„Das Wabenwerk ist elementare Voraussetzung für die Existenz eines jeden Bienenvolkes. Es ist der Lebens- und Arbeitsort der Bienen sowie der Vorratsspeicher für Honig und Pollen, aber auch die Wiege ihrer Brut. Der Geruchsmix aus den Waben von Honig, Nektar, Pollen, Propolis und Brut prägt dem jeweiligen Volk einen individuellen Erkennungsstempel auf.“ Dies betonte Bienen-Fachwart Rudi Hölzer aus Königsberg im Rahmen eines Vortragsabends des Imkervereins Kirchlauter und Umgebung.
Der Vorsitzende des Imkervereines, Karl Schmitt, freute sich über das große Interesse von 29 Imkern aus dem gesamten Landkreis Haßberge. Anschließend gelang es Fachwart Rudi Hölzer, einen weiten Bogen über das Gesamtthema „Bienenwachs“ zu spannen. Dabei begann er in der Antike, als Bienenwachs für die Kerzenherstellung, für Schreibtafeln, in der Medizin, Lebensmittelverarbeitung und sogar für religiöse Zwecke eingesetzt wurde.
Mit der Zeidlerei im ausgehenden Mittelalter erlebte die Imkerei dann ihre Blütezeit. In dieser Zeit galt Bienenwachs als gleichwertiges Tausch- und Zahlungsmittel. Nach einem starken Rückgang des Wachsverbrauches zu Zeiten der Reformation und des Dreißigjährigen Krieges erlebe die Wertschätzung des Bienenwachses in der heutigen Zeit wieder eine Renaissance.
Waben, so Rudi Hölzer, seien statisch gesehen wohldurchdachte und über Millionen von Jahren entwickelte Baukunstwerke. Eine Wabe bestehe zwar nur aus ca. 40 Gramm Wachs, könne aber problemlos eine Last von 2 Kilogramm Honig tragen. In der Imkerei sei Wabenhygiene eine wichtige Tätigkeit. Speziell in den Brutzellen lagerten sich mit der Zeit Kokon- und Verpuppungsreste an, ebenso nehme das Wachs fettlösliche Stoffe aus dem Nektareintrag, der Umwelt und der Varroa-Bekämpfung auf. Deshalb sollten alte Waben regelmäßig entfernt und eingeschmolzen werden. Der Wabenneubau fördere auch die Vitalität und sei somit Voraussetzung für die Gesundheit eines Bienenvolkes.
Bienen-Fachwart Rudi Hölzer ging auf die unterschiedlichsten Aktivitäten ein, die für einen Imker im Laufe eines Jahres anfallen. Wichtig sei die Trennung von Altwachs, welches zum Beispiel für die Kerzenherstellung Verwendung findet, und dem Neuwachs, das aufgrund seiner Reinheit den Bienenvölkern in Form von Mittelwänden in den Wabenrähmchen wieder zur Verfügung gestellt werde.
Im zweiten Teil des Abends zeigte Rudi Hölzer den interessierten Zuhörern Geräte und Techniken zur Wachsgewinnung sowie zur Reinigung und Klärung des Wachses, wobei Damenstrumpfhosen eine wichtige Rolle spielten.
Außerdem erläuterte er die sachgerechte Lagerung von Wachsblöcken und stellte Gerätschaften und Techniken zum Gießen von Bienenwachskerzen in Theorie und Praxis vor. Aus den Reihen der zahlreichen Besucher kam der Wunsch, dass solch informative Abende öfter stattfinden sollten, was Vorsitzender Karl Schmitt in Aussicht stellte. (gg)