Es ist ein etwas diesiger Vormittag, als ich Forstanwärter Jonas Meyer am Parkplatz "Dornbusch" an der "Hochstraße", auch "Rennweg" genannt, antreffe. Der Parkplatz liegt an der Strecke zwischen Königsberg und Hohnhausen. Der 23-Jährige erklärt in seinem Nürnberger Dialekt, dass er derzeit im Forstrevier Bramberg, das von Sven Kaps geleitet wird, im Rahmen seiner Ausbildung zum Forstbeamten bis etwa Mitte April tätig ist. Das Forstrevier Bramberg gehört zu den Bayerischen Staatsforsten.
Jonas Meyer erklärt, dass gerade in den Waldabteilungen "Hüttenschlag" und "Steinkreuz" ein Waldpflegeeingriff durchgeführt wird mit dem Ziel, den dortigen Eichenwertholzbestand zu fördern. Die Waldabteilungen befinden sich an einem öffentlichen Radweg des "Königsberger Weges", der von der "Roten Marder" bei Bühl bis zum "Dornbusch" führt.
Während der forstlichen Pflegemaßnahmen muss der "Rennweg" in einem Teilbereich gesperrt werden. Jonas Meyer: "Da ich das Projekt eigenständig betreue, war es anfangs notwendig, eine verkehrsrechtliche Anordnung für die Sperrung beim Landratsamt einzuholen." Der junge Förster bittet die Fahrradfahrer, die dort oft zahlreich unterwegs sind, die Sperrung nicht zu ignorieren, zu ihrer eigenen Sicherheit, sagt er.
Mit ihm fahre ich die Strecke ab, die gesperrt wird. Es fallen am Straßenrand des "Rennweges" Bäume auf, die mit orangen Strichen markiert sind. Jonas Meyer springt über den Straßengraben, fasst an eine Eiche, um die herum Rot- und Hainbuchen mit einem orangefarbenen Fällstrich ausgezeichnet sind, und sagt: "Solche Eichen wollen wir fördern und schneiden deshalb die sie bedrängenden Bäume um." Die Eichen in den Forstabteilungen, wo der Waldpflegeeingriff geschieht, werden wohl noch 60 bis 80 Jahre stehen, erläutert Meyer. Das zeigt wieder, dass die Förster die Früchte ihrer Arbeit selber meist nicht ernten können.
Jonas Meyer erzählt, dass seine Eltern im Nürnberger Land auch Wald besitzen. Nach seinem Abitur habe er dreieinhalb Jahre in Weihenstephan Forstwirtschaft studiert. Ein Jahr steht im noch an der Forstschule in Lohr bevor, wenn er seine Praxiszeit im Forstrevier Bramberg hinter sich hat. So vier bis fünf Jahre dauert es, bis er mit seiner forstlichen Ausbildung fertig ist und dann selbst ein Revier übernehmen kann. Seine Projektarbeit im Bramberger Forst werde sowohl vom Revierförster Sven Kaps, aber vor allem auch von der Forstschule in Lohr begutachtet, erläutert Meyer.
Was steckt hinter dem Projekt? "Der Waldbestand aus Eichen am Radweg wird durchforstet, um den Wert der Bäume in verschiedenster Hinsicht zu steigern", sagt Jonas Meyer. Naturschutzfachlich würden auch sogenannte Biotopbäume mit Bedeutung für die Artenvielfalt bewusst erhalten.
Hinsichtlich einer sozialen Funktion wird das Waldbild auch wegen der Sicherheit für Waldbesucher betrachtet: Kranke und umsturzgefährdete Bäume werden entlang des Radweges entnommen, wertvolle erhalten. Aus wirtschaftlicher Sicht würden sogenannte Elitebäume gezielt durch Entnahme von "Bedrängern" gefördert.
"Bei meiner Arbeit möchte ich auch naturschutzfachlichen Ansprüchen gerecht werden, um zum Beispiel dem Schwarzspecht einen Lebensraum zu geben, aber auch die wirtschaftlichen Zielsetzungen nicht aus dem Auge zu verlieren und nachhaltig zu wirtschaften", erklärt Meyer.
Betreffend die Sperrung des Radweges sagt Jonas Meyer, dass diese voraussichtlich bis Ende März dauern werde. Eine Umleitung werde ausgeschildert.
Auch das leidige Thema Klimawandel spricht der junge Forstmann an, weshalb es wichtig sei, einen gesunden Wald zu erhalten und die vitalsten Bäume in ihrem Wachstum zu fördern. Die klimastabile Eiche mit hoher Wertholzerhaltung spiele hier auch eine Rolle. Bei den Pflegeeingriffen könnte Brennholz gewonnen werden, was im örtlichen Forstrevier Bramberg erworben werden kann. "Der Rohstoff Holz kann als nachwachsender Energieträger angesehen werden und substituiert fossile Brennstoffe", erklärt Meyer.
Er weist noch darauf hin, dass der vorliegende Waldbestand sich im Vogelschutzgebiet des Hassbergtraufes befindet, weshalb bei der Maßnahme der Erhaltungszustand der vorkommenden Arten berücksichtigt werde. Durch die gezielte Ausweisung von Biotop- und Totholzbäumen würden Lebensräume für seltene Vogelarten wie Schwarzspecht, Mittelspecht oder Halsbandschnäpper langfristig erhalten. Für die naturschutzfachlichen Ziele stehe die Planung eines Feuchtbiotopes am Rande des Radweges an, um für Amphibien eine Fortpflanzung und Ruhestätte zu schaffen. Die Pflegefläche ist etwa zehn Hektar groß.