Zur „Modellregion für die Nachhaltigkeit“ soll der Steigerwald werden. Daran arbeiten seit zweieinhalb Jahren sechs Landräte, weitere Bürgermeister und Akteure aus Tourismus und Wirtschaft im Rahmen des „Netzwerk Steigerwald“. Das dazugehörige Leader-Projekt läuft im Oktober aus, doch das Netzwerk soll langfristig weiter bestehen. Zu einer Impulsveranstaltung zur Weiterentwicklung des Netzwerksprojekts Steigerwald kam am Montag auch Landwirtschaftsminister Helmut Brunner ins Steigerwald-Zentrum nach Handthal.
Die Zusammenarbeit von sechs Landkreisen aus drei Regierungsbezirken, um langfristige Strategien zu erarbeiten, bezeichnete Brunner als vorbildlich. „Wir wollen keine Strohfeuer entfachen. Wir unterstützen nachhaltige Entwicklungen mit Personal und auch Geld“. Bayern sei zwar insgesamt gut aufgestellt, doch müsse man immer wieder überprüfen, ob alle Regionen dabei sind. Weil Bayern so vielfältig ist, müsse auch die Regionalförderung passgenau und maßgeschneidert sein. Die Staatsregierung steige dort ein und setze auch finanzielle Impulse, wo die Bevölkerung dabei ist, wo die lokalen Akteure eigenständige Konzepte erarbeiten. Genau das sei im Netzwerk Steigerwald in den vergangenen zweieinhalb Jahren passiert. Die Region zwischen Main, Aisch und Zenn sei ideal geeignet als Nachhaltigkeitsregion.
Das Netzwerk Steigerwald wurde aus Leader-Mitteln unterstützt, die Co-Finanzierung trugen die Kreise. Brunner bestätigte den Akteuren, dass sich das Netzwerk mittlerweile als zentrale Anlaufstelle etabliert und eine Reihe von beispielhaften Aktivitäten auf die Beine gestellt habe. So die Vortragsreihe „Beste Beispiele“, das Projekt „Weitblicke“ und die Ausschreibung des Nachhaltigkeitspreises. Außerdem wurden wesentliche Entwicklungen angestoßen, beispielsweise das Steigerwald-Zentrum. Brunner begrüßte den Grundsatzbeschluss für die Zukunft des Netzwerks, denn Regionalentwicklung müsse professionell gemacht werden und brauche den Zusammenschluss. So trage jeder Landkreis seine eigene Facette zur Nachhaltigkeitsregion bei. Nicht zuletzt spiele das Netzwerk eine wichtige Rolle beim Thema UNESCO-Welterbe. Das Ministerium unterstütze diese Bewerbung durch das Kulturlandschafts-Inventarisierungsprogramm, das jetzt auf den gesamten Steigerwald ausgeweitet wurde, „und wenn die Ergebnisse vorliegen, dann entscheiden Sie vor Ort“, erklärte er.
Die Voraussetzungen für die Weiterarbeit im Netzwerk seien ideal, so Brunner, denn einerseits seien alle sechs Landräte sehr engagiert, zudem sei auch allen drei Lokalen Aktionsgruppen (LAG) die Aufnahme ins neue Leader-Förderprogramm gelungen. Der Freistaat gewährleiste gleich hohe Förderungen wie in der vergangenen Periode, obwohl die Zahl der LAGs von 58 auf 68 angestiegen ist und die EU die Fördermittel reduziert hat. Brunner sagte dem Netzwerk die weitere Unterstützung durch die Staatsregierung zu: „tatkräftig und konsequent“.
Als Vorsitzender des Trägervereins Steigerwald-Zentrum hatte Schweinfurts Landrat Florian Töpper eingangs für die Unterstützung in den vergangenen Jahren gedankt und Helmut Weiß, Landrat von Neustadt/Aisch-Bad Windsheim und Vorsitzender der Lenkungsgruppe Netzwerk Steigerwald, zeigte auf, warum sich im Januar 2013 das Netzwerk aus den Landkreisen Bamberg, Erlangen-Höchstadt, Haßberge, Kitzingen, Schweinfurt und Neustadt/Aisch-Bad Windsheim gegründet hat. Es ging darum, den auf die sechs Kreise „verteilten“ Steigerwald als Einheit zu präsentieren, seine Identität zu schärfen. Angesichts der komplexen Struktur der Region sei das eine Herausforderung gewesen, die aber in guter Partnerschaft konstruktiv angenommen wurde. Die Anfänge seien gemacht, „jetzt müssen wir die Weichen stellen für die Einigkeit im Steigerwald“, sagte Weiß.
Dass dieser überregionale Zusammenschluss mit dem Ziel der Regionalentwicklung auch aus wissenschaftlicher Sicht richtig und vielleicht sogar beispielgebend ist, bestätigte Prof. Dr. Tobias Chilla vom Institut für Geografie an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Um die Potenziale einer Region zu entdecken und in Wert zu setzen, gelte die Maxime „Think big“. Einzelne Städte oder Landkreise stießen an ihre Grenzen im Bemühen, langfristige Strategien zu entwickeln und eine entsprechende Marke zu etablieren. Der Ansatz des Netzwerks passe in die Zeit, denn Regionalität und Nachhaltigkeit seien Werte von wachsender Bedeutung.
Abschließend zeigte Christian Gabler auf, wie eine solche Regionalgesellschaft funktioniert. Er ist Projektleiter der Marke „Allgäu“ (Allgäu GmbH, Gesellschaft für Standort und Tourismus, Kempten). In eine ähnliche Richtung wollen Netzwerkmanager Philipp von Dobschütz, seine Assistentin Julia Wagner sowie die Landräte und vielen Bürgermeister gehen, die an der Impulsveranstaltung teilgenommen haben.