Friseurecke, Möbel, Klamotten, Perücken, Hüte, Hausrat, Spielzeug, Plakate – alles was man sich vorstellen kann und irgendwie mit den 50ern und 60ern in Zusammenhang zu bringen ist, findet sich noch im Nostalgiemuseum in Burgpreppach – im Rathaus. Noch, denn das Museum muss weichen, da das Rathaus in diesem Jahr zum Bürgerhaus umgebaut werden soll.
Ein Ehepaar aus München verabschiedet sich, natürlich nicht, ohne sich vorher ins Gästebuch eingetragen zu haben. Ein Besucher bestaunt gerade das nostalgische Kartenmaterial. „Ja, dass sich keine Besucher einfinden, wenn an Sonn- und Feiertagen das Museum geöffnet ist, habe ich kaum erlebt“, so Museumsleiter Heinz Braunreuther. Seit über 20 Jahren besteht das Museum jetzt. Es wurde noch unter Bürgermeister Winfried Elting eingerichtet und seither betreut Braunreuther hier seine Schätze. Richtet immer wieder Sonderausstellungen aus und kümmert sich um die Besucher während der Öffnungszeiten. Alles im Ehrenamt und im Winter in unbeheizten Räumen. Denn dass hier gesteigerte Unkosten anfallen, möchte der Museumsleiter natürlich nicht.
Keines der unzähligen Exponate wurde nicht von dem 72-jährigen Museumsleiter, einem gelernten Schneider, Modellmacher und Bekleidungstechniker, selbst gesammelt, auf diversen Flohmärkten erstanden. Inzwischen füllt er acht Räumlichkeiten im Rathaus, die für die Besucher zugänglich sind. Er hat aber auch noch viele Exponate in Lagern und manche in Dauerausstellungen an anderer Stelle. Das ging jetzt über 20 Jahre gut. Nun soll allerdings im Frühjahr damit angefangen werden, das alte Rathaus zum Bürgerhaus umzubauen. Damit geht natürlich der Auszug des Museums einher.
„Ich weiß noch nicht, wie das werden soll“, so Braunreuther, und man merkt ihm die Verzweiflung an. Die Gemeinde hat in einer ehemaligen Gastwirtschaft einen Raum angemietet, der künftig als Museum dienen, also für Besucher zugänglich sein soll. Außerdem sollen Exponate in der ehemaligen Raiffeisenbank in Burgpreppach und in der ehemaligen Schule in Sulzbach eingelagert werden können. Der Raum in der ehemaligen Gaststätte hat rund 40 Quadratmeter, schätzt Braunreuther, er hat den Raum aber nicht mehr so genau in Erinnerung und ihn nun noch gar nicht wieder gesehen. Jedenfalls hadert er mit der kleinen Ausstellungsfläche. „Viel kann man da wahrscheinlich nicht zeigen“, erklärt er.
Sorgen macht er sich auch wegen der jüngst im Gemeinderat getroffenen Aussage, dass er alle seine Exponate an die Gemeinde abtreten soll. Das sehe er noch nicht, betont Braunreuther. Damit würde er ja den Einfluss darüber, was mit seinen Schätzen passiert, verlieren. Er fürchtet, dass hier nachher von inkompetenter Seite entschieden wird, was man behält und was man wegwirft. Bisher habe er noch keinerlei Erkenntnis darüber, wer ihn beim Umzug, beim Auswählen und Verteilen auf die verschiedenen Lager unterstützen soll. Ganz aus der Hand geben will er das nämlich nicht – aber allein kann er die Aufgabe natürlich auch nicht bewältigen. Nach Dreikönig will Braunreuther jedenfalls Kontakt mit Bezirksheimatpfleger Dr. Klaus Reeder und mit dem Amt für nichtstaatliche Museen in München aufnehmen. Schließlich könne es doch nicht sein, dass ein Großteil seiner Schätze jetzt im Müll landet.
„Wenn es damals anders gelaufen wäre, gäbe es die Probleme jetzt nicht“, so der Museumsleiter. Eigentlich hätte das Museum vor Jahren schon in die Gastwirtschaft ziehen können – und nicht nur in einen Raum. Der Bezirk hatte sich nämlich bereit erklärt, das Gebäude für diesen Zweck zu kaufen. Allerdings hätte die Gemeinde die Instandsetzungs- und Unterhaltungskosten tragen müssen. Das hätte der damalige Bürgermeister Karlheinz Denninger aber abgelehnt, erinnert sich Braunreuther.
Eine Nachfrage beim ehemaligen Bürgermeister ergab, dass die Gemeinde damals finanziell schlicht nicht in der Lage gewesen sei, diese Kosten zu tragen. Schließlich habe man zu dieser Zeit auf absoluter Sparflamme gekocht. Alle freiwilligen Leistungen mussten auf den Prüfstand und so manche davon wurde stark zurückgefahren oder eingestellt. Da wäre es nicht vermittelbar gewesen, dass man sich mit der Einrichtung des Museums in der ehemaligen Gaststätte neue Kosten auflädt. Nun soll das Museum doch hier einen Ausstellungsraum erhalten. Allerdings nur als eine Übergangslösung. Wie die Endfassung der Geschichte dann einmal aussehen wird, steht noch in den Sternen, aber wir werden weiter darüber berichten.
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