In der Flur „Rattingen“ gab es einst besonders viele Nager. Der Name „Überschall“ weise darauf hin, dass sich der Schall in diesem Tal besonders weit trägt. Und am „Kustor“ hatte der Küster seine Felder. So oder ähnlich funktioniert die Volksetymologie, berichtet der Historische Verein von Fehlinterpretationen aus dem Landkreis. Wie irre man damit laufen kann, zeigt eine fachliche Beschäftigung mit den Flurnamen.
Flurnamen mit der Endung -ingen sind primär verdächtig, an einen alten Siedlungsplatz zu erinnern. Das Bestimmungswort „rat“ könnte dem Germanischen entstammen, wo es zur Familie „kratzen, schaben“ gehört. Hier könnte zum Beispiel einst einmal Lehm, Steine oder Erz abgebaut worden sein.
Der „Überschall“ dürfte auf ein „über(s) hall“ zurück zu führen sein, wobei „hall“ im Mittel- und Norddeutschen laut dem Sprachforscher Jürgen Udolph für Abhang oder Halde steht.
Am Kustor könnte tatsächlich der Küster Felder besessen haben. Ist der Flurname jedoch schon älter, könnte er auf einen „Wächter“ hinweisen, den vom lateinischen „custor“ (Wächter) leitet sich unser deutsches „Küster“ ab.
Abschließend muss man jedoch sagen, dass ohne wirkliche Altbelege jegliche Etymologie nur hypothetisch ist. Die Karte stammt aus dem 19. Jahrhundert, und schon damals waren viele Namen durch die Überlieferung irreführend verfälscht.