber Bruno Schneyer auf eine 'Virtuelle Vorstellung'.
Foto: Sony Pictures | Es ist eine Tradition im Zeiler Kino, dass am Karsamstag der Film "Das Leben des Brian" aus dem Jahr 1979 gezeigt wird. In diesem Jahr setzt Kinobetreiber Bruno Schneyer auf eine "Virtuelle Vorstellung".

Und was wird nun aus der diesjährigen Vorstellung von "Das Leben des Brian"? Die Lösung heißt: "Virtuelle Vorstellung". Sprich: Die Zuschauer können jetzt eine Karte für die Filmvorführung am Karsamstag kaufen, die Vorstellung findet dann statt, sobald es wieder möglich ist - die Karten bleiben bis dahin gültig. Und um auch am Karsamstag selbst, dem eigentlichen Tag der Kinovorstellung, ein bisschen Gemeinschaftsgefühl zu erzeugen, hat sich Bruno Schneyer etwas Besonderes einfallen lassen: Am Samstagabend um 23 Uhr, wenn in der Vorstellung im Kino eigentlich das Finale des Films mit dem Lied "Always Look On The Bright Side Of Life" anstehen würde, sollen alle ein Youtube-Video mit dem Lied abspielen und in den Gesang mit einstimmen.

Weitere Infos gibt es auf der Internetseite des Zeiler Kinos unter www.kino-zeil.de.

 
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