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Bamberg
Bamberg: Waches Gedenken an Opfer der Nazis bleibt Verpflichtung
Der Förderkreis zur Pflege des Erinnerns an Hans Wölfel e.V. hatte zu der Gedenkfeier am Ehrengrab eingeladen. Auch Vertreter der Bamberger Justizbehörden waren gekommen.
Foto: Marion Krüger-Hundrup | Der Förderkreis zur Pflege des Erinnerns an Hans Wölfel e.V. hatte zu der Gedenkfeier am Ehrengrab eingeladen. Auch Vertreter der Bamberger Justizbehörden waren gekommen.
Bearbeitet von Marion Krüger-Hundrup
 |  aktualisiert: 09.07.2022 02:35 Uhr

Vor 78 Jahren wurde der Bamberger Rechtsanwalt, Katholik und Gegner des Nationalsozialismus Hans Wölfel hingerichtet. An seinem Ehrengrab auf dem Hauptfriedhof fand jetzt eine Gedenkfeier statt.

Es war der große Thomas Dehler, der am 8. Januar 1946 in der ersten Ausgabe des Fränkischen Tags einen seitelangen Nachruf auf Hans Wölfel geschrieben hatte. Auf diesen „tatkräftigen, gescheiten, aufgeschlossenen, immer innerlich bewegten und opferwilligen Kämpfer in seiner selten glücklichen Mischung zwischen fränkischer Härte und österreichischer Beschwingtheit, mit der doppelten Gabe Menschen zu überzeugen und zu begeistern". Unter Missachtung aller Grundsätze der Gerechtigkeit und der Menschlichkeit sei Hans Wölfel im Zusammenwirken einer großen Zahl von Männern und Frauen getötet worden: „Im Marke war unser Volk vergiftet, dass es ihn mordete“, schrieb Dehler.

Doch Bamberg war nach 1945 aufgewacht: Die Stadt widmete Hans Wölfel, den das NS-Regime am 3. Juli 1944 in Brandenburg-Görden durch Enthauptung hinrichten ließ, ein Ehrengrab auf dem Hauptfriedhof. Auch 78 Jahre später ist der Rechtsanwalt für die von den Nazis Bedrängten, überzeugte Katholik und Gegner des Nationalsozialismus nicht vergessen. Nach coronabedingter zweijähriger Pause konnte der „Förderkreis zur Pflege des Erinnerns an Hans Wölfel e.V.“ am Montagabend wieder zu einer Gedenkfeier einladen: „um im Sinne Wölfels den Geist der Versöhnung und der Gerechtigkeit und der Freiheit weiterzugeben und um zu lernen, an rechter Stelle Widerstand zu leisten“, wie Förderkreis-Vorsitzender Domkapitular i.R. Gerhard Förch sagte.

Zweiter Bürgermeister Jonas Glüsenkamp sprach von einer Verpflichtung, das Gedenken an Persönlichkeiten wie Hans Wölfel, die sich der NS-Diktatur entgegenstellten, wach zu halten: „Je weiter wir von der NS-Zeit entfernt sind, desto wichtiger ist so ein Gedenktag, um daran zu erinnern, was ein Unrechtsregime ist und wie wertvoll Frieden und Meinungsfreiheit sind“, betonte Glüsenkamp. Er wagte einen Sprung in die Gegenwart zu Verschwörungstheoretikern und Gegnern der Corona-Maßnahmen, die unselige Vergleiche zögen und behaupteten, heutzutage in Deutschland in einer Diktatur zu leben. Der Bürgermeister mahnte den Mut und die Zivilcourage an, solchen Leuten zu widersprechen.

Der Priester Gerhard Förch hob zu einem Dankgebet für das Lebens- und Glaubenszeugnis von Hans Wölfel an: „Er ist seinem Gewissen treu bis in den Tod geblieben.“ Das Blechbläserensemble „Trumpet Voluntary“ schickte verhaltene musikalische Grüße in den Himmel: „Meine Seele ist stille in dir“ erklang es nach dem vertonten Psalm 62. Auch altdeutsche Choräle ließen Raum, an Hans Wölfel zu denken, „der um der Wahrheit willen einen ungerechten Tod erlitt“, wie Thomas Dehler einst schrieb.

Der vollständige Nachruf und weitere Materialien sind auf der Homepage www.foerderkreis-hans-woelfel.de zu finden.

Das Ehrengrab von Hans Wölfel auf dem Hauptfriedhof.
Foto: Marion Krüger-Hundrup | Das Ehrengrab von Hans Wölfel auf dem Hauptfriedhof.
 
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