Kein Schwein da! Der Blick fällt in einen Stall, in dem bis vor einiger Zeit drei Abteilungen mit je 320 Tieren standen. Der Stall ist leer und blitzblank gesäubert, weil sich Landwirt Walter Pfeufer gezwungen sah, sich aus der Schweinemast zu verabschieden. „Betriebswirtschaftlich reicht es nicht mehr und die gesetzlichen Rahmenbedingungen zwingen uns zu solch einem Schritt. Das gute regionale Produkt aus Brünn wird es durch also nicht mehr geben.“ Dies betonte der Haupterwerbslandwirt beim „Stallgespräch“ mit den Vertretern des Bayerischen Bauernverbandes vor Ort unter dem Motto „Essen aus Bayern – Gegessen wird zuhause – aber was und woher?“.
Dabei gibt es diesen Stall erst seit zehn Jahren und die damalige Investition ist bei weitem noch nicht abbezahlt. Diese oder ähnliche Situationen sind durchaus kein Einzelfall. Walter Pfeufer zeigt das an seinem mit rund 180 Einwohnern kleinen Heimatort Treinfeld auf, in dem einmal neun bis zehn Bauern in der Landwirtschaft aktiv waren und Viehhaltung betrieben. Jetzt gibt es dort nur noch einen Viehhalter. „Deswegen habe ich schon meinem Sohn empfohlen, nicht den landwirtschaftlichen Beruf zu erlernen, obwohl er es gerne gemacht hätte. Auch meine Frau geht jetzt zur Arbeit. Das ist eigentlich schade. Früher konnte man sich auf so einem Hof ernähren. Jetzt muss man dagegen die Frau zur Arbeit schicken, damit man über die Runden kommt. Das Einkommen reicht einfach nicht aus, um eine Familie zu ernähren.“
Bei dem 52-jährigen Walter Pfeufer liegt sehr viel Wehmut in seinen Worten. „Ich blicke sehr kritisch in die Zukunft und weiß nicht, ob ich bis zum Rentenalter in der Landwirtschaft sein kann.“ Er betreibt noch einen Betrieb mit 150 Hektar, davon 30 extensives Grünland, bei dem er das Heu an Pferdehalter und nach Österreich verkauft. Außerdem baut er noch Getreide und etwas Klee und Luzerne an. Auf die Frage, wie er sich fühlt, meint er: „Zum Glück war es nicht ein ganz schneller Prozess, denn ich fühlte mich nicht mehr glücklich mit meinem Ferkellieferanten. Ich komme mir aber manchmal vor wie ein Leibeigener dieser Gesellschaft, weil ich Arbeit mache, die normale nicht mehr machen.“
Aus seinen Worten spürt man das Verantwortungsbewusstsein eines Nutztierhalters im Umgang mit seinen Tieren. „Wir hallten doch Tiere, um Lebensmittel zu erzeugen, wollen damit unser Einkommen erwirtschaften und so die Lebensgrundlage für unsere Familien und Betriebe erhalten.“ Diese Lebensphilosophie ging aber nicht auf. Sein Vater siedelte schon 1977 aus, betrieb in Treinfeld Milchviehhaltung und auch er wollte dort einen Stall bauen. Die Genehmigung über das BimSch-Verfahren habe ihn schon 25 000 Euro gekostet und habe sich länger hingezogen als erwartet. „Heute bin ich froh, dass es dadurch nicht zum Bauen gekommen ist.“
Hinsichtlich der Schweinemast erinnerte er daran, dass man noch vor zehn Jahren vom Amt empfohlen habe, auf größere Teile zu gehen, um mit dem Lkw mit ganzen Ladungen zu planen. Der Vorteil wäre dabei auch in einem einheitlichen Tiermaterial mit einem einheitlichen Gesundheitszustand gelegen. Aber dann auf einen Schlag 314 Ferkel zu bekommen, sei nicht einfach gewesen. „Ich habe plötzlich auch keine Ferkel mehr aus Bayern bekommen. Deswegen wurden aus Dänemark und den Niederlanden im Jahre 2017 rund 11 Millionen Ferkel importiert, weil wir die Regionalversorgung mit Ferkeln nicht zustandebringen.“
Damit war er auch schon bei dem Vorwurf, wenn man Landwirte wegen Einsatzes von Antibiotika unter Beschuss nehme. „Mein Tierarzt hat mich einmal gefragt, ob ich noch Schweine habe, weil ich keine Medikamente brauche. Ich habe nicht gerne eine Spritze in die Hand genommen und wenn ich sie nicht brauche, habe ich auch keine Tierverluste. Wir kümmern uns um unsere Tiere, denn nur wenn es unseren Tieren gut geht, geht es uns gut.“ Er habe eben großen Wert auf Hygiene gelegt und eine Bestallung mit Tieren aus einer Herkunft in den Stall gebracht.
Walter Pfeufer gab aber auch einen kleinen wirtschaftlichen Einblick in die Mast, bei welcher am Schluss nur noch 6,50 Euro an Gewinn blieben. Bei drei Durchtrieben mit jeweils 3000 Schweinen käme man dann auf ein Jahreseinkommen von 19 500 Euro und das sei entschieden zu wenig.
BBV-Geschäftsführer Manfred Kraus wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass mit dieser Entwicklung die Selbstversorgung im Landkreis nicht mehr gegeben sei. Bei einem Pro-Kopf-Verbrauch von 35,5 Kilo Schweinefleisch bräuchte man über drei Millionen Kilo, erzeuge aber nur rund zwei Millionen. Damit komme auf einen Versorgungsgrad von höchstens 73 Prozent. Wenn die Entwicklung so weitergehe, könne man sogar einen „tierfreien Landkreis“ vor Augen haben, war die Meinung der Beteiligten. Auch bei den Rindern wäre es nicht viel besser.
Die Statistik spricht dabei eine deutliche Sprache. Schon die Anzahl der Betriebe ist von 6238 (1971) auf 1226 zurückgegangen und die Milchkuhhalter von 3781 auf 178. Der Schweinebestand hat sich seitdem von 67 032 auf 36 685 nahezu halbiert, wobei die Zahl der Zuchtsauenhalter von 2055 auf 33 zurückgegangen ist.
Der „tierfreie Landkreis“ ist bei diesen Zahlen keine Utopie. Wohin das führt, wenn keine regionale Versorgung mehr gegeben sei, führte Walter Pfeufer mit der Situation bei den Eiern an, wo man nur noch zu 50 beziehungsweise 72 Prozent versorgt sei. „Bei uns wollte man die Legebatterien nicht mehr, die baute man ab und in Polen oder Tschechien wieder auf. Alles an Flüssig-Ei oder Industrie-Ei kommt nun aus dem Osten und damit werden unsere Krankenhäuser und Altenheime versorgt, ohne dass man hinterfragt, was dort passiert.“
„Wir reden von EU-Standards, dabei sind sie schon von Landkreis zu Landkreis sehr unterschiedlich“, sagt der Landwirt. Dazu komme, dass die Politik nicht kalkulierbar sei und derzeit die Düngeverordnung über allem schwebe und ein weiteres K.O.-Kriterium darstelle. Schließlich müsse man so einen Stall auf 25-30 Jahre hinaus planen und könne nicht schon wieder nach vier Jahren zum Umbau aufgefordert werden. Zur Diskussion um das Tierwohl kam er zu der Aussage :„Wir machen alles, was ihr wollt, aber man muss davon auch noch leben können“.
Die BBV-Funktionäre zeigten dabei auf ein Plakat zum „Mercosur-Abkommen“, durch das insbesondere bei Rindfleisch, aber auch Geflügelfleisch und Zucker erhebliche Wettbewerbsverzerrungen und Marktverwerfungen zu Lasten der europäischen Bauernfamilien drohen.
BBV-Kreisobmann Klaus Merkel und Kreisbäuerin Cäcilie Werner nahm in vielen Dingen die Landwirte in Schutz. „Die große Masse hält sich an die Gesetze, aber es gibt überall auch immer wieder schwarze Schafe. Leider richtet sich das Gesetz an letzteren aus.“ Verärgert zeigten sie sich über viele Falschmeldungen. Die Bürger würden durch solche Informationen manipuliert.
Was geschieht nun mit dem Stall? Das weiß der Landwirt aktuell noch nicht. Vor Jahren hätte man ihn noch verkaufen oder zumindest verpachten können. Das gehe heute nicht mehr. Aber eine Entscheidung müsse in diesem Jahr noch fallen.
lasst uns doch bitte mal wissen wie hoch ihr euch euer jährliches Nettoeinkommen vorstellt.
Wir könnten uns dann mit den Subventionen danach richten.
Das ständige jammern kann man sich bald nicht mehr mit anhören, denn es tut einem schon selbst in der Seele weh, euch so leiden zu sehen.
Es muss Ihnen wirklich sehr schlecht gehen.