„Wir stehen sehenden Auges vor einer Katastrophe“. Mit diesen harten aber wohl der Realität gerecht werdenden Worte, erklärte Birgitt Ulrich, die Geschäftsführerin der Forstbetriebsgemeinschaft Haßberge (FBG), bei einem Waldbegang die derzeitige Situation im Wald. Zu dieser Informationsveranstaltung waren zahlreiche Waldbesitzer und Bürger aus dem Raum Bramberg/Jesserndorf gekommen.
Der Borkenkäfer und die sich fortsetzende Trockenheit machen dem Wald weiterhin zu schaffen. „Der Regen in der letzten Zeit hat gar nichts gebracht“, erklärte Förster Patrick Valtenmeier. Die Käfer seien nämlich vorher schon ausgeflogen und sitzen bereits in den Fichten drin. Der milde Winter habe es den Altkäfern leicht gemacht im Boden zu überwintern, so Valtenmeier. Besonders auf geschwächte Bäume hat es der Borkenkäfer abgesehen, denn diese sind nicht mehr in der Lage genügend Harz zu produzieren, um damit den Schädling zu bekämpfen.
In einem Privatwald in der Gemarkung Jesserndorf zeigten die beiden Fachleute der FBG eine Lücke, in der bereits Käferholz gefällt wurde. Anschaulich wurde mit jeweils einem Stück geschädigter Baumrinde gezeigt, welche Käferarten für das Waldsterben verantwortlich sind und wie sich diese durch die Rinde bohren.
Der Kupferstecher befällt den Baum von oben. Das Fraßbild weist eine meist in der Rinde verborgene Rammelkammer auf, von der sternförmig drei bis sechs Muttergänge abgehen. Diese sind etwa sechs Zentimeter lang und einen Millimeter breit. Die zahlreichen, dicht beieinanderliegenden, Larvengänge sind zwei bis vier Zentimeter lang. Durch die starke Besiedlung entstehen oft verwirrende Fraßbilder, die entfernt Kupferstichen ähneln, daher der Name.
Die Brutgänge des Buchdruckers ähneln hingegen Zeilen eines aufgeschlagenen Buches. Auch kann man beim Buchdrucker im Gegensatz zum Kupferstecher einen Befall der Bäume durch herausgeworfenes Bohrmehl relativ frühzeitig erkennen. Nach Aussage der beiden Forstexperten gibt es den Buchdrucker heuer aber nur sehr selten, der Kupferstecher hat die Oberhand.
Wie ist vorzubeugen?
Was können nun die Kleinwaldbesitzer tun, um einem weiteren Käferbefall vorzubeugen? „Eine Bekämpfung ist nicht möglich. Der Bestand muss aber dauernd kontrolliert und befallene Bäume sofort gefällt und aus dem Wald gebracht werden“, erläutert Förster Valtenmeier. Wichtig dabei sei, dass der Trockenlagerplatz mindestens 500 Meter weg ist vom nächsten Fichtenbestand.
„Der Holzmarkt ist dicht“, ergänzte Geschäftsführerin Ulrich und erklärte, dass mit einer Lagerungszeit von drei bis sechs Monaten gerechnet werden muss. Sägewerke haben teilweise einen Anfuhrstopp verhängt und sind nur noch zwei Tage in der Woche für Anlieferungen offen. Bei den Transportunternehmen seien ebenfalls so gut wie keine Kapazitäten mehr frei. Am besten ist die Lösung, sich einem Sammellagerplatz anzuschließen.
Und auch wenn der Holzpreis bereits im tiefen Fall ist und es sich wirtschaftlich eigentlich nicht mehr rechne, sei der Hieb von befallenen Fichten unerlässlich. Auch im Wald gelagertes Fichten-Brennholz müsse unbedingt raus.
„Appelliert an Eure Waldnachbarn, dass sie sich einem Sammelhieb anschließen“, forderte Birgitt Ulrich die Anwesenden auf. Wenn möglich, solle man sich gegenseitig helfen, um der Lage Herr zu werden. „Es geht um den Waldschutz, bei dem man nachhaltig und nicht betriebswirtschaftlich denken muss“, erklärte die FBG-Geschäftsführerin und gab auch den Rat, die Politik in die Pflicht zu nehmen: „Sprecht direkt mit Eurem Bürgermeister und den Bundes- und Landtagsabgeordneten und fordert Hilfen für Kleinwaldbesitzer“.
Weitere Waldbegänge finden wie folgt statt: 17. Mai Untermerzbach (15 Uhr), 17. Mai Hainert/Knetzgau (14 Uhr), 18. Mai Aidhausen/Riedbach (9 Uhr), 24. Mai Maroldsweisach (14 Uhr), 24. Mai Tretzendorf (14 Uhr). Die FBG bittet um eine vorherige Anmeldung bei der FBG in Hofheim unter Tel. (0 95 23) 50 33 80, bei der auch der jeweilige Treffpunkt bekannt gegeben wird.