
Am Sonntag entscheidet sich, wer der neue Bürgermeister von Sand wird. Amtsinhaber Bernhard Ruß (SPD) tritt nach 30 Jahren nicht mehr an, und so haben die CSU, die Freien Sander Bürger (FSB) und die SPD Kandidaten ins Rennen um seine Nachfolge geschickt. Nachdem bei der Wahl am 7. Mai keiner der drei über 50 Prozent der Stimmen bekommen hatte, kommt es nun zur Stichwahl zwischen Jörg Kümmel (FSB) und Matthias Zink (SPD).
Ausgeschieden ist CSU-Kandidat Julian Müller, der im ersten Wahlgang die wenigsten Stimmen erhalten hatte. Doch gerade die Wählerinnen und Wähler, die am 7. Mai für Müller gestimmt hatten, dürften nun bei der Stichwahl eine Schlüsselrolle spielen.
Wer kann die Müller-Wähler von sich überzeugen?
Denn: Wer sein Kreuz beim ersten Mal bei Matthias Zink gemacht hat, dürfte das mit großer Wahrscheinlichkeit auch jetzt wieder tun. Wer für Jörg Kümmel gestimmt hatte, wird wohl auch dabei bleiben. Entscheidend dürfte also sein, wem von beiden es eher gelingt, die 527 Müller-Wählerinnen und -Wähler – immerhin 26,6 Prozent der abgegebenen Stimmen – für sich zu gewinnen. Wie wollen Kümmel und Zink das erreichen?
"An der Aufgabenstellung und wie ich diese lösen will, hat sich durch die Wahl am 7. Mai nichts geändert", antwortet Matthias Zink schriftlich auf die Anfrage dieser Redaktion. "Nun liegt es an den Bürgerinnen und Bürgern, die beim ersten Wahlgang einen anderen Kandidaten gewählt haben, ob sie mir oder meinem Mitwerber die Führung der Gemeinde eher zutrauen."
Letzter Wahlkampf mit Bürgergespräch und Flyern
Das bedeutet aber nicht, dass er in den zwei Wochen zwischen dem ersten Wahlgang und der Stichwahl die Hände in den Schoß legt. "Am Freitag, 12. Mai, hatte ich ein Bürgergespräch vor dem Rathaus", berichtet er. Außerdem hat er sich noch einmal mit einem zweiseitigen Schreiben an die Bürgerinnen und Bürger gewandt, in dem er noch einmal kurz seine Ziele zusammenfasst.
Auch Jörg Kümmel möchte die Bevölkerung in den letzten Tagen vor der endgültigen Abstimmung noch einmal schriftlich erreichen. "Für die Stichwahl habe ich noch einen kleinen Flyer vorgesehen, der die Wählerinnen und Wähler vor allem dazu aufrufen soll, auch zur Stichwahl zu gehen", schreibt er. Über den ersten Wahlgang sagt er, die "enorme Wahlbeteiligung von nahezu 80 Prozent" habe gezeigt, "dass die Bürgermeisterwahl für die Sander Bevölkerung einen hohen Stellenwert hat und dass die Sanderinnen und Sander bewusst gewählt haben".
Beide nutzen also die Zeit bis zur Stichwahl noch einmal dafür, auf sich aufmerksam zu machen. Eine spezielle Strategie, mit der sie gezielt die Wählerinnen und Wähler von Julian Müller und der CSU ansprechen wollen, nennt jedoch keiner von ihnen.
Kein Wahlkampf durch Abwertung der Mitbewerber
Ein Punkt, in dem sich beide Kandidaten einig sind: Wahlkampf solle darin bestehen, die eigenen Stärken aufzuzeigen, nicht darin, die Mitbewerber abzuwerten. Das sei in Sand auch durchaus üblich, betont Jörg Kümmel: "In dem Zeitraum, in dem ich bisher politisch aktiv war, gab es immer einen anständigen Umgang der Kandidaten untereinander."
Beide Kandidaten betonen, das auch in diesem Wahlkampf beherzigt zu haben. "Ich habe auch diesmal einen sachlichen Wahlkampf geführt, bei dem es um meine Person, mein Wissen, meine Erfahrung und meine Vorstellung für die Sander Zukunft ging", schreibt Kümmel. "Es war für mich selbst wichtig, andere nicht kleiner zu reden, denn selbst wenn man kurzfristig größer wirken mag, man wird es nicht." Und er betont: "Die Sander Bevölkerung schätzt so etwas auch nicht."
Von Matthias Zink heißt es dazu: "Im Wahlkampf habe ich mich nicht zu meinen Mitbewerbern geäußert, weder mündlich in Versammlungen noch in Broschüren. Auch meine Wahlhelfer haben zurückhaltend agiert." Auf die Nachfrage, ob das auch alle anderen Beteiligten so gehandhabt hätten, will sich Zink nicht äußern. Denn damit würde er ja genau das tun, was er eigentlich vermeiden wolle: Über seine Mitbewerber sprechen.
Erste Amtshandlung: Türen aufsperren und Stühle verrücken
Eine Frage der Redaktion, auf die beide Kandidaten eine kreative Antwort geben, lautete: "Wenn Sie gewinnen, was wird dann Ihre erste Amtshandlung sein?" Matthias Zink antwortet darauf: "Als allererste Amtshandlung werde ich nach der Begrüßung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in meiner neuen Funktion meinen Stuhl zwei Zimmer weiterschieben."
Damit spielt er auf seine aktuelle Tätigkeit an. Denn: Während die Freien Sander Bürger mit Jörg Kümmel auf einen langjährigen Gemeinderat setzen, haben die Sozialdemokraten mit Matthias Zink den Verwaltungsleiter des Sander Rathauses ins Rennen geschickt. Und auch Jörg Kümmel antwortet erst einmal mit Humor: "Meine erste Amtshandlung wird wohl darin bestehen, die Rathaustüre aufzusperren und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter freundlich zu begrüßen."
Danach geht es um Weinfest und Jugendtreff
Allerdings gehen beide Antworten noch weiter. "Die erste bewegende Amtshandlung wird dann wohl die Eröffnung des diesjährigen Sander Altmain-Weinfestes, sieben Tage nach Amtsübernahme, sein", schreibt Kümmel.
Matthias Zink geht hier noch auf eine Angelegenheit ein, in der er dringend etwas bewegen möchte: "Mein Ziel ist es, in den nächsten Wochen die Eröffnung des Jugendtreffs weiter voranzutreiben." Anfang Juli solle es dann eine Versammlung mit allen interessierten Kindern und Jugendlichen der Gemeinde geben. So sollen diese noch die Gelegenheit für Vorschläge und Anregungen bekommen, bevor das "Moe's" im Herbst "mit Leben erfüllt werden kann".