
Luca Zeiß spielt Bayernliga-Fußball beim 1. FC Sand. Und ist "Deutscher Meister". Das allerdings nicht mit dem Ball am Fuß, sondern in seinem Beruf. Der Westheimer hat seine Ausbildung bei den Fränkischen Rohrwerken in Königsberg zur Fachkraft für Lagerlogistik beendet – und das mit Bravour. Nicht nur, dass in seinem Prüfungszeugnis die Note "sehr gut" steht, Luca Zeiß schnitt als Bester seines Fachs in ganz Deutschland ab – er ragt aus über 8000 Prüflingen heraus.
Der 20-Jährige darf also zurecht stolz sein auf sein Ergebnis, auch wenn er mit ausgefüllten Prüfungsbögen vor der Nase bereits ahnte, ein ziemlich gutes Ergebnis eingefahren zu haben. "Ich hatte nach der Prüfung schon ein gutes Gefühl", war das Warten auf die Ergebnisse – anders als zumeist beim FC Sand – für ihn keine Zitterpartie.
Als die Ergebnisse dann eintrafen, war ihm bereits klar, überdurchschnittlich gut abgeschnitten zu haben. "Ich dachte, vielleicht reicht es für Unterfranken, vielleicht auch für ganz Bayern. Dass es aber in ganz Deutschland die beste Prüfung war, daran hatte ich nicht einmal gedacht. Umso schöner war es dann letztlich für mich", freut er sich über den Titel "Bundessieger".
Überraschung bei der Freisprechung
Dass er sich gegen bundesweit 8297 Mitbewerber in seinem Beruf durchgesetzt hatte, erfuhr Zeiß erst bei der Freisprechungsfeier, als Otto Kirchner, Geschäftsführender Gesellschafter des Königsberger Wellrohrherstellers, die Überraschung verkündete. "Da hab' ich mich natürlich schon sehr gefreut und war auch stolz darauf", erinnert sich Luca Zeiß.
Dabei waren die Prüfungsaufgaben alles andere als leicht. Dennoch war der 20-Jährige vor Ablauf der Uhr fertig und hatte so noch genügend Zeit, sämtliche Antworten noch ein paar Mal durchzugehen, um "leichte Fehler" zu korrigieren. Und natürlich einzuschätzen, wie viele Punkte am Ende herauskommen.
Doch was macht eigentlich eine Fachkraft für Lagerlogistik? "Zum einen werden Anlieferungen kontrolliert, also die Waren nach Menge und eventuellen Schäden untersuchen. Die müssen dann eingelagert werden. Aber auch das Zusammenstellen von verschiedenen Kundenaufträgen gehört zum Job. Die bestellten Waren müssen schließlich auch in die Lkw verladen werden", umreißt Luca Zeiß seine Tätigkeiten. Der Spaß, den er in den vergangenen drei Jahren dabei hatte, hat ihm gezeigt, dass er sich für den richtigen Beruf entschieden hatte.
"Ausschlaggebend war, dass es sehr abwechslungsreich ist", begründet der Westheimer seine Berufswahl. "Man arbeitet mit verschiedenen Computersystemen, aber es gibt auch viele körperliche Tätigkeiten, das ist ein guter Ausgleich für mich", weiß Zeiß, dass ihm die physischen Anforderungen im Beruf auch im Fußball voran bringen können.
Lob vom Ausbilder
Bei der Tourenplanung für die Lkw ist zudem logisches Denken gefragt, um unnötige Strecken zu vermeiden. Und natürlich Englischkenntnisse. Viele Lkw sind mit ausländischen Fahrern besetzt, deutsch ist in der Kommunikation eher selten geworden. Aber selbst mit englisch ist es nicht immer ganz einfach, "aber damit kommt man schon weiter", hat Zeiß seine Erfahrungen mit internationalen Speditionen bereits gemacht.
Seit 1. August hat Luca Zeiß nun die Ausbildung hinter sich, ist "in der Fränkischen" als Facharbeiter angestellt. Und musste sich umstellen, denn die Logistik arbeitet im Zwei-Schicht-System. Für ihn ist das allerdings unproblematisch: "Ich nehme von beiden Schichten die Vorteile", so Zeiß. Bei Frühschicht bin ich eher zuhause, bei der Spätschicht kann ich ausschlafen", hält es der 20-Jährige da ganz pragmatisch. Dass er nun mehr Verantwortung und auch wichtigere Aufgaben bekommt, sieht er ebenfalls positiv, kann daran wachsen.
Das Hobby Fußball verbindet Zeiß auch mit seinem Ausbilder Hubert Knorz, der viele Jahre lang auf den Fußballplätzen in der Region durchaus erfolgreich war. Und Knorz freut sich natürlich auch über die Auszeichnung seines nun ehemaligen Schützlings: "Luca ist ein ganz feiner Kerl, ein richtiger Teamplayer", betont Knorz. Eine Eigenschaft, die dem 20-Jährigen im Beruf zu Gute kommen wird. Und natürlich auch beim FC Sand. Denn auch da ist der Mittelfeldspieler gerade erst vom Azubi zum "Facharbeiter" gereift und bewirbt sich um einen Stammplatz in der Bayernliga-Mannschaft.
Nächstes Ziel: Logistikmeister
"Luca Zeiß und Christoph Kober, der heuer ebenfalls seine Ausbildung beendete, sind die besten Azubis, die ich in meinen zwölf Jahren als Ausbildungsleiter je hatte", schwärmt Knorz. Zeiß selbst bezeichnet er als "vorbildlich, sein Weg ist beinahe schon vorprogrammiert". Auch deshalb habe er dem 20-Jährigen die berufliche Weiterbildung wärmstens empfohlen.

Eine Empfehlung, der Luca Zeiß wohl auch Folge leisten wird. "Ich will aber erst einmal ein wenig Berufspraxis sammeln und etwas Geld verdienen, aber Ende nächsten Jahres will ich das schon in Angriff nehmen." Das nächste Ziel des Deutschen Meisters heißt also "Logistikmeister". Und natürlich Stammspieler beim FC Sand.