In Bayern gab es weniger Unternehmenspleiten, im Kreis Haßberge auch: Hier notierten die Gerichte im Jahr 2016 insgesamt sieben Insolvenzanträge. Ein Jahr zuvor waren es noch zwölf gewesen.
Die schlechte Nachricht für die Gläubiger: Gegen die Unternehmen, die ihre Zahlungsunfähigkeit feststellen lassen wollten, bestanden Forderungen von 3,151 Millionen Euro. Geld, das wohl größtenteils verloren ist.
Im sechsten Jahr in Folge ging deutschlandweit die Zahl der Firmeninsolvenzen zurück. Rund 21 500 Firmenpleiten registrierte das Statistische Bundesamt im Jahr 2016 – und damit so wenige wie noch nie seit Einführung der Insolvenzordnung im Jahr 1999. Allerdings schlitterten zuletzt wieder mehr größere Firmen in die Zahlungsunfähigkeit, so dass der finanzielle Schaden höher ausfiel. Die Amtsgerichte bezifferten die voraussichtlichen Forderungen der Gläubiger auf rund 27,4 Milliarden Euro (2015: 17,3 Milliarden Euro).
Große Pleiten
Mehr als jeder zweite Insolvenzfall betraf junge Unternehmen (bis zehn Jahre), stellte die Wirtschaftsauskunftei Creditreform fest. Doch auch etablierte Unternehmen, die 20 Jahre und älter sind, müssen sich vorsehen: Ihr Anteil unter den registrierten Insolvenzfällen kletterte zuletzt auf rund ein Sechstel. Unter den großen Pleiten des Jahres sticht laut Creditreform die Textil- und Bekleidungsbranche hervor. Firmen wie Steilmann, die Rudolf Wöhrl AG, SinnLeffers und Promod waren Top-Kandidaten bezüglich der Arbeitsplatzverluste. Die größten Schadenssummen verursachten die Pleiten von KTG-Agrar, German Pellets und Magellan Fonds sowie von der Maple Bank.
In Bayern ist die Zahl der Unternehmensinsolvenzen zuletzt um 457 gesunken. So meldeten landesweit 2738 Unternehmen und Unternehmer Insolvenz an. Bei 806 davon klappten die Insolvenzrichter den Aktendeckel aber rasch wieder zu. Denn diese Verfahren wurden mangels Masse abgewiesen. Im Kreis Haßberge betraf das übrigens ein Unternehmen. „Mangels Masse“ heißt es im Amtsdeutsch, wenn nicht genug Geld da ist, um die voraussichtlichen Kosten des Verfahrens zu bezahlen. Denn die Insolvenzrichter und Insolvenzverwalter arbeiten nicht zum Nulltarif.
„Geordnete Insolvenz“
Bei sechs Unternehmen im Kreis Haßberge wurde das Verfahren schließlich eingeleitet. Es kam also zur „geordneten Insolvenz“. Überprüft wird in diesem Verfahren im Wesentlichen, ob Zahlungsunfähigkeit und/oder Überschuldung vorliegen. Gemäß Paragraf 17, Absatz 2, der Insolvenzordnung ist der Schuldner zahlungsunfähig, wenn er nicht in der Lage ist, seine fälligen Zahlungspflichten zu erfüllen. Und nach Paragraf 19, Absatz 2, liegt Überschuldung vor, wenn das Vermögen des Schuldners die bestehenden Verbindlichkeiten nicht mehr deckt.
Dabei spielt immer auch eine Rolle, wie groß der Schaden für die Gläubiger ist. Denn häufig kommt es durch hohe Insolvenzschäden zu Folgepleiten.
Landesweit geht es bei den Verbindlichkeiten der betroffenen Firmen um rund 1,52 Milliarden Euro (Vorjahr: 2,31 Milliarden Euro). Die hiesigen Insolventen sind daran mit 3,151 Millionen Euro (Vorjahr: 6,677 Millionen Euro) beteiligt. Das sind also im Vergleich 3,526 Millionen Euro weniger Forderungen als im Vorjahr, was für die Wirtschaft bereits als gute Nachricht zählt.
Neben den Existenzen von Unternehmen und Unternehmern und den Verlusten für die Gläubiger geht es aber nicht zuletzt auch um Arbeitsplätze und Existenzen von Beschäftigten. Im Kreis Haßberge waren 2016 zwei Arbeitsplätze von Insolvenzverfahren betroffen und damit zwölf weniger als im Jahr davor. Landesweit betraf es 10 711 Beschäftigte (Vorjahr: 14 243).