„Ganz großes Kino“ – diese Redewendung hat sich für etwas sehr Besonderes eingebürgert. Das Capitol-Theater in Zeil ist ein ganz kleines Kino, bietet aber dennoch wieder einmal etwas Besonderes: Erstmals wird am 21. Oktober eine Opernpremiere aus dem Nürnberger Staatstheater live in deutsche Kinos übertragen – und Zeil ist das einzige Kino zwischen Nürnberg und Aschaffenburg, das sich beteiligt. Um 17 Uhr wird sich der Vorhang heben für Wagners „Tristan und Isolde“ und das Zeiler Kino wird zum Opernhaus.
Übertragung in HD-Qualität und mit neun Kameras versprechen den Premierengästen im Kino ein besonderes Opernerlebnis. „Der Zuschauer ist näher dran am Bühnengeschehen, hat eine hervorragende Klangqualität und trotzdem das Gemeinschaftserlebnis“, so Bruno Schneyer. Der Unterschied zum Opernhaus sei in etwa so, „wie zwischen Fußballstadion und Public Viewing“.
007 braucht das ganze Kino
Schneyer ist Kinobetreiber mit Herz und Seele und deshalb beschreitet er immer wieder neue Wege, um das letzte Kino im Landkreis Haßberge lebendig zu halten. Ganz bequem kann man in Zeil sitzen, es gibt Sonderaktionen wie „Platz und Pizza“, das Seniorenkino oder auch besondere cineastische Leckerbissen und Multimediaschauen über ferne Länder.
Bei den meisten Filmneustarts ist Schneyer dabei – manchmal zieht er aber auch den Kürzeren. Kleine Kinos mit nur einer Leinwand können die Vorgaben manch großer Verleiher oft nicht erfüllen: „Wenn ich bei James Bond beim Filmstart dabei sein will, darf ich drei Wochen lang nur den einen Film zeigen, nix anderes, nicht mal eine Dokumentation“, erzählt er von einem Kampf, den auch kleine Einzelhändler mit Lieferantenketten und großen Herstellern führen.
Schneyer punktet dafür mit Ideenreichtum und Sparten-Angeboten. So findet seine Initiative in Sachen Freiluftkino immer mehr Anhänger. Während des Kinosommers in Eltmann erreichte ihn auch die Anfrage des Nürnberger Theaters, ob er sich nicht an diesem neuen Projekt beteiligen wolle. Die Idee begeisterte ihn sofort, doch überlegte er eine Zeit lang, denn immerhin muss er vierstellig investieren, um die Premiere über Satellit auch in der gewünschten Qualität empfangen zu können. „Andererseits ist das jetzt auch der Schritt zu dieser Technik“, so Bruno Schneyer. Zahlreiche Filme würden bereits per Satellit an die Kinos übertragen.
So laufen die Vorbereitungen für den 21. Oktober nicht nur bei den Proben in der Staatsoper auf Hochtouren. Wagners Meisterwerk erzählt die Geschichte der hoffnungslosen Liebe zwischen Tristan und Isolde. Die Handlung basiert auf einer Sage aus dem keltischen Sagenkreis um König Artus und Tristan, die Wagner in rauschhaft-aufwühlende Musik gefasst hat.
Die Nürnberger Staatsoper bringt das epochale Meisterwerk in dieser Saison zum 200. Geburtstag Wagners 2013 nicht nur auf die Bühne, sondern gemeinsam mit den Machern des Bayreuther Parsifal auch auf die große Leinwand in 46 deutschen und zwei österreichischen Kinos. Vor einem imposanten Bühnenbild lässt die international renommierte Regisseurin Monique Wagemakers die fatalen Gefühlswelten der Protagonisten aufeinanderprallen. Die musikalische Leitung hat Generalmusikdirektor Marcus Bosch inne. In den anspruchsvollen Titelrollen entfachen Lioba Braun und Vincent Wolfsteiner das qualvolle Feuer der Liebe.
Theater ist schon ausverkauft
Die Nürnberger Premiere ist seit Monaten ausverkauft, doch im Zeiler Kino bietet sich hautnahes Opernerlebnis mit hochauflösenden Bildern und glasklarem Surround-Sound. Die Preise für die Kinokarten wurden vom Veranstalter liveimkino.de einheitlich festgelegt und betragen 25 bis 29 Euro je nach Sitzkategorie – im Verhältnis zu einer Opernkarte ist das durchaus erschwinglich.
Der Opern-Event in Zeil beginnt um 16.30 Uhr, zwei etwa halbstündige Pausen wird es geben, in denen auch Backstage-Bilder und Interviews aus Nürnberg gezeigt werden. Natürlich sorgt Bruno Schneyer mit Sekt und Häppchen für ein angemessenes Ambiente. Das Ende der Premiere in Nürnberg ist für 22.30 Uhr geplant.
Schneyer hofft, den Musik- und besonders den Opernfreunden der Region eine Möglichkeit zu bieten, die es eventuell künftig auch öfter geben könnte. „Es muss ja nicht immer Oper sein“, so Schneyer.
Karten können unter Tel. (0 95 24) 16 01 reserviert werden.