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Knetzgau
Warum Knetzgau das Schicksal der Uiguren nicht egal sein darf
Dass die Uiguren in der chinesischen Provinz Xinjiang brutal unterdrückt werden (hier ein Archivbild von 2006 aus Kashgar) geht auch die Gemeinde Knetzgau etwas an, findet Bürgermeister Stefan Paulus.
Foto: Michael Reynolds | Dass die Uiguren in der chinesischen Provinz Xinjiang brutal unterdrückt werden (hier ein Archivbild von 2006 aus Kashgar) geht auch die Gemeinde Knetzgau etwas an, findet Bürgermeister Stefan Paulus.
Martin Schweiger
 |  aktualisiert: 22.04.2022 02:22 Uhr

Den Direktor der Gesellschaft für bedrohte Völker, Roman Kühn, erwartet man als Redner bei den Vereinten Nationen, in der EU oder im Bundestag. Doch wohl eher nicht in einem Pressegespräch im Büro des Bürgermeisters einer 6500-Seelen-Gemeinde wie Knetzgau. Doch am Donnerstag war dies der Fall.

Bürgermeister Stefan Paulus hatte die Gesellschaft für bedrohte Völker um Freigabe eines Textes gebeten, der in der Anzeige erschienen war. Darin ging es um die Leiden der Uiguren, die von China unterdrückt werden. Direktor Kühn erlaubte Paulus, der selbst Mitglied in dessen Verein ist, den Text zu verwenden und lernte sein Vereinsmitglied auf diesem Weg kennen. Am Donnerstag war Kühn in Franken, als er Coburg, die Heimatstadt seiner Frau, besuchte. Er nutzte die Gelegenheit, um Paulus einen Besuch abzustatten, bei dem ihm das Gemeindeoberhaupt eine Spende in Höhe von 1000 Euro überreichte. Das Geld ist für die Arbeit des Vereins bestimmt, der seinen Sitz in Göttingen hat.

Diese Menschen dürfen nicht vergessen werden

Kühn ist der Vorsitzende und hat 20 angestellte Mitarbeiter. Bürgermeister Paulus ging nach eigenen Worten ein Fernsehbericht über die Uiguren dermaßen unter die Haut, dass er sich veranlasst sah, etwas zu unternehmen. "Ich will verhindern, dass diese Menschen, deren Schicksal uns nicht egal sein darf, vergessen werden", sagte Paulus. Dies soll durch Vorträge geschehen, Petitionen an Politikerinnen und Politiker oder Unterschriftenaktionen. Es sei auch im eigenen Interesse der Kommunen, global gleiche Lebensbedingungen zu haben, um Fluchtbewegungen zu verhindern, meint er.

Im Herbst ist ein Vortrag über Missstände in Katar geplant

Denn es sei dann die Aufgabe der Kommunen, für die Geflüchteten zu sorgen. Verbrechen wie in der Ukraine geschähen eine Flugstunde von Berlin entfernt. "Unsere Freiheit wird brüchig", sorgt sich Paulus. Für Kühn ist es wichtig, dass gerade junge Menschen nicht nur alle Informationen aus dem Handy erhalten, sondern auch Leute treffen, die vor Ort gewesen sind. Konkret planen beide einen Vortrag im Herbst im Vorfeld der Weltmeisterschaft in Katar, um auf dortige Missstände unter anderem beim Bau der Stadien hinzuweisen.

Bürgermeister Stefan Paulus (links) übergab einen 1000-Euro-Scheck an Roman Kühn, den Direktor der Gesellschaft für bedrohte Völker.
Foto: Martin Schweiger | Bürgermeister Stefan Paulus (links) übergab einen 1000-Euro-Scheck an Roman Kühn, den Direktor der Gesellschaft für bedrohte Völker.

Auch eine Vortragsreihe an Schulen hält Paulus für möglich. Er will seine Kontakte nutzen, um das Thema auf lokaler Ebene wie in Gemeindetag oder Städtebund anzusprechen. Sein Ziel ist es, die "Gesellschaft empathischer zu machen." Das sei für ihn genauso wichtig wie die Wasserversorgung, Straßenbau oder der Bau von Schulen. Er ist ein Bürgermeister, der über den Tellerrand seiner Gemeinde hinaus blickt.

 
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