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KREIS HASSBERGE
Wetterkapriolen halten den Landkreis in Atem - 600 Mann im Einsatz
Von Gerold Snater, Ulrich Kind, Klaus Vogt und Alois Wohlfahrt
 |  aktualisiert: 11.01.2016 11:38 Uhr

Was für eine Unwetternacht. Orkanartige Windböen, immer wieder Sturzbäche und stundenlang gleißend helle Blitze. Wie sehr das Unwetter den Haßbergkreis getroffen hat, das lässt sich vielleicht am besten an zwei Zahlen erkennen, die Kreisbrandrat Ralf Dressel am Sonntagmorgen im Gespräch mit dieser Zeitung nannte: Rund 100 Einsätze der Feuerwehren waren bis dahin bekannt, 70 Wehren mit etwa 600 Feuerwehrleute waren in der Nacht zum Sonntag im Einsatz. Und von Ruhe nach dem Sturm war am Sonntag längst nicht die Rede, denn da waren etliche Wehren noch immer im Einsatz.

Am stärksten wütete das Unwetter allem Anschein nach im Maintal und in Richtung Steigerwald sowie im oberen Haßgau. Vergleichsweise glimpflich kam der Bereich Hofheim davon. Bislang ist lediglich bekannt, dass der Sturm ein Stück der Krone aus dem mächtigen Baum am Goßmannsdorfer Kirchberg unterhalb der Kirche herausgerissen hat.

Und der Sturm war es denn auch, der den Einsatzkräften die meiste Arbeit beschert hatte. „Mehr Wind als Wasser“ hatte für die Schadensbilanz gesorgt, so Kreisbrandrat Dressel. Straßen mussten wieder passierbar gemacht werden, weil Bäume gar entwurzelt worden waren. Dass der Regen nicht das Problem in dieser Nacht war, das zeigt die Tatsache, dass zumindest bis Sonntagmorgen kein einziger Keller leer gepumpt werden musste, „das Schlimmste war einfach der Wind“, so Dressel.

In nur zwei Stunden liefen bei der Einsatzzentrale der unterfränkischen Polizei 480 Notrufe auf. Regionaler Schwerpunkt der Unwettermitteilungen war zwischen 23 und 1 Uhr zunächst der Raum Gerolzhofen, wo nahezu alle Feuerwehren auf den Beinen waren. Dann verlagerte sich die Unwetterfront in den Steigerwald und den Landkreis Haßberge.

In Knetzgau wurde das Dach eines Hauses vom Sturm teilweise abgedeckt und ein Kamin drohte abzurutschen. Im Zeiler Stadtteil Bischofsheim war der noch immer stehende Maibaum auf ein geparktes Auto gestürzt. Bei Limbach war eine Stromleitung von einem Blitz getroffen worden.

Fotoserie

Bei Ebelsbach wurde ein größerer Ast in die Oberleitung der Bahnstrecke Schweinfurt – Bamberg geschleudert. Anwohner hatten bemerkt, dass dort Funken flogen. Über den Notfallmanager der Deutschen Bahn wurde die Strecke gesperrt, bis die Feuerwehr das Hindernis beseitigt hatte.

Das schwere Unwetter in der Nacht von Samstag auf Sonntag richtete in Königsberg an einigen Häusern erhebliche Schäden an. So wurden viele Dachziegeln herausgerissen und in Gärten Pflanzen umgeworfen und Sträucher abgeknickt.

Am schlimmsten traf es aber das altehrwürdige Rathaus der Stadt, wo der Sturm ein großes Loch in das Dach riss, so dass am frühen Morgen die Feuerwehren aus Haßfurt, Königsberg und das Technische Hilfswerk gemeinschaftlich Hilfe leisten mussten, um das auf beiden Seiten entstandene Loch in der Dachabdeckung mit Planen notdürftig abzudecken. Zudem mussten die herabgefallenen Ziegeln beseitigt werden, die auch an drei vor dem Rathaus geparkten Autos erheblichen Schaden anrichteten.

Zu früher Stunde war auch Bürgermeister Erich Stubenrauch vor Ort, um bei den Aufräumungsarbeiten mitzuhelfen. Nicht erfreut zeigte er sich nicht nur über die großen Schäden in der Stadt, sondern zudem auch über die Tatsache, dass in seinem Arbeitszimmer im Rathaus das Regenwasser durch das offene Dach einen Weg durch die Decke gefunden hatte und dort erheblichen Schaden anrichtete.

Ein Bild der Verwüstung bot auch der Bleichdamm, wo einer der riesigen Kastanienbäume hinter der Bleichdammhütte vom Sturm entwurzelt wurde, sich quer über den Bleichdammsee legte und zudem noch einen Stromverteilerkasten aus seiner Verankerung riss. Außerdem wurden dort an den Bäumen viele armdicke Äste abgebrochen. Der Richtung Süden anrückende Sturm hatte eine große Angriffsfläche gefunden.

Auch der Dienstbereich der Polizeiinspektion Ebern, also der östliche Landkreis Haßberge, wurde schwer getroffen. Anruf auf Anruf ging bei der Polizeiinspektion ein, in denen von umgestürzten Bäumen, beschädigten Autos, teilweise abgedeckten Dächern berichtet wurde. Etwa 40 Notrufe besorgter Bürger zählte der diensthabende Beamte.

Die Feuerwehren, die Straßenmeisterei, der Kreisbauhof und städtische Arbeiter sowie die Polizei waren im Dauereinsatz, um die Folgen der kräftigen Gewitter zu beseitigen.

Nach einer fast komplett durchgearbeiteten Nacht wurde die Feuerwehr Emershausen am Sonntagmorgen um 10 Uhr wieder alarmiert, und zwar nach Voccawind zur Mühle. Dort war ein großer Baum in eine Starkstromleitung gestürzt. Der Baum wurde von den Feuerwehrleuten entfernt, nachdem ein Notfallmanager von E.ON eingetroffen war. Das Einsatzende für die Floriansjünger aus Ermershausen war am Sonntag gegen 11.30 Uhr – gut zwölf Stunden nach dem Aufzug der Gewitterfront.


Mit Planen wurde das große Loch am Rathausdach in Königsberg durch die Feuerwehr abgedichtet.
Foto: Snater | Mit Planen wurde das große Loch am Rathausdach in Königsberg durch die Feuerwehr abgedichtet.
Verwüstungen gab es auch im Raum Ermershausen und Maroldsweisach, wie hier an der Mühle in Voccawind.
Foto: Jens Höhn | Verwüstungen gab es auch im Raum Ermershausen und Maroldsweisach, wie hier an der Mühle in Voccawind.
Urgewalt: In Ebelsbach brachen die Orkanböen diese Blautanne in der Mitte ab.
Foto: Ralf Naumann | Urgewalt: In Ebelsbach brachen die Orkanböen diese Blautanne in der Mitte ab.
 
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