Wenn wir lesen, lesen wir aus den unterschiedlichsten Gründen. Der Eine ist auf der Suche nach Informationen, ein Anderer will seinen Geist anregen und wieder Andere suchen einfach eine Möglichkeit, abzuschalten. Vom Sachbuch bis zur Unterhaltungsliteratur: Auch in der Zeit von Internet und neuen Medien wird weiterhin viel gelesen. Zum Welttag des Buches, der jedes Jahr am 23. April stattfindet, bat das Haßfurter Tagblatt prominente Bürger des Heimatkreises um Buchempfehlungen für unsere Leser.
•„Blackout“: „Ich komme halt nicht ganz ohne Politik aus“, begründet der Sander Bürgermeister Bernhard Ruß seinen Buchtipp. Schon im vergangenen Jahr hatte er „Blackout“ von Marc Elsberg zum Geburtstag geschenkt bekommen, kam aber erst kürzlich dazu, das Werk zu lesen. Der Roman spielt in der nahen Zukunft und beschreibt einen europaweiten Zusammenbruch sämtlicher Stromnetze, Reaktionen der Politiker und Folgen für die Bevölkerung. „Ein politisch wichtiges Thema“, findet Ruß.
•„Die Zukunft des Wassers“: Auch Landrat Wilhelm Schneider empfiehlt ein Buch, das eine große Frage der Politik aufgreift. In „Die Zukunft des Wassers – Eine Reise um unsere Welt“ beschäftigt sich Autor Érik Orsenna mit der Frage, wie die neun Millionen Menschen auf der Welt in Zukunft mit einem unverzichtbaren Lebensmittel versorgt werden sollen. Als „literarisch glänzende Reportagen“ werden die Werke des promovierten Wirtschaftswissenschaftlers Orsenna in Rezensionen beschrieben. Wilhelm Schneider gibt an, ihm habe das Buch besonders gefallen, weil es dem Autor gelungen sei, ein brisantes Thema spannend zu erzählen.
•„Verheißung“: Manchmal kann es aber auch nötig sein, einfach abzuschalten. Wer schon in seinem beruflichen Umfeld oft mit schwierigen Fragen konfrontiert ist und viel lesen muss, dem tut es oft gut, mithilfe von Unterhaltungsliteratur etwas Abstand zu gewinnen. „Zum Abschalten lese ich gern Krimis“, sagt die Bundestagsabgeordneten Dorothee Bär. Sie empfiehlt „Verheißung“ von Jussi Adler-Olsen. Dabei handelt es sich um den sechsten Band der Krimireihe des dänischen Schriftstellers, die seit 2007 die Fälle des Ermittlers Carl Moerck vom Sonderdezernat Q in Kopenhagen beschreibt. Nachdem ein Kommissar 17 Jahre lang vergeblich versucht hat, einen mysteriösen Mordfall zu klären, bittet er Moerck um Hilfe. Die Ermittlungen führen das Sonderdezernat Q zu der merkwürdigen „Akademie für die Vereinigung von Mensch und Natur“ auf der Ostseeinsel Öland und bringen den Krimihelden selbst in Lebensgefahr.
•„Hectors Reise“: Steffen Vogel hingegen beschäftigt sich lieber mit weniger düsteren Themen. Als sein Lieblingsbuch nennt der Landtagsabgeordnete „Hectors Reise oder die Suche nach dem Glück“. „Da ich zeitlich stets sehr eingebunden bin, habe ich wenig Zeit, dicke Wälzer zu lesen. Das Buch ist leicht zu lesen und nicht allzu dick“, sagt Vogel. In dem Roman des französischen Schriftstellers François Lelord begibt sich der junge Psychiater Hector auf eine Reise durch verschiedenste Länder der Welt. Sein Ziel: Er sucht einen Weg, die Menschen glücklich zu machen. Vogel sagt, ihn habe das Buch mit verschiedenen Lektionen, wie man persönliches Glück im Leben finden könne, beeindruckt und beeinflusst. „Nicht alles was wir als wichtig ansehen, ist wirklich wichtig“, so Vogel. Ihm sei beim Lesen bewusst geworden, „dass viele Menschen in unserer Gesellschaft froh wären, wenn sie nur die Sorgen hätten, die man selbst als große Sorgen ansieht.“
•„Altwerden...“: Obwohl Michael Ziegler selbst erst 47 Jahre alt ist, empfiehlt der Bürgermeister von Eltmann und stellvertretender Landrat das Buch „Altwerden ist nichts für Feiglinge“ des 2014 verstorbenen Schauspielers Joachim Fuchsberger. Es sei „ein klasse Buch“, weil es aus der Lebensrealität heraus geschrieben sei und ihn viele Passagen an Phasen seines eigenen Lebens erinnern. Belletristik liest Ziegler nur im Urlaub, ansonsten fehlt im die Zeit. „Aber das Haßfurter Tagblatt lese ich natürlich täglich“, fügt er an.
• ???: Dass die Tätigkeit eines Berufspolitikers kaum Zeit zum Lesen von Belletristik lässt, bestätigt auch der Haßfurter Bürgermeister Günther Werner, der daher keinen Buchtipp abgeben möchte. Die Zeitung lese jedoch auch er täglich.
•„Hitlers Rache“: Oberkirchenrat Gotthart Preiser beschreibt das letzte Buch, das er gelesen hat, als „schon etwas Spezielles“. So gibt er weniger einen Lesetipp, als vielmehr eine Begründung, warum ihn das Werk interessierte. „Hitlers Rache“ ist der Titel des Buches. Sein Autor, Friedrich-Wilhelm von Hase, ist der Sohn eines Mitverschwörers von Stauffenbergs Hitler-Attentat. Er beschreibt darin, wie nach dem Scheitern der „Operation Walküre“ nicht nur Stauffenberg und seine Mitverschwörer hingerichtet, sondern auch deren Familien in Sippenhaft genommen wurden. Preiser erinnerte sich, dass sein Zeichenlehrer am Görlitzer Gymnasium von Hase hieß und nach dem 20. Juli plötzlich verschwand. Der evangelische Geistliche hoffte, etwas über dessen Schicksal zu erfahren. Im persönlichen Schriftverkehr erfuhr er, dass der Zeichenlehrer die Verfolgungszeit überstanden und noch etliche Jahre gelebt hat.
•„Das dreizehnte Kapitel“: Haßfurts katholischer Stadtpfarrer Stephan Eschenbacher schließlich empfiehlt Martin Walsers „Das dreizehnte Kapitel“. Der Roman beschreibt einen fiktiven Briefwechsel zwischen dem Schriftstellers Basil Schlupp und der Theologieprofessorin Maja Schneilin. Beide sind verheiratet, doch nur in ihrem Briefwechsel können sie aus sich herausgehen.