
Der Westheimer Künstler Hannes Betz pflegt seit seiner Kindheit eine große Leidenschaft für das Sammeln von alten Gegenständen. Das hat den 61-Jährigen nun bewogen, ein Buch unter dem Titel "Made in Westheim – Dokumente des Lebens" über seinen Heimatort zu verfassen.
Es wird laut Betz ein Buch, das anhand von Texten und Bildmaterial von Zeitungsausschnitten, Briefen, Zeugnissen und Postkarten eine Zeitreise zurück bis ins 16. Jahrhundert unternimmt. Betz hat mittlerweile fast 300 Seiten für sein Buch erstellt, das nun kurz vor der Fertigstellung steht. Bevor die Sammlung der Zeitzeugnisse jedoch in Druck geht, möchte Betz sich neue Quellen erschließen und hofft auf Unterstützung der Westheimer oder Auswärtigen. Wer also schriftliche Aufzeichnungen oder Dokumente aus der Zeit vor 1945 über Westheim besitzt und die interessant für das Buch sein könnten, der kann sich gerne bei Hannes Betz melden.
Schon in der Jugend hat er Interesse an Historischem
Wie kommt der 61-Jährige, Initiator des Westheimer "Künstlertreffs", auf die Idee, ein Buch zu schreiben? Da holt Betz erst mal weit aus: "Schon als Kind ging ich gerne in die Kammer von meiner Oma und wühlte in der Kommode herum, in der sich alte Dokumente und Briefe aus dem zweiten Weltkrieg befanden". Laut eigener Aussage glich sein Zimmer als 14-Jähriger eher einem bunten Allerlei, in dem sich Krüge, Schilder und alte Kommunionbilder von der Oma stapelten. Aber auch von alten Büchern ließ sich Betz stets faszinieren. "Wenn ich heute ein altes Buch von früher durchlese, ist das für mich oft spannender als jeder Film", schwärmt der Westheimer.

Die Sammelleidenschaft begleitet Betz ein Leben lang. Vor zehn Jahren reifte in dem Vater von zwei erwachsenen Söhnen der Gedanke, eine Ausstellung über seinen Heimatort zu veranstalten. In den folgenden Jahren wuchs die Sammlung immer mehr an. Mittlerweile sind es an die 200 Gegenstände, die eng mit dem Ort Westheim in Verbindung stehen. Deshalb kam dem Sammler die Idee, die Ausstellung "Made in Westheim – Dokumente des Lebens" zu nennen. Eine Ausstellung sei laut Betz eine einmalige Sache, deshalb entschloss er sich, die Zeitdokumente in einem Buch fest zu halten, um sie der Nachwelt zu überliefern.
Das Haus der Schwiegereltern wird zum Künstlertreff
Etwa im gleichen Zeitraum bot sich dem Künstler die Gelegenheit, das Haus seiner Schwiegereltern, erbaut im Jahre 1852, in ein Atelier und in eine Galerie, den sogenannten "Künstlertreff", zu verwandeln. Seit Oktober letzten Jahres nutzt der Künstler nach dem Tod seiner Ehefrau das Haus an der Eschenauer Straße auch als Wohnung.

Im Dachgeschoss des Anwesens befindet sich ein Archivzimmer, das Betz sein "Abraham-Lincoln-Zimmer" nennt. Hier befinden sich an die 400 alte Bücher, Zeitungen und sonstige historische Gegenstände. Hier begibt sich der Künstler nach eigener Aussage mit großer Leidenschaft auf Schatzsuche. "Wenn ich beim Blättern durch alte Bücher fündig werde, ist das für mich, wie wenn ich Gold finde", beschreibt der 61-Jährige sein ganz persönliches besonderes Glücksgefühl.
Raritäten aus Westheim und Umgebung
Nicht nur aus der eigenen Gemeinde, sondern Raritäten und Kuriositäten aus Nachbargemeinden und Städten befinden sich im Besitz des Künstlers. Betz verweist auf eine Anzeige der Gemeinde Sand am Main über die Enthüllung des Kriegerdenkmals aus dem Jahr 1852. Unter dem Sammelsurium befindet sich auch ein sogenanntes "Intelligenz-Blatt" für das Königreich Bayern. Aber auch ein Kreis-Amtsblatt Unterfranken oder das Amtsblatt Haßfurt, zurückgehend bis ins 17. Jahrhundert , wird im "Lincoln-Zimmer" verwahrt.
Original erhaltene schriftliche Überlieferungen von Westheim bei Haßfurt aus den Jahren 1680, 1730 und 1830 befinden sich im Besitz von Betz genauso wie Exemplare des "Haßfurter Tagblatts", unter anderem von 1925. Im "Intelligenz Blatt" aus dem Jahre 1833 ist er auf einen Artikel über den Bau der katholischen Kirche in Westheim gestoßen.
Die Fundstücke werden allesamt digitalisiert
Ein großer Teil der Exemplare wurden dem Künstler zugetragen, für die eine oder andere Rarität griff er aber auch in den eigenen Geldbeutel. Um die Geschichte aufzuarbeiten, fotografiert Betz die alten Bilder ab und scannt Zeitungsnotizen und Schriftstücke ein. Dabei hilft ihm sein Sohn Marcel.

Für die Übersetzung von altdeutschen Schriften nimmt Betz die Hilfe eines Studenten aus Würzburg in Anspruch. Im Augenblick sind alle Daten über das Westheimer Dorfleben - angefangen vom Alltag, über Feierlichkeiten im Privaten, bei Vereinen und in der Kirche bis hin zum politischen Leben - im Computer hinterlegt. Wobei die jüdische Geschichte, von der Westheim besonders geprägt ist, einen besonderen Raum einnimmt.
Wenn Corona ihm keinen Strich durch die Rechnung macht, findet die Ausstellung "Made in Westheim- Dokumente des Lebens" am 15. August in den Galerieräumen an der Eschenauer Straße 14 in Westheim statt. Zeitgleich wird auch das Buch – vorgesehen sind 150 Exemplare - veröffentlicht, das für 15 Euro zu erwerben ist.
Es können sich auch Bürger von anderen Ortschaften bei Hannes Betz melden, die Interesse an der Geschichte ihrer Gemeinde zeigen oder Informationen aus den alten Büchern und Exemplaren möchten. Hannes Betz ist unter Tel.: (0 95 27) 81 380 zu erreichen.
