
Auf großes Bürgerinteresse stieß die November-Gemeinderatssitzung, eine große Delegation aus Fabrikschleichach interessierte sich für die Diskussion im Gemeinderat bezüglich des Funkmast-Bauantrags in Fabrikschleichach. Einige Bürgerinnen und Bürger haben gesundheitliche Bedenken, sehr viele wünschen sich wenigstens einen weniger exponierten Standort.
Auch die Sinnhaftigkeit beziehungsweise Systematik, nach der die Mobilfunkanbieter ihre Netze knüpfen, wird von Bürgern wie Gemeinderatsmitgliedern hinterfragt. Erst vor wenigen Jahren wurde ein Mobilfunkmast zwischen Karbach und Fabrikschleichach errichtet, der aber nicht ganz Fabrikschleichach "ausleuchtet", also für Empfang sorgt. Der neue Mast, über 40 Meter hoch, soll nun am Waldrand bei Fabrikschleichach entstehen und neben dem Ort auch Teile der Straße Richtung Hundelshausen versorgen. Da diese über eine lange Strecke durch den Wald führt, sehen auch die Fabrikschleichacher es für wichtig an, dort für Mobilfunk zu sorgen, doch ob der Standort des geplanten Masten hier aufgrund der Topographie wirklich für eine wesentliche Verbesserung gut ist, wird bezweifelt.
Anbieter möchte Mast von sich aus bauen
Eine Woche vor der Gemeinderatssitzung hatte eine Informationsveranstaltung stattgefunden, bei der allerdings hauptsächlich die Strahlenbelastung durch die 5G-Technologie im Vordergrund stand, nicht die Standortfrage.
Bürgermeister Matthias Bäuerlein und seine Gemeinderatsmitglieder sahen sich nun mit einem neuen und einem altbekannten Problem konfrontiert. Neu ist, dass ein Anbieter von sich aus einen Mobilfunkmast errichten will. Bisher war die Gemeinde "Bittsteller", wenn es darum ging, Funklöcher zu schließen. Rauhenebrach ist eine Flächengemeinde mit vielen kleinen Orten, also jeweils wenigen potentiellen Kunden.
Altbekannt ist das Dilemma, in dem sich der Gemeinderat jetzt befindet: Die Bedenken der Bürger, vor allem bezüglich des Standorts, teilen die Kommunalpolitiker, sie nehmen sie auch gerne in ihre Beschlussfassung mit auf und leiten sie weiter an das Landratsamt. Doch gefragt ist vom Gemeinderat lediglich die Stellungnahme zur baurechtlichen Beurteilung. Alle anderen Prüfungen, ob zum Immissions- oder Naturschutz obliegen dem Landratsamt. Und auch dieses bewegt sich in engen rechtlichen Grenzen, denn die Mobilfunkversorgung ist als Maßnahme der Infrastruktur grundsätzlich ein privilegiertes Vorhaben.
Gemeinderat hat nur wenig Handhabe
Ausführlich wurde im Rauhenebracher Rathaus diskutiert, auch Zuhörer bekamen ausnahmsweise Rederecht und besonders der Fabrikschleichacher Ortssprecher Patrick Simon und Gemeinderätin Petra Diener, die beide Anträge zur Sitzung eingebracht hatten, erläuterten ihre Bedenken – nicht gegen Mobilfunk im Allgemeinen, aber gegen den Standort und auch gegenüber dem 5G-Standard. Alle waren sich im Klaren, dass der Gemeinderat nur wenig Handhabe hat, sein Einvernehmen zu verweigern – und wenn, wäre es nicht das erste Mal, dass ein ablehnendes Abstimmungsergebnis dann im Landratsamt aufgehoben wird, weil es nicht den gesetzlichen Vorgaben entspricht.
Dennoch sollen alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden, noch Alternativen abzuklopfen. So wurde die Beschlussfassung auf die Dezember-Sitzung verschoben. Bis dahin will Bürgermeister Matthias Bäuerlein verschiedene Informationen einholen, beispielsweise, ob nicht der bestehende Mast in Richtung Karbach "aufgerüstet" werden kann, um den Neubau zu vermeiden, oder ob der BOS-Mast weiter oben im Wald genutzt werden kann, oder ob die Telefonica bereit wäre, den Standort grundsätzlich weiter in den Wald zu verschieben. Auf jeden Fall werde man alle vorgebrachten Bedenken mit in den Beschluss aufnehmen und an die prüfenden Fachbereiche im Landratsamt weitergeben, sicherte Bäuerlein zu.