In dreieinhalb Monaten ist Heiligabend. Es dauert also noch geraume Zeit, bis der Advent beginnt - trotzdem stehen in einigen Supermärkte in der Region seit einigen Tagen einschlägige Weihnachtsbäckereien in den Regalen. Egal ob Lebkuchen in den verschiedensten Schokoladenvariationen, Zimtsterne und Vanillekipferl, Spekulatius, Stollen oder Makronen – die Supermärkte sind voll davon. Auch in manchen Textil-Discountern und anderen Nonfood-Händlern in der Umgebung schmücken kleine Weihnachtsmannfiguren, Kerzen in Tannenbaumoptik und Christbaumkugeln in festlichen Farben die Warenauslagen der Dekoabteilungen.
Im Gegensatz zu Nürnberger Lebkuchen, Aachener Printen und Dresdener Christstollen, die weihnachtshungrige Konsumenten in genannten Städten das ganze Jahr über erwerben können, sieht es mit den Backwaren im Landkreis Haßberge jedoch anders aus. Weder aus der fränkischen Kreisstadt noch aus dem Umkreis stammt ein speziell für seine Herkunft bekanntes Adventsgebäck, welches den Verkauf während des gesamten Jahres rechtfertigt. Ein Problem? Keinesfalls – zumindest nicht für die Verbraucher. Denn Abhilfe schafft das aktuelle Angebot der verschiedenen Supermärkte und Discounter, welche das weihnachtliche Sortiment schon Monate vor dem besinnlichen Fest im Handel anbieten. Auf die Frage, warum die Produkte schon im Handel erhältlich sind, ist es schwierig, von Märkten im Landkreis eine Antwort zu bekommen. Marktleiter verweisen oft an Zentralen oder offizielle Pressestellen, doch auch dort ist kaum etwas zum Thema zu erfahren.
Vier Monate Weihnachten im Einzelhandel
Eine Mitarbeiterin eines regionales Lebensmitteleinzelhändlers, die namentlich nicht genannt werden möchte, erklärt: "Die Lebkuchen erhalten wir schon Anfang September." Die restlichen Gebäckwaren erhält der Markt dann je nach Kalenderwoche in gestaffelten Lieferungen. "Als erstes in den Handel kommen Lebkuchen, Spekulatius und Dominosteine. Zwei Wochen später trifft dann die nächste Lieferung mit neuen Lebkuchensorten ein. Und Ende Oktober bis Anfang November sind die ersten Adventskalender im Markt."
Die weihnachtlichen Waren bestellen Supermarktmitarbeiter selbst, dafür suchen sie die gewünschten Produkte aus einem Katalog aus. Der Grund dafür, dass die Waren schon so früh in den Märkten erhältlich sind, liegt laut Mitarbeiterin an der Menge an Artikeln, welche die Angestellten vorab bestellen müssen: "Wenn die Artikel alle auf einmal kommen würden, würden wir jede Menge Paletten und Aufsteller bekommen und wüssten gar nicht, wo wir die ganze Ware platzieren können." Ein Grund dafür ist die fehlende Lagerfläche in den Märkten. Stehen die Produkte dann aber erstmal in den Regalen, werden sie von den Kunden auch gekauft. Bestellt wird übrigens nur einmal, dafür in richtig großen Mengen. Fast gleicht es deswegen einem Zwang, unter dem die Angestellten stehen: Denn nach der einmaligen Bestellung haben sie bei vielen Artikeln keine Chance mehr, nachzubestellen. Und durch die schiere Menge müssen die Produkte schon ab Anfang September in den Regalen platziert werden.
Fränkische Lebkuchenfirmen bilden die Ausnahme
"Die meisten Unternehmen in der Lebensmittelindustrie sind mit der Produktion von vielen Weihnachtslebensmitteln schon Mitte August fertig", erklärt Jutta Saumweber von der Verbraucherzentrale Bayern. Darunter fällt vor allem trockenes Gebäck wie Spekulatius. Hohlkörper, beispielsweise Schokoladennikoläuse, werden noch bis Mitte Oktober produziert. "Eine Ausnahme bilden die fränkischen Lebkuchenfirmen. Diese produzieren das ganze Jahr über, mit einer Hochphase im Oktober und November. Generell wird auch in den Supermärkten in den beiden Monaten am meisten Weihnachtsgebäck gekauft, im Dezember sinken die Verkaufszahlen."
Und wie finden das die Kunden? Bei einer Umfrage dieser Redaktion in der Haßfurter Innenstadt zur Frage, was die Bewohner des Landkreises davon halten, dass Weihnachtsartikel jetzt schon in den Regalen stehen, antwortete Christian Appel aus Obertheres: "Das passt von der Stimmung gar nicht." Auch seine Tochter Lara Appel findet das Angebot in den Supermärkten verfrüht und ergänzt: "Man könnte wenigstens bis Halloween abwarten. Gekauft wird das Gebäck bei uns in der Familie im September noch nicht." Scherzend fügt die Studentin hinzu: "Wenn wir jetzt schon Weihnachtsgebäck wollen, dann essen wir erst noch die Restbestände vom Vorjahr." Dass das weihnachtliche Angebot im September unpassend ist, findet auch Erika Walter aus Uchenhofen: "Bei mir ist es wetterabhängig – die Produkte kaufe ich erst, wenn es kalt ist. Wenn es draußen noch 30 Grad hat und im Supermarkt schon die ersten Lebkuchen stehen, passt das nicht zusammen." Auch die Haßfurter Heinz und Katrin Postler vertreten eine ähnliche Meinung. "September ist viel zu früh – Ende November langt. Sonst hat man irgendwann keinen Hunger mehr darauf." Andere Passanten stimmen zu. Für viele gehören Lebkuchen und Spekulatius zur Vorweihnachtszeit und nicht in den Herbst.
Die Nachfrage bestimmt das Angebot
Dass die Waren im September in die Supermärkte kommen, ist jedoch nichts Neues: Denn der Zeitpunkt, zu dem die Waren im Handel erscheinen, ist laut Aussage der Verbraucherzentrale Bayern in den letzten Jahren konstant geblieben: In Kalenderwoche 35. "Das Gefühl, dass es jedes Jahr früher wird, ist subjektiv", fügt Saumweber hinzu. "Die Nachfrage ist da, die Produkte werden gekauft. Sonst würde der Handel sie nicht anbieten."
ist jeden selbst überlassen. Ich kann das ganze Jahr über Lebkuchen essen. Der eigentliche sinn von Weihnachten ist ein anderer, das wird aber vergessen.