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HOFHEIM
Warum's beim Wasenmeister unheimlich war
Die Reiseteilnehmer vor der alten Wasenmeisterei, die von außen einen idyllischen Eindruck machte.
Foto: Christa Jäger | Die Reiseteilnehmer vor der alten Wasenmeisterei, die von außen einen idyllischen Eindruck machte.
Gabriele Kriese
 |  aktualisiert: 03.12.2019 09:13 Uhr

Die Wirkungsstätte des letzten Abdeckers von Lendershausen hat der Historische Verein Landkreis Haßberge besucht.

Diese erste Sommerreise aus der Veranstaltungsreihe, die Burkard Hauck seit sieben Jahren für den Verein organisiert, führte daheimgebliebene Geschichtsinteressierte in die Nähe des Sauerbrünnleins, wo auf der angrenzenden Kerbfelder Flur noch das Wohnhaus und die Abdeckerei des letzten Wasenmeisters von Lendershausen erhalten geblieben ist.

Etwa bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts entsorgte und verarbeitete er dort im Auftrag der umliegenden Gemeinden die Körper verendeter Tiere. Anwesende Zeitzeugen erzählten von ihren Erinnerungen an den für Kinder unheimlichen Ort, an dem es zudem noch unangenehm roch.

Sechs Kreuzer bezahlen

Der Heimatforscher Rudolf Ludwig las aus einem Vertrag des Wasenmeisters Kerzinger mit der Gemeinde Lendershausen aus dem Jahr 1847 vor. So erfuhren die Sommerreisenden, dass der Wasenmeister die abgedeckten Häute der „gefallenen“ Tiere ohne alle Beschädigung an deren Eigentümer zurückgeben musste. Bei der Rückgabe der Häute musste der Eigentümer dem Wasenmeister sechs Kreuzer bezahlen oder den gleichen Wert an Brot und Bier verabreichen.

Die Häute von Schweinen, Hunden und „ungeleckten“ (totgeborenen) Kälbern durfte er jedoch behalten und konnte durch deren Verarbeitung oder Verkauf an Gerber sein nicht sehr üppiges Gehalt etwas aufbessern. Im Gegenzug mussten ihm die Eigentümer aber auch dafür kein Geld geben.

Als Grundgehalt erhielt Wasenmeister Kerzinger von der Gemeinde Lendershausen eine Wiese am Sauerholz zur Nutzung für die Zeit seiner Abdeckerei. Er durfte aber kein Vieh darauf weiden lassen.

Quellwasser roch nach Schwefel

Wie Zeitzeugen berichteten, war der Sauerwald mit dem Sauerbrünnlein früher ein Ort, an dem sich die Lendershäuser mit Quellwasser versorgten, das jedoch wegen seines Schwefelgehaltes manchmal etwas nach faulen Eiern roch. Und wenn es länger stand, wurde es wegen seines Eisengehaltes auch rot.

Seit 1884 musste man dafür bezahlen, wenn man aus dem Sauerbrünnlein Wasser holte. Mitte des 20. Jahrhunderts wurde sogar eine Probebohrung durchgeführt, die aber wegen der zu schwachen Quellschüttung in keine industrielle Nutzung mündete.

Auch an eine Sauermühle erinnerten sich die Teilnehmer: Diese sei durch einen aufgestauten Bach angetrieben worden. Die Spuren dieser ehemaligen Mühle sind jedoch schon längst vergangen.

Die nächste Sommerreise führt am Donnerstag, 11. August, nach Gemeinfeld zum ehemaligen Kalkofen. Treffpunkt ist der Friedhof von Gemeinfeld um 17 Uhr. Hierzu ist jeder Interessierte eingeladen. Eintrittsgelder werden nicht erhoben.

 
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