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Haßfurt
Von Schlager über Jazz bis Tucholsky: Zeitreise mit Lorraine Beran und Franz Zwosta
Stehenden Applaus ernteten Lorraine Beran und Franz Zwosta für die Premiere ihres neuen Programms 'In der Bar zum Grammophon' im evangelischen Pfarrgarten in Haßfurt.
Foto: Sabine Weinbeer | Stehenden Applaus ernteten Lorraine Beran und Franz Zwosta für die Premiere ihres neuen Programms "In der Bar zum Grammophon" im evangelischen Pfarrgarten in Haßfurt.
Sabine Weinbeer
 |  aktualisiert: 17.05.2024 02:45 Uhr

Ein sonniger Abend mit Theater und Musik, einer Reise in eine sehr besondere Zeit: Mit der Premiere von "In der Bar zum Grammophon" bescherte der "Fränkische Theatersommer" den Gästen im evangelischen Pfarrgarten in Haßfurt einen unvergesslichen Muttertags-Abend. Die Revue entführte in die 1920er Jahre mit viel Musik, aber auch kritischen Betrachtungen. "Man stelle sich vor, dieses Lebensgefühl, dieser Erfindergeist und die Entwicklung zur Emanzipation hätten sich ohne die 30er und 40er Jahre so fortgesetzt", resümierte Pfarrer Thomas Prusseit zum Abschluss des Abends.

Ob Jazz oder Schlager: Franz Zwosta ist ein Vollblut-Musiker, der sich ideal mit Lorraine Beran ergänzt.
Foto: Sabine Weinbeer | Ob Jazz oder Schlager: Franz Zwosta ist ein Vollblut-Musiker, der sich ideal mit Lorraine Beran ergänzt.

Lorraine Beran und Autor Franz Zwosta haben seit Oktober 2023 an diesem Programm gearbeitet, das sich aus einem alten Koffer speist, den "Helga und Horst" auf dem Dachboden finden. Die Schätze des Großvaters, Zeitungen und Shellak-Platten, führen zu einer Reise durch die 20er Jahre, in denen epochale Erfindungen gemacht und stets von Misstrauen begleitet wurden. Der Siegeszug des Radios begann, der Farbfilm entwickelte sich, der Jazz schwappte über den großen Teich, verrückte Tänze griffen um sich, der Zeppelin wurde weltweites Verkehrsmittel. Frauen legten die Mieder ab und zeigten ein ganz neues Selbstbewusstsein – allerdings nur diejenigen, die finanziell unabhängig waren und auf die gesellschaftliche Anerkennung keinen Wert legten. Die Inflation galoppierte und viele Menschen wussten nicht, ob sie morgen kein Dach mehr über dem Kopf haben.

So vielfältig die Themen, so vielfältig die Musik. Franz Zwosta und Lorraine Beran bewiesen sich erneut als kongeniale Partner, die ganz in das Lebensgefühl der 20er Jahre eintauchten. Viele Aha-Effekte gab es bei den Zuschauern mit Schlagern wie "Benjamin, ich hab nichts anzuzieh'n", "Was macht der Meyer auf dem Himalaya" oder "In der Bar zum Krokodil". Viele der Texte stammten von Fritz Löhner, der später im KZ ermordet wurde. Sein Gedicht "Ewiger Tag" zählte ebenso wie Tucholskis "Der deutsche Mann" und das Lied "Schöner Gigolo – armer Gigolo" zu den nachdenklichen Passagen des Programms, an dessen Ende stehender Applaus aufbrandete.

 
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