
In deutschen Kindertagesstätten essen inzwischen rund 1,8 Millionen Kinder zu Mittag, aber eine Studie der Bertelsmann-Stiftung zeigt, dass die Ernährung oft nicht gesund und ausgewogen genug ist. Der Kindergarten St. Magdalena in Ebelsbach geht nun einen neuen Weg und bietet einen nährstoffoptimierten Speiseplan auf Basis des DGE-Qualitätsstandard an.
Auch bisher gab es in der Einrichtung ein Essensangebot zu Mittag, das von einem Caterer geliefert wurde. Erzieherinnen und Eltern fanden aber, dass sich die Ansprüche an eine gesunde Ernährung geändert haben und auch die Qualität nicht mehr den besonderen Anforderungen entspreche. Dies galt vor allem für eine frische Zubereitung, für mehr Obst, Vollkorn und auch die Art der Fleisch- oder Fischgerichte.
Gemeinsam machten sich das Team der Kita mit dem Elternbeirat auf den Weg und stieß dabei auf einen Zertifizierungs-Wettbewerb der „Deutschen Gesellschaft für Ernährung“ (DGE), der das Angebot einer vollwertigen Verpflegung beinhaltet und auf die drei Qualitätsbereiche Lebensmittel, Speisenplanung und Lebenswelt abhebt. Dabei müssen für mehrere Wochen die Speisepläne mit der Nährstoffoptimierung vorgelegt werden und nach bestandenem Audit wird der Tageseinrichtung dann ein Zertifikat „Fit-Kid-Premium“ verliehen. Dieses „Coaching-Projekt“ findet nun über die Dauer von zehn Monaten statt.
Wie Kita-Leiterin Sabine Bruchmann zugab, wäre es zu Anfang ihr Traum gewesen, in der Kita selbst zu kochen. „Dies war aber räumlich nicht machbar und auch aus anderen Gründen kaum durchführbar gewesen. Ich bin begeistert, wie es jetzt stattfindet und ich muss sagen, besser hätten wir es selbst nicht machen können.“ Seit 1. Dezember tritt die Rewe Ebelsbach als Caterer auf und beliefert täglich den Kindergarten mit Vorspeise/Hauptgericht oder Hauptgericht/Nachspeise. „Alle sind bisher sehr zufrieden. Ja, es hat schon dazu geführt, dass einige Eltern meinen, das Essen wäre zu gesund“, meinte Leiterin Sabine Bruchmann scherzhaft. Für die DGE-Premium-Zertifizierung muss nämlich auch der Caterer zusätzlich die Kriterien zur nährstoffoptimierten Mittagsverpflegung einhalten und dafür einen „nährstoffoptimierten Speiseplan“ für einige Wochen vorlegen.
Im Besprechungsraum des Kindergartens saß deswegen in dieser Woche das ganze „Team von Experten“ zusammen, um die Speisepläne für die nächsten acht Wochen zu besprechen. Neben Kindergartenleiterin Sabine Bruchmann waren dies Stefan Helmreich von REWE-Ebelsbach, Susanne Langer vom Trägerverein, Claudia Storath vom Elternbeirat und Erzieherin Ulrike Methe, die von Ines Fucker vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Würzburg fachlich begleitet wurden und den täglichen Speiseplan auf seine Optimierung prüften.
Für den Außenstehenden kaum vorstellbar, wie dieser Speiseplan für die Kids entsteht. So müssen täglich ein Hauptgericht, eine Stärke- und eine Gemüsekomponente angeboten werden. Alle Gerichte/Lebensmittel werden namentlich eingetragen und mit einer Häufigkeit von 1 oder 0,5 versehen. Dann werden sie den passenden Kategorien Fleischgericht, Seefischgericht, vegetarische Gerichte, den Rubriken Kartoffeln, Getreideprodukte, Salat oder Milchprodukten zugeordnet. Anschließend wird eine Bilanz gezogen und eine eventuelle Optimierung eingearbeitet.
Ernährungsberaterin Ines Fucker bestätigte dem Team, dass die Rahmenbedingungen bisher bestens eingehalten wurden und sich alle bei der Zusammenarbeit sehr engagierten. Leiterin Sabine Bruchmann war ebenfalls voll des Lobes und meinte „jede Anregung wird bisher umgesetzt und es läuft alles sehr vorbildlich und überaus positiv. Auch die Kinder sind begeistert, was man an der Steigerung der Zahlen für das Mittagessen feststellen kann.“ Nicht nur das Team entscheide, sondern auch die Elternmeinung sei gefragt – und auch die Kinder hätten Einfluss. „Wir fragen immer wieder auch die Kinder, wie sie das Essen empfinden und geben wöchentlich Feedback an den Caterer“, meinte sie.
In diesem Zusammenhang erfuhr man auch von Erzieherinnen interessante Details und es sei manchmal schon eine Herausforderung, Gerichte zusammenzustellen, die für Krippen- und Kindergartenkinder gleichermaßen geeignet seien. Manche Mutter könne sich wahrscheinlich nicht vorstellen, dass Broccoli oder Blumenkohl als Salat aufgetischt werden könnten. „Dann müssen wir für dieses Gemüse eben einen anderen Namen erfinden und als Bäumchen-Salat schmeckt dies den Kindern dann ganz besonders.“ Ähnliches wurde auch von den Nachspeisen angeführt, die sonst oft aus der Dose kamen. Jetzt werde der Obstsalat eben ganz frisch präsentiert.
Das neue Konzept beschränkt sich aber nicht nur auf das Gericht oder das Speisenangebot, sondern auf alles „rund um das Essen“. Die gemeinsame Mahlzeit in der Tageseinrichtung wird auch als eine pädagogische Aufgabe gesehen, in der Verhaltens- und Kommunikationsregeln sowie Esskultur vermittelt werden. Dazu ist bei Kleinkindern ein hoher Betreuungsaufwand erforderlich und auch die Mitarbeiterinnen sind deswegen bei Tisch dabei. Sie nehmen als „pädagogischen Happen“ eine Kostprobe vom Essen und sind damit gleichzeitig ein Vorbild für die Kinder. Die einzelnen Komponenten würden in Schüsseln serviert, so darf sich jeder selbst seine Portion auf den Teller nehmen. Wichtig sei den Erzieherinnen auch, dass jeder die Speisen zumindest probiere. An diesem Tag gab es „Fischfilet mit Kartoffelpüree“ und als Nachspeise Joghurt. Als Optimierung wurde dabei noch ein Mischgemüse angeregt.
So darf man gespannt sein, wie positiv sich der Qptimierungsprozess für das Mittagessen in der Kita St. Magdalena auswirkt. Nach dem „Coaching-Projekt“, das über die zehn Monate geht, wird die Kindertageseinrichtung ihre Zertifizierung in München in Empfang nehmen.