Seit drei Jahren fühlt sich in Hohnhausen eine kleine Herde schottischer Hochlandrinder, auch Highland Cattle genannt, wohl. Etwas versteckt am Waldrand leben sie auf einer großen Weide. Vielen Wanderern und Spaziergängern sind die hierzulande noch seltenen Tiere immer einen Schnappschuss wert. Wenn Torsten Baumgärtner mit seinem Traktor kommt, sausen sie im Galopp an den Zaun – könnte ja sein, dass er neben seiner Freundin Katrin Gagel auch noch Leckerli dabeihat.
15 Tiere hat Baumgärtner, der seit 2015 in Hohnhausen lebt. Allerdings stehen nicht alle in Hohnhausen, sondern fünf Tiere beweiden eine von der Naturschutzbehörde betreute Fläche in Manau. Die Beweidung mit Hochlandrindern stellt eine naturnahe Möglichkeit dar, um Flächen, die entweder unwirtschaftlich oder zu empfindlich für herkömmliche Nutzungsformen sind, in ihrem Zustand zu erhalten oder gar zu verbessern. „Statt schwer zu bewirtschaftende Flächen beispielsweise in Hanglage der Verbuschung und Verwaldung zu überlassen, können wir durch die Beweidung mit unseren Tieren die Flächen pflegen und so die Ziele des Naturschutzes erreichen“, so Baumgärtner.
Aufzucht ohne Medikamente
Baumgärtner und Gagel sind in der alten Straßenmeisterei in Hohnhausen und Ditterswind zu Hause. Mit viel Herzblut und Begeisterung betreibt das junge Paar die Rinderhaltung. „Die Tiere können das ganze Jahr über draußen bleiben und bekommen ihren Nachwuchs selbstständig“, erklärt Baumgärtner. Die extensive Weidehaltung der Tiere macht den Einsatz von Antibiotika und sonstigen Medikamenten überflüssig.
Das schottische Hochlandrind ist eine sehr alte Rasse des Hausrindes und bereits seit dem Jahr 1884 registriert. Die Urtiere stammen eigentlich aus dem Nordwesten Schottlands und von den Hebriden, wo sie seit Jahrhunderten durch natürliche Selektion ihre zugeschriebenen Eigenschaften entwickelt haben, erklärt Baumgärtner weiter. Sie sind eher kleinwüchsig und gelten dabei als gutmütig, robust und relativ langlebig.
Die schottischen Hochlandrinder eignen sich für die ganzjährige Freilandhaltung auch auf für schwere Rinder eigentlich ungeeigneten Böden. Das Fleisch ist besonders cholesterinarm, eine echte Delikatesse und unter Feinschmeckern und Menschen, die sich bewusst und gesund ernähren wollen, sehr beliebt. Doch auch wenn die Rinder das ganze Jahr über draußen bleiben, brauchen sie im Winter natürlich Futter.
Nach dem trockenen Sommer im vergangenen Jahr ist Baumgärtner froh, heuer einen guten ersten Schnitt gemacht zu haben. Und nicht nur die Rinder sind besonders – auch das Winterfutter weist bezüglich seiner Verpackung eine Eigenart auf. Die Siloballen sind nicht einfach weiß oder grün, wie man es häufig sieht. Gelb, rosa und blau sind sie ein Blickfang, erregen Aufmerksamkeit. Hintergrund ist allerdings nicht, dass Baumgärtner und Gagel damit zeigen wollen, dass sie besonders viel Humor haben oder in die, inzwischen eher triste Naturlandschaft Farbakzente zaubern wollen – die Sache hat einen ernsten Hintergrund.
Aktion geht ins fünfte Jahr
Die Ballen dienen nämlich einem guten Zweck, erklärt der Hobbylandwirt. Die Initiative, die Krebsforschung durch Siloballen in farbiger Folie herauszustellen und zu unterstützen, startete im Jahr 2014 durch die Firma Trioplast und hat sich am Anfang auf den Brustkrebs konzentriert, indem die pinkfarbenen Ballen Fördermittel für die Brustkrebsforschung einbrachten.
Im zweiten Schritt kam blau dazu, um für Prostata-Krebs zu sensibilisieren. 4,5 Millionen Euro hat die Kampagne inzwischen eingebracht, denn pro Ballen gehen drei Euro in den Spendentopf. In der Saison 2017/2018 wurde zusätzlich gelbe Silage-Stretch-Folie eingeführt, die weitere Fördermittel für die Krebsforschung bei Kindern einbringen sollen. „Eine Initiative, die wir unterstützen wollten“, erzählen Gagel und Baumgärtner, während die Kühe sich über das leckere trockene Brot hermachen.