Der 1. Oktober 2018 – für die meisten dürfte dies ein normaler Montag gewesen sein. Doch für Johanna Heim aus Heubach war dies ein besonderer Tag. Am 1. Oktober 2018 setzte sie sich nämlich – trotz schlimmer Flugangst – ins Flugzeug nach Namibia, genauer gesagt zur Hauptstadt Windhoek. Doch die angehende Journalistin reiste nicht nach Afrika, um Urlaub zu machen. Im Gegenteil: Sie absolvierte ein dreimonatiges Praktikum bei „Hitradio“ Namibia.
Wunsch nach Auslandserfahrung
„Ich wollte eigentlich die ganze Zeit schon mal im Rahmen meines Studiums ins Ausland. Aber bei einem ganzen Auslandssemester verliert man viel Zeit im Studium. Die Lösung war für mich, einfach während des Praxissemesters eines meiner Praktika im Ausland zu absolvierten“ erklärt die junge Heubacherin. So galt es, nach einer geeigneten Stelle Ausschau zu halten. „Wenn man weit weg möchte, aber trotzdem in ein deutschsprachiges Gebiet gehen möchte, scheint Namibia ideal“, so Johanna Heim. So ist sie dann auf den freien Praktikumsplatz bei „Hitradio Namibia“ aufmerksam geworden, hat sich beworben und auch prompt eine Zusage bekommen.
In Windhoek erwartete sie das kleine Studio des privaten deutschsprachigen Senders „Hitradio Namibia“. Untergebracht war sie in einem Gebäude, das zum Radiosender gehört, sich direkt neben dem Studio befindet und Praktikanten Wohnraum mit Wohnküche und Bad bietet. Mit Johann war noch ein Praktikant aus Bayern bei „Hitradio Namibia“ beschäftigt. Das restliche Team besteht zum Großteil aus Deutschnamibiern, die sowohl Deutsch als auch Afrikaans sprechen.
Viel lockerer als in Deutschland
Da Johanna Heim im Spätsommer schon ein Praktikum bei einem Lokalradiosender in Franken gemacht hatte, waren ihr die grundsätzlichen Abläufe in der Redaktion und im Studio bekannt. „Aber trotzdem war es ganz anders als in Deutschland. Man geht dort einfach viel lockerer mit Fehlern um. Die Leute haben dort die Einstellung: Fehler passieren, das ist menschlich. In Situationen, in denen ein Deutscher gleich in die Luft gehen würde, nimmt man es in Namibia gelassen“, berichtet Johanna Heim.
Als Praktikantin alsbald „on air“
So war es bei „Hitradio Namibia“ selbstverständlich, dass die Praktikanten live „On Air“ sind und ihre eigenen Sendungen gestalten und nicht nur Nachrichten und Beiträge schreiben, wie das bei den meisten Radiopraktika in Deutschland üblich ist. „Beim Praktikum, das ich vorher in Deutschland gemacht habe, war ich nie „On Air“ und schon gar nicht live. Nicht einmal vorab eingesprochene Beiträge von Praktikanten werden in Deutschland gesendet.“
Janinas Tagesablauf war vom Praktikum bestimmt, ihr Arbeitstag oft länger als in Deutschland üblich, auch wenn nicht so genau auf die Uhr geschaut werde wie zu Hause. Da laufe alles über Vertrauen. Um 9 Uhr morgens stand immer die Konferenz an, in der geklärt wurde, welche Beiträge an dem Tag laufen und welche Arbeit gemacht werden muss, ob es genug Material und Beiträge gibt. Dann hat sie sich an die Arbeit gemacht und für ihre Sendezeit am Nachmittag recherchiert und Beiträge geschrieben. Johanna Heim und ihr Praktikantenkollege haben immer im Wechsel die Nachmittagssendung von 16 bis 18 Uhr moderiert. Sie seien nicht von Anfang an live im Radio zu hören gewesen. „Am Anfang haben wir das sogenannte Voicetracking gemacht. Das heißt, wir haben schon immer wenige Stunden vor der Sendung die Beiträge für die Sendung eingesprochen, quasi vorproduziert. Während der Sendung wurden sie dann abgespielt“, erklärt die Studentin.
Da sei es nicht so schlimm gewesen, wenn man sich einmal versprochen hat oder einen Hänger hatte. Doch die zweite Hälfte des Praktikums war sie dann nachmittags live auf Sendung. „Man muss wissen, bei dem Sender arbeiteten nur wenige Leute. Das heißt, man war da als Praktikant ziemlich frei und musste sich auch vieles selbst beibringen. Da ist es schon manchmal passiert, dass man mal einen Knopf gedrückt hat und man plötzlich On Air war, obwohl man das gar nicht wollte. Aber genau das war auch ein bisschen das Spannende, dass nicht alles so ernst genommen und für schlimm empfunden wurde.“
Doch dadurch gibt es natürlich häufig auch Abstriche bei der Qualität. „Oft sind dort auch Beiträge so gesendet worden, wie ich sie persönlich nie hätte senden lassen.“
Faszinierende Landschaft und Tierwelt
Doch sie war nicht nur zum Arbeiten in Namibia. Etwas Sightseeing musste sein, dafür bemühte sie sich um verlängerte Wochenenden. Unter anderem war sie im Etosha-Nationalpark, wo sie Tiere beobachten konnte. „Das war beeindruckend, auch die Größe der Tiere. Da stand ein Elefant neben dem Auto und du weißt, der könnte uns jetzt locker umschmeißen, wenn er schlecht drauf ist“, berichtet sie.
Von der Landschaft her hat sie vor allem die Pass-Straße nach Sossusvlei fasziniert. Rund sieben Stunden haben sie für die Fahrt gebraucht wobei sich die Landschaft ständig verändert hat. Von rotbrauner Wüste mit Felsen hin zu grünen Abschnitten, die fast an Irland erinnerten, obwohl sie nahe an der Wüste lagen. Auch die Farbenvielfalt in der Wüste hat es ihr angetan, der Wechsel von Rottönen über Gelb hin zu Weiß.
Auch der Ausflug zum Waterberg, einem Berg aus versteinerten Dünen, hat ihr gut gefallen. Dort ist eine Quelle, sodass es im Tal eine richtige Oase gibt, an der sich sämtliche Tiere versammeln. Wenige Meter davon entfernt ist wieder Wüste. „Was mir in Namibia gut gefallen hat und worüber ich mich auch echt gefreut habe, war Regen. In Namibia freuen sich die Menschen so über Regen, dass sie dann rausgehen, Fotos machen und diese an den Sender schicken“, denkt Johanna Heim zurück.
Keine weihnachtlichen Gefühle
Über Weihnachten war sie an der Küste in Swakopmund. Da war es zwar kälter als in Windhoek, aber weihnachtliche Gefühle seien bei ihr doch nicht aufgekommen. „Bei Weihnachten geht?s für mich um die Familie und genau die habe ich sehr vermisst“, bedauert die Studentin. „Deswegen haben wir dann am Heiligen Abend einen langen Videochat gemacht, dann war es okay für mich.“ Passend zum Jahreswechsel ging es dann wieder zurück nach Heubach.
Wovor Johanna Heim richtig Angst hatte, waren Giftschlagen: „Gott sei Dank haben wir keine gesehen.“ Aber es gebe Schlangenfänger und Schlangenbeauftragte, die gerufen werden, wenn man eine sieht. Einmal habe sie auf einem Campingplatz einen Skorpion gehen haben, dessen Stich tödlich sei. „Eigentlich laufe ich gerne barfuß aber da hab ich dann doch lieber Schuhe angezogen“, lächelt die Heubacherin.
Eklige Kakerlaken
Was Alltag gehöre, seien Kakerlaken. Wie Johanna Heim berichtet, sind sie überall in den Häusern zugegen, was sie eklig fand. „Richtigen Respekt hatten wir auch vor den Affen. Einmal wollten wir wandern, da hatte sich eine Gruppe Affen auf dem Weg herumgetummelt. Dann sind wir lieber umgekehrt und haben eine andere Route genommen. Ein anderes Mal haben sie nachts einen Müllkübel ausgeleert. Man muss wissen, die sind eigentlich mit Draht gesichert, eben damit dies nicht passiert. Die Tiere haben es aber geschafft, den Draht aufzumachen“, schmunzelt sie.
„Ich fand es auf jeden Fall toll in Namibia, es war eine klasse Erfahrung und ich kann es jedem nur empfehlen. Es ist zwar anders als bei uns aber es ist schön. Ich habe wahnsinnig viel gelernt. Vor allem, in Situationen wo ich mir sonst immer Stress gemacht habe, bleibe ich jetzt einfach gelassener.“