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Welche Bedeutung Glauben in der unruhigen Zeit hat
Segen als Akt der Nächstenliebe

Von Stefan Köttig

Pfarrer in Altenstein

 |  aktualisiert: 23.12.2015 11:53 Uhr

 

Himmlische Aussichten“ auf das bevorstehende Weihnachtsfest wollte ich Ihnen vermitteln. Aber: es fällt mir in diesen Tagen schwer, besinnliche Worte zu finden. Zu viel ist geschehen. Am Freitag vor einer Woche hat ein junger Mann in einer amerikanischen Kleinstadt ein Blutbad angerichtet. Er hat seine Mutter erschossen, dann zwanzig Schulkinder, sechs Erwachsene und schließlich sich selbst. Was hat ihn dazu angetrieben? War es Hass oder Verzweiflung? Wir werden es nie erfahren.

Es bleibt die Frage, warum Menschen sich so etwas antun. Es bleibt der Schmerz. Eltern weinen jetzt um ihre Kinder. Kinder weinen um ihre Geschwister oder Freunde. Wie soll man sich da frohe Weihnachten wünschen? Wie soll man da „O du fröhliche“ singen? Was kann man überhaupt singen?

Während ich diese Fragen niederschreibe, kommt mir ein Adventslied von Jochen Klepper in den Sinn: „Noch manche Nacht wird fallen / auf Menschenleid und -schuld./ Doch wandert nun mit allen / der Stern der Gotteshuld./ Beglänzt von seinem Lichte,/ hält euch kein Dunkel mehr, / von Gottes Angesichte / kam euch die Rettung her.“ Jochen Klepper hat es 1938 geschrieben. Am Vorabend des 2. Weltkriegs.

Und ein Bibelwort fällt mir dazu ein. Bei Jesaja steht es: „Es wird nicht dunkel bleiben über denen, die in Angst sind!“ Was für ein Versprechen. Es wird nicht dunkel bleiben. Es wird nicht bei der Trauer bleiben, nicht bei der Verzweiflung, nicht bei der Ratlosigkeit.

Als Christ glaube ich, dass es der „Stern der Gotteshuld“ ist, der uns den Weg weist, aus der Dunkelheit ins Licht, aus der Verzweiflung in die Hoffnung. Als Christ glaube ich: wir sind nicht allein gelassen in dieser Welt, in der Mord und Totschlag herrschen, wir sind nicht uns selbst überlassen, weil Gott die Welt besucht hat.

Er ist gekommen, um alles mit uns zu teilen, unsere Freuden, aber auch unser Leid. Unscheinbar ist er in die Welt gekommen. Als Kind. Schwach, angreifbar, hilflos, wie alle Kinder. Und doch mächtig. Mächtig genug, um uns Hoffnung zu schenken. Hoffnung, dass es nicht dunkel bleiben wird in unserem Leben. Gott ist Mensch geworden, um uns einen Weg zu zeigen, der in ein gutes Leben ohne Hass und Gewalt führt. Der Weg heißt Liebe. Ich glaube, der „Stern der Gotteshuld“ ist nicht untergegangen. Er leuchtet auch heute über uns. Er leuchtet mitten in der Nacht. Er zeigt uns den Weg.

 
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