Der Kreistag des Landkreises Haßberge hat am Freitagnachmittag der Fusion der Sparkasse Ostunterfranken mit der Sparkasse Schweinfurt zum 1. Januar 2018 sowie der Auflösung des Sparkassen-Zweckverbands zum Jahresende zugestimmt. Wie viele der 49 anwesenden Kreistagsmitglieder dafür und wie viele sich dagegen aussprachen, wurde nicht bekannt – die Entscheidung fiel hinter verschlossener Tür. Zuvor hatte der Kreistag die Fusion öffentlich debattiert.
Damit ist die Fusion aber noch nicht beschlossen. Denn der Landkreis Haßberge hält nur 83 Prozent der Gesellschafteranteiler an der Sparkasse Ostunterfranken. Der Rest gehört der Stadt Königsberg, deren Stadtrat laut Bürgermeister Claus Bittenbrünn am Dienstag, 14. November, über die Fusion entscheidet. Zudem haben Stadt und Landkreis Schweinfurt mitzureden, ob der Fusionspartner, die Sparkasse Schweinfurt, der Fusion zustimmt. Die Schweinfurter Kreistag wird wohl Mitte Dezember abstimmen, der Stadtrat von Schweinfurt hat das Thema zwar nichtöffentlich behandelt, aber noch kein Ergebnis veröffentlicht.
Eingangs der Kreistagssitzung in Haßfurt sagte Landrat Wilhelm Schneider, dass niemand gerne seine Selbstständigkeit aufgibt. Doch es sei die Pflicht der gewählten Mitglieder des Verwaltungsrats, dem Schneider vorsitzt, die Sparkasse „zukunftsgerichtet aufzustellen“ und sich rechtzeitig Gedanken zu machen. Entscheidend sei es, die Filialstruktur der Sparkasse in der Fläche „nicht nochmals ausdünnen zu müssen“.
Kritik am „Gutachter“
Schneider äußerte sich auch zu einer Diskussionsveranstaltung am Dienstagabend in Knetzgau, während der Betriebswirt Rainer Gottwald, ein bekannter Gegner von Sparkassen-Fusionen, die geplante Fusion zwischen den Sparkassen in Haßfurt und Schweinfurt als unnötig bezeichnet hat, und der Sparkasse Ostunterfranken die Verliererrolle bei einer solchen Fusion zuwies. Laut dem Landrat liegt dieser „sogenannte Gutachter“ mit seinen Behauptungen falsch, wenn er sich nur auf gegenwärtige Zahlen und Betriebsergebnisse der Sparkasse Ostunterfranken bezieht.
Dies unterstrich Peter Schleich, der als Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Ostunterfranken dem Kreistag aus Sicht des öffentlich-rechtlichen Geldinstituts die Gründe erläuterte, weshalb eine Fusion mit Schweinfurt Vorteile bringe und zu einem späteren Zeitpunkt unter deutlich schlechteren Rahmenbedingungen ablaufen würde.
Größte Sorgen der Sparkasse seien die immer stärkere staatliche Regulierung der Banken und der damit verbundene Aufwand sowie die anhaltende Phase der Niedrigzinsen, die die Einnahmen der Kreditinstitute massiv drückt. Er verglich die Lage mit dem produzierenden Gewerbe: Wenn ein Unternehmen mehr für die Herstellung ausgibt, als es einnimmt, kann das nicht gut gehen.
Die Fusion mit der Sparkasse Schweinfurt sei im Vergleich mit anderen möglichen Fusionspartnern, etwa den Sparkassen im Landkreis Coburg, in Bamberg oder Bad Neustadt, nicht nur räumlich die naheste.
Orientiert nach Schweinfurt
Die Menschen in weiten Teile des Haßbergkreises seien ohnehin nach Schweinfurt orientiert, weil viele dort arbeiten oder einkaufen. Zudem schließe man sich so mit einem Partner zusammen, dessen jüngste Bilanzsumme mit rund 2,7 Milliarden Euro gut doppelt so hoch als die der Sparkasse Ostunterfranken liegt (1,2 Milliarden Euro). Dies spiegelt letztlich die Wirtschaftskraft von Stadt und Landkreis Schweinfurt, die laut Schleich gut viermal so hoch ausfällt, wie die im Landkreis Haßberge.
Der Vorstandsvorsitzende wehrte sich gegen einen in letzter Zeit immer wieder erhobenen Vorwurf, die Fusionspläne seien von der Sparkasse wie eine geheime Kommandosache behandelt worden. Bereits am 10. Juli dieses Jahres wurden die Pläne in einem Pressegespräch an die Öffentlichkeit gebracht, drei Tage, nachdem die internen Gremien entschieden hätten, Fusionsgespräche zu führen. Ein Tag später seien die Mitarbeiter informiert worden, am 24. Juli dann der Kreisausschuss.
Lob für frühe Information
Kreistagsmitglied Holger Baunacher (Junge Liste) lobte die frühe Information der Gremien und der Öffentlichkeit. Bernhard Ruß (SPD) meinte, die Entscheidung über die Fusion falle nicht leicht. Doch müsse sich der Verwaltungsrat der Sparkasse, dem er selbst angehört, immer an den Rahmenbedingungen orientieren. Entscheidend sei, dass die Sparkasse in öffentlich-rechtlicher Hand bleibe. Und wenn der Sitz einer „Sparkasse Schweinfurt-Haßberge“ in Schweinfurt liege, dann sei dieser im Zentrum der Planungsregion Main-Rhön, die voranzubringen, Ziel aller darin zusammengefassten Kreise und Städte sei. Für die Kunden der Sparkasse Ostunterfranken ändere sich durch die Fusion nichts, sagte Ruß, die Filialen blieben.
Auch Birgit Bayer (WG/Freie Wähler) nannte eine Fusion einen „richtigen Schritt“ und Wolfgang Borst (CSU) sprach gar von einer „exzellenten Lösung“ und widersprach der Behauptung, durch die Fusion wollten Verwaltungsratsmitglieder – wie Borst – die eigenen Taschen stopfen. „Fast die Hälfte der Verwaltungsratsmitglieder schaffen sich mit ihrer Zustimmung zur Fusion selbst ab.“
Weitere Fusionen möglich
Weitere Fusionen in der Zukunft könne er nicht ausschließen, meinte Landrat Schneider auf eine Frage von Sabine Schmidt (Linke). Er könne aber mitteilen, dass die Stiftung der Sparkasse Ostunterfranken trotz Fusion fortbestehe. Schleich berichtete, Gebühren für die Kunden sollten möglichst stabil bleiben. Deren IBAN werde sich ändern, doch nicht zum 1. Januar, sondern erst im dritten Quartal 2018, wenn nach der rechtlichen die technische Fusion vollzogen werden soll. Auswirkungen aufs Personal beträfen vor allem die Führungsetage, erklärte Schleich weiter. Dort würden wohl Stellen nach Schweinfurt verlagert werden – wodurch sich aber auch Karrierechancen auftäten.