Vor 50 Jahren, genauer gesagt am 24. November 1973, hat die Gemeinde Goßmannsdorf Universitätsprofessor Dr. Josef Dünninger das Ehrenbürgerrecht verliehen. Einer, der sich genau zurückerinnern kann, ist Günter Huschka. Er war Hauptinitiator der Festveranstaltung und damalige 2. Bürgermeister der Gemeinde Goßmannsdorf, die damals noch selbständig war.
Als Günter Huschka, selbst pensionierter Oberstudiendirektor, einen dicken Ordner vor sich auf dem Tisch aufschlägt, ist ihm anzumerken, wie wichtig ihm das Thema ist. "Hier ist Goßmannsdorfer Geschichte drin und alles hinterlegt", sagt er, während er durch die Seiten blättert, zu denen er einiges zu berichten weiß.
Volkskultur und Heimat, diese beiden Begriffe allein charakterisieren am trefflichsten, welche Schwerpunkte Professor Dünninger in seinem wissenschaftlichen Werk gesetzt hat. Er beschäftigte sich ein Leben lang mit dem Volk, den Franken. Als Universitätslehrer war er vor allem Altgermanist und Volkskundler, auf der anderen Seite wollte er jedoch das vermitteln, was er selbst in seiner Heimat seit frühester Kindheit erlebt hatte. Seine Hauptthemen waren: die Landschaft, Siedlungsform und Bauweise, Arbeitsformen, Überlieferungen, Familie, Sozialgefüge, Bindungen der Menschen untereinander, Sprache, Jugenderlebnisse und regionale Volksart.
Die Heimatgemeinde im Kindesalter und als Zufluchtsort
Der damals neue Ehrenbürger sah in dieser Auszeichnung eine noch engere Verbindung mit seinem Heimatdorf. Seine Darstellungen und Schilderungen hörten sich an wie aus einem Märchenbuch, als er seine Kindheitsjahre in Goßmannsdorf darlegte, die als Bauernbub ausgefüllt waren mit Gänsehüten, dem Zutreiben beim Pflügen, dem Aufpassen auf das Schwärmen der Bienen, oder mit besonderen Beobachtungen, wie das Ziehen der Wildgänse nach dem Norden.
Diesem ersten Lebensabschnitt in seiner Heimatgemeinde folgte ein zweiter, und zwar das "Goßmannsdorf der Ferien und der Zuflucht". Nachdem der Ortsgeistliche befunden hatte, dass der junge Dünninger für ein höheres Studium geeignet sei, besuchte er in Würzburg ein Gymnasium. Von dieser Zeit an brachten die Ferien im heimischen Goßmannsdorf besondere Lichtblicke. Daneben hatte Goßmannsdorf für Dünninger und seine Familie im März 1945 seine besondere Bedeutung, als er, nach Kriegseinsatz in Frankreich, Zuflucht in seiner Heimatgemeinde vor den Kriegswirren suchte und fand.
Goßmannsdorf als Studienobjekt
Wieder nach Würzburg zurückgekehrt bezog Dünninger Goßmannsdorf in seine wissenschaftlichen Arbeiten mit ein. Als klassisches Beispiel einer geschichtlich gewachsenen Gemeinde unternahm er mit seinen Schülern immer wieder Exkursionen hierher und nutzte Goßmannsdorf als Studienobjekt.
Josef Dünninger hat trotz aller gründlichen Wissenschaftlichkeit immer wieder seinen Schülern vorgelebt und sie belehrt, wie sehr die Logik des Herzens über aller Kopflogik stehen sollte. Für ihn galt: "Nichts ist schlimmer als eine von Hochmut gezeugte intellektuelle Eitelkeit."
Er ist für eine Heimat als Grundelement menschlicher Existenz, Heimat als Lebensganzes, Heimat als Gegenwart zu verstehen und zu erleben eingetreten. Und so galt es für ihn ganz besonders, die wissenschaftlichen Kenntnisse und Erfahrungen auch der weiten Öffentlichkeit durch den Rundfunk zu vermitteln.
Sein Erbe lebt fort
Das Erbe des am 17. Januar 1994 in Würzburg verstorbenen Professors für deutsche Philologie und Volkskunde lebt fort. Allein über 60 Dissertationen, die bei ihm geschrieben wurden, zeigen das weite Feld wissenschaftlicher Forschung auf.
Für Professor Dünninger galt: "Eine Heimat haben heißt wissen, wohin man gehört." Viele Professoren, Gymnasial-, Real- und Hauptschullehrer haben Professor Josef Dünninger als ihren Lehrer erlebt und vielen durfte er die geschichtsträchtige fränkische Volkskultur näherbringen. Er konnte mit wenigen Worten das Wesentliche ausdrücken.